Herne. . Die Stadt lässt den Wall an der Berliner Straße in Abschnitten abholzen. Anwohner misstrauen dem Versprechen, dass alles wieder nachwächst.

„Der Wald stand seit 1974“, erinnert sich Krimhild Schlautmann. Sie ärgert sich über die Abholzung der Bäume an der Berliner Straße in Wanne. Sie hätten Tieren Unterschlupf gegeben und auch als Lärmschutz für die benachbarten Häuser gedient, sagt Krimhild Schlautmann. „Die Bäume sind nicht auf den Stock gesetzt worden. Sie wurden nicht kniehoch sondern ganz unten abgesägt.“

Auch in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Wanne waren die Fällarbeiten an der Berliner Straße im Bereich des Scharpwinkelrings ein Thema. Stadtgrün-Vize Thilo Sengupta wies den Vorwurf von Günter Nierstenhöfer (Piraten-AL) zurück, dass die Arbeiten nicht fachgerecht erfolgt seien.

Rodungsarbeiten  zwischen Berliner Straße und Steinbergstraße.
Rodungsarbeiten zwischen Berliner Straße und Steinbergstraße. © Sebastian Sternemann

Die Rodung sei genau so durchgeführt worden, wie es bereits im Februar im Bezirk Wanne angekündigt worden sei, also im Reißverschlussverfahren. Tiere hätten dadurch nach wie vor Rückzugsmöglichkeiten. „Das erfreut nicht gerade das Auge“, räumte der Stadtgrün-Mitarbeiter ein. Aber: „Wenn die Pflanzen ausschlagen, reguliert sich das.“ Wie berichtet, war vor Weihnachten ein Baum aus der Böschung gebrochen. Aus Verkehrssicherungsgründen habe man keine andere Wahl, als die Hälfte des unter Aufsicht der Forstbehörde stehenden 15.000 Quadratmeter großen Streifens zu roden, so Stadtgrün.

Zwei Anwohner konnte die Verwaltung mit ihren Ausführungen nicht überzeugen. Sie zweifelten die Notwendigkeit des Kahlschlags an und verließen noch während des Tagesordnungspunktes aus Protest die Sitzung. „Das waren alles gesunde Bäume. Vielleicht ist hier einmal ein Ast heruntergekommen.“ Außerdem vermülle das Gelände nun zusehends.

Die Stadt versprach, Abfallablagerungen zu entfernen. Und: Auf Grünflächen vor dem Wall soll ein Blüh- und Kräuterstreifen eingesät werden, so Sengupta.

Kahlschnitt aus Kostengründen

Die Bäume – überwiegend Pappeln, Robinien und Weiden – sowie Sträucher sollten laut Stadt „auf den Stock gesetzt“ werden, sprich: auf 30 bis 40 Zentimenter gekürzt werden.

Das Gehölz wurde aber bis auf den Boden abgeschnitten, „wohl aus Kostengründen“, kritisiert BUND-Sprecherin Hiltrud Buddemeier.

Krimhild Schlautmann überzeugt das nicht. Sie hat eine Anfrage beim Bürgerbeauftragten Jürgen Scharmacher eingereicht. Scharmacher erklärte die Maßnahme ebenfalls als notwendigen Eingriff, schreibt aber auch: „Aus Gründen der Verkehrssicherung sollen dort keine Bäume mehr angepflanzt werden. „Der in der Vegetationsphase einsetzende Stockausschlag wird im Spätsommer zu einer Begrünung des Walles führen.“

Das sieht auch BUND-Sprecherin Hiltrud Buddemeier so: „Die Bäume mussten gefällt werden. Das war zu gefährlich dort. Allerdings hätten sie etwas höher abgeschnitten werden können, damit sie schneller wieder nachwachsen.“