Herne. Auf der Hauptstraße in Wanne-Eickel ist ein neuer Asphalt aufgetragen worden. Er soll Wunder wirken, etwa Stickoxide und Lärm deutlich senken.
In Herne ist zum ersten Mal ein neuer Asphalt verlegt worden, der die Luft- und Lärmbelastung auf der Straße deutlich verringern soll. Außerdem heize der Straßenbelag nicht mehr so stark auf. Schon in der kommenden Woche soll der Asphalt auch auf eine weitere Straße aufgetragen werden.
Josef Becker, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, spricht von „einer Art Wunder-Asphalt“, der jetzt auf die Hauptstraße in Crange gewalzt wurde. Er sei bei einem Forschungsprojekt entwickelt worden und soll bis zu 30 Prozent der Stickoxide, die durch die Fahrzeuge auf der Straße ausgestoßen werden, in ungefährliche Stoffe umwandeln. Außerdem verringere er den Lärm der Fahrzeuge um bis zu drei Dezibel. Da der Asphalt heller sei, heize er sich auch nicht so stark auf und gebe entsprechend weniger Hitze an die Umgebung ab. „Auch das ist gut fürs Klima“, meint Becker.
Der so genannte fotokatalytisch wirkende Asphalt wurde in den vergangenen Tagen auf eine Fläche von 425 Metern auf die Hauptstraße zwischen A 42 und Dorstener Straße, bis kurz vor das Cranger Tor, aufgetragen. Dabei wird, so erklärte es Eva-Maria Stieglitz-Broll vom Tiefbauamt, Zementsplitt, mit Titandioxid versetzt, in den Asphalt gemischt und plattgewalzt.
Straßenumbau wird vom Bund gefördert
Die Hauptstraße war in diesem Bereich marode, hatte viele Schlaglöcher und musste ohnehin dringend angepackt werden. Dass die Stadt für die seit langem geplante neue Decke den innovativen Belag nutzen kann, liege auch an einer Förderung des Bundes, der 90 Prozent der knapp 500.00 Euro für den neuen Asphalt übernehme. „Da ist das Risiko gering“, meint Becker. Die Verwaltung will nun schauen, wie sich die Bodendecke mache, sprich: ob sie letztlich auch robust genug sei. In welchem Umfang Stickoxide gefiltert werden, könne die Stadt dagegen nicht messen. Dazu wären umfangreiche Verfahren notwendig, außerdem habe das Forschungsprojekt bereits Zahlen geliefert.
Wenn nichts dagegen spreche, will die Stadt den Asphalt künftig verstärkt einsetzen. Er sei zwar knapp drei Prozent teurer als der handelsübliche, habe aber deutliche Vorteile, heißt es. Davon will sich die Stadt auch in Kürze bei einem anderen Bauprojekt überzeugen: Kommende Woche startet in Baukau eine weitere Decken-Erneuerung mit dem neuen Material, und zwar auf der Bismarckstraße zwischen Bahnhofstraße und Westring zwischen A 42 und Herner Bahnhof. Diese Straße, so die Stadt, werde deutlich stärker von Fahrzeugen genutzt als die Hauptstraße in Crange, die eine Einbahnstraße ist.
Winterbaustellen nicht möglich
Auch die Bauarbeiten in Baukau würden gefördert, und auch dort will die Stadt beobachten, ob der neue Asphalt den Erwartungen entspreche. Einen Nachteil hat die Stadt für das innovative Produkt bereits ausgemacht: Es könne nur bei Temperaturen von über 15 Grad Celsius aufgetragen werden, sagt Eva-Maria Stieglitz-Broll. Das bedeute: Winterbaustellen seien damit in der Regel nicht möglich.
Grenzwert nicht eingehalten
Die Stickstoffdioxid-Belastung in Wanne-Nord übersteigt seit Jahren die Grenzwerte. Mit einem Mittelwert von jeweils 43 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag der durchschnittliche Messwert an der Recklinghauser Straße in Wanne-Nord 2017 und 2018 über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm.
Die Stadt will mit ihrer Gesamtstrategie klimafreundliche Mobilität gegen die Stickoxid-Belastung ankämpfen. Dazu gehören 60 Einzelmaßnahmen.
Zurück an die Hauptstraße: Die Verwaltung überlege, ob auch die Bürgersteige zwischen der neuen Fahrbahn und den Häusern mit Platten aus fotokatalytisch wirkenden Platten ausgestattet werden sollen, so Fachbereichsleiter Becker. Das hänge von den Beobachtungen der Stadt ab. Er bekennt, dass er im Vorfeld „sehr skeptisch“ gewesen sei. Schon jetzt, vor der Freigabe der Straße für den Verkehr, sei er aber überzeugt von dem Asphalt. Kein Kommentar: „top“.