Herne. Die Afrikanerin Phiona Mutesi konnte als Kind nicht lesen und schreiben. Heute ist sie eine Schach-Meisterin. Nun ist sie zu Gast in Herne.
Sie kam in den Slums der ugandischen Hauptstadt Kampala zu Welt, lernte weder lesen noch schreiben. Nun hat es Phiona Mutesi nicht nur geschafft, dass sie heute in den USA studiert, die 23-Jährige ist ein weit über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus bekannter Schachchampignon - und ihre Lebensgeschichte wurde verfilmt.
Mit dem Motto „Gib niemals auf“, hat sie, wie Oberbürgermeister Frank Dudda beim Empfang im Rathaus erläuterte, eine außergewöhnliche Karriere geschafft und sich in einem Sport durchgesetzt, der nach wie vor als Männerdomäne gilt - vor allem auch in Uganda.
Eben wegen des „beeindruckenden Lebensweges“ bemüht sich Martin Pohl schon seit Jahren darum, dass er die Afrikanerin beim Schachturnier des Vereins Unser Fritz über Fronleichnam im Stadtteilzentrum Pluto als Gast willkommen heißen kann. „Ich freue mich riesig, dass es jetzt endlich geklappt hat“, betonte der Organisator. Neben ihm saß bei dem Empfang mit Robert Katende der Mann, der das Talent der Afrikanerin entdeckt und stets gefördert hat. Er ist Missionar und Schachlehrer. Das Angebot, den Sport zu erlernen verband er mit dem Versprechen, dass sie tagtäglich eine warme Mahlzeit bekomme. Als Phiona neun Jahre alt war, kam der Kontakt zu Katende zustande.
Mit elf Jahren gewann sie die Juniormeisterschaften
Filmvorführungen
Der Film über Phiona Mutesi („Queen of Katwe“, Katwe ist der Name des Slums) ist am Montag, 24. Juni, 18 Uhr, i n der Filmwelt Herne zu sehen. Eintritt ist frei, aber eine Anmeldung erforderlich bei Carola Riegel-Kahl (Stadt Herne), Mail: carola.riegel-kahl@herne.de, 162223.
Das Gespräch mit Phiona Mutesi beginnt am Sonntag, 23. Juni,18 Uhr, in der Stadtmission Wanne-Eickel, Hauptstraße 245c.
Jeden Tag machte sie sich fortan auf den 6,5 Kilometer langen Weg von ihrer Hütte bis zu der Kirche des Missionars. Heute sagt sie: „Am Anfang bedeutete Schach für mich eine Schale Haferbrei“. Bald schon stellten sich erste Erfolge ein. Mit elf Jahren gewann sie die Juniormeisterschaften des Landes, mit 15 Jahren wurde sie nationale Meisterin und nahm auch bald an internationalen Wettbewerben teil. Dazu gehörten Schacholympiaden in Russland, der Türkei, Norwegen und Aserbaidschan. Am Anfang ihrer Karriere hat sie manchem Jungen in Uganda das Fürchten gelehrt.
Denn dass ein Mädchen besser ist, „hat manchen Gegner die Tränen in die Augen getrieben“, sagte Joshua Milk. Über ihn, der mehrere Jahre dem Herner Schachclub angehörte und heute den Gelsenkirchener Verein Kerem Ke leitet, kam der Kontakt zu Phiona Mutesi und ihren Coach zustande.
Mit dem Sport eröffnete sich für die Afrikanerin dann auch die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Dank ihrer guten Leistungen, verbunden mit dem starken Willen, es im Leben zu etwas zu bringen, hatte sie schulische Erfolge. Inzwischen studiert sie in Seattle Betriebswirtschaft.
Chancenlos gegen Hollywood
Beim Schachturnier in Herne will sie vor allem Spaß haben, betonte Phiona Mutesi. Auf Siege komme es ihr nicht an. Am Ende des Turniers ist ein Gespräch mit ihr geplant.
Fast wäre die Afrikanerin vor vier Jahren schon nach Herne gekommen, doch „damals begannen gerade die Dreharbeiten für den Film“, erzählte Martin Pohl. Gegen Hollywood, das haben wir eingesehen, hatten wir keine Chance.“