Herne. Marion Callies aus Marl stellt unter dem Titel „carwash“ Fotos in Herne aus. Ihre Farbexplosionen findet sie – in der Waschstraße.

Manche Menschen fahren wirklich mit ihrem Auto durch die Waschstraße, damit es hinterher ein wenig sauberer aussieht. Für Marion Callies ist die Reinigung eher Nebensache. „Der Himmel und die Waschstraße sind meine liebsten Motive“, sagte die Marler Künstlerin selbst.

Jede Waschanlage liefert andere Bilder

In der Waschanlage entstehen ganze Reihen von Fotografien, die sie einfach „carwash“ nennt. Und jede Waschanlage liefert andere Bilder. Mal scheint das Tageslicht durch. Die farbige Beleuchtung im Inneren verändert die Motive. Auch die Bewegung der einzelnen Bürsten verändert immer wieder die Formen im Bild. Eine Auswahl ihrer Arbeiten ist derzeit in der Mulvany-Villa am Shamrockring zu sehen.

Die Mulvany-Villa

Ob William Thomas Mulvany in der 1875 erbauten Villa gewohnt hat, ist unklar. Der irische Ingenieur ist 1855 nach Deutschland gekommen. In Herne ließ er die Schachtanlage Shamrock erschließen und war Mitgründer der Aktiengesellschaft Hibernia.

Das Backsteingebäude diente bis 1936 als Dienstwohnung der Direktoren. Seit 2008 stehen die historischen Teile des Gebäudes unter Denkmalschutz.

Marion Callies geht es aber um alles andere als die fotografische Dokumentation des Reinigungsprozesses. Sie fotografiert durch die Windschutzscheibe. Da wird der Schaum zu einer farbigen Barriere, die sich durch das Bild zieht. Die Wassertropfen gerinnen zu einem Spiel von tanzenden plastischen Formen. Eine Bürste erinnert an eine ferne Bergkette am Horizont. Linien führen in einen unendlich scheinenden Raum. Knallige Farbformen, unförmige Spritze oder bewegte Lichtreflexe schichten sich in verschiedenen Ebenen vor- und hintereinander.

Manchmal sind auch Formen wiederzuerkennen

  Foto von Marion Callies          
  Foto von Marion Callies           © Callies

Manchmal zeichnen sich aber auch Formen ab, die man wiedererkennt. Da kann man ein Nummernschild erahnen. Oder die Rücklichter des vorherigen Autos schauen einen mit großen Augen an. Da könnte sich auch ein Gesicht spiegeln. Oder aus zufälligen Formen zusammensetzen. Und wenn die Fantasie des Betrachters völlig den Blick übernimmt, tanzt ein kleines Teufelchen durchs Bild oder brennt schon mal ein Haus lichterloh.

Bilder am Computer bearbeitet

Marion Callies bearbeitet ihre Bilder am Computer. „Ich verändere die Formen überhaupt nicht“, erklärt sie und darauf besteht sie auch. Aber die Farben werden variiert oder ausgetauscht, die Tiefenschärfe angeglichen oder auch die Sättigung verändert. Das Ergebnis sind Bilder, die ganz aus ihren Farben und ihren bewegten Formen leben. Manche der Bilder wirken wie Ausschnitte aus einer unbestimmten Bewegung der Farben, andere wie festgeschmolzener Lack. Aber immer sind sie einfach schön anzusehen.

In der Mulvany-Villa schaffen sie einen lebhaften Kontrast zu den stilvollen Innenräumen. „Magic is everywhere“ – Magie ist überall – so der Untertitel der Ausstellung. Marion Callies findet ihre magischen Momente sogar in der Waschstraße.

Bilder bis 30. Juni auf Anfrage

Zu sehen sind ihre Bilder bis zum 30. Juni, leider im Augenblick nur auf Anfrage. Wer mehr von ihren Werken sehen möchte, kann dies bei der „Revierkunst“ Ende des Monats in Herten (28. bis 30. Juni, Zeche Ewald).