Herne. Seit Mittwoch können Herner mit E-Tretrollern durch das Stadtgebiet flitzen. Wie das Ausleihen und Fahren funktioniert, hat die WAZ getestet.

Neugierige Blicke. Passanten halten an, zücken ihr Handy und machen ein Foto. Die Flotte der E-Scooter am Herner Bahnhof scheint die neueste Attraktion in Herne zu sein. Immer wieder kommt die Frage: „Wissen Sie, wie das funktioniert?“ Tatsächlich erschließt sich der Gebrauch der E-Tretroller, die seit Mittwoch an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet ausgeliehen werden können, nicht auf Anhieb. Große Texttafeln sucht man vergebens. Doch wer genau hinschaut, entdeckt eine kurze Bedienungsanleitung auf dem Scooter.

So funktioniert das Ausleihen

Die App zeigt die Standorte der Scooter an. Mit ihr lässt sich zudem der QR-Code am Rollerlenker einscannen.
Die App zeigt die Standorte der Scooter an. Mit ihr lässt sich zudem der QR-Code am Rollerlenker einscannen. © Funke Foto Services GmbH | Foto: Olaf Fuhrmann

Nutzer müssen eine Kreditkarte besitzen, über die abgerechnet wird. Über die App „Flash“ können Nutzer via GPS sehen, an welchen Stellen die insgesamt 50 E-Scooter des Berliner Start-ups Circ (bis vor einer Woche bekannt als Flash) ausgeliehen werden können. Den QR-Code am Roller mithilfe der App einscannen, und dann kann es losgehen. Ein Helm ist ratsam, wenn auch keine Pflicht.

Und los geht die Fahrt

Den rechten Fuß aufs Trittbrett, mit dem linken Schwung holen und dann den Gashebel am Lenker nach vorne schieben. Mit einem leisen Summen beschleunigt der Tretroller auf knapp 20 Kilometer pro Stunde. Um die Balance halten zu können, empfiehlt es sich, den hinteren Fuß quer auf das Brett zu stellen. Nach kurzer Eingewöhnung macht die Fahrt mit dem elektrisch angetriebenen Gefährt richtig Spaß.

Bei einem kurzen Abstecher in die Fußgängerzone drosselt sich die Geschwindigkeit automatisch auf sieben Kilometer pro Stunde. Sicherlich sinnvoll, um Kollisionen mit Fußgängern zu vermeiden. Auf der Straße gilt es, wie beim Fahrradfahren, achtsam zu sein, denn mit so einem kleinen Roller wird man schnell übersehen.

Die Kosten

Die App speichert den Weg und zeigt die Kosten an.
Die App speichert den Weg und zeigt die Kosten an. © Screenshot: Jana Tessaring

Die Entsperrung kostet einen Euro, jede Minute anschließend 15 Cent. Für eineinhalb Stunden kreuz und quer durch Herne waren am Ende 14,60 Euro fällig. Die Roller können nach der Nutzung einfach stehen gelassen werden, dürfen aber niemanden behindern. Nach dem Beenden fordert die App den Nutzer auf, ein Foto vom Standort zu machen. Mitarbeiter von Circ sammeln sie wieder ein, warten sie und laden die Roller über Nacht wieder auf.

Der Start in den deutschlandweiten Regelverkehr am 15. Juni ist mit einer Forschungskooperation verbunden: Die Daten der E-Scooter sollen in anonymisierter Form ausgewertet werden, um das Nutzerverhalten zu verstehen und neue Konzepte entwickeln zu können.

Das Fazit

300 Nutzer in drei Tagen

Feste Standorte der 50 E-Scooter sind die beiden Bahnhöfe, das Herner Rathaus, Schloss Strünkede, das Parkhotel am Stadtgarten und das Technische Rathaus. Weitere Standorte, wie der Gysenbergpark, sollen folgen

Laut Deutschland-Chef Max Hüsch hatte Circ in den ersten drei Tagen in Herne knapp 300 Kunden. Circ ist bislang in 21 europäischen Städten aktiv.

Anrollen, Gas geben und Bremsen: Die Bedienung des Rollers ist intuitiv. Die Bremsen packen gut, was ein sicheres Gefühl vermittelt. Praktisch ist auch die Handy- und die Getränkehalterung. Die Fahrt macht Freude, und mit dem neuartigen Gefährt zieht man alle Blicke auf sich. Achtgeben auf Schlaglöcher, die einen ganz schnell aus dem Gleichgewicht bringen können. Auf Kopfsteinpflaster wird es ungemütlich: Der Scooter ruckelt hier merklich.

Nicht ungefährlich ist das Fahren auf der Straße: Aufspringende Autotüren und Autofahrer, die viel zu dicht überholen, strapazieren die Nerven. Also lieber auf richtigen Radwegen oder in ruhigen Seitenstraßen fahren.