Herne. . Die Friseure gegen Armut ließen in der Suppenküche die Scheren klappern. Bedürftige freuten sich über eine kostenlose neue Frisur.
Wer wenig hat, besitzt oftmals erst recht kein Geld für einen Haarschnitt. Hier helfen die „Friseure gegen Armut“. Sie verpassen bedürftigen Menschen eine neue Frisur – und das kostenlos.
„Man spart an allem“, sagt Mitbegründer Kai von Friseure gegen Armut. Alle Beteiligten wollen nur mit dem Vornamen genant werden. Ob es bei der Wohnungssuche oder bei einem Vorstellungsgespräch sei, ein guter Haarschnitt sei wichtig. „Das geht nicht, wenn die Haare aussehen wie hulle“, sagt der Friseur. Ein Haarschnitt sei wichtig für das Selbstwertgefühl.
Selbstgefühl steigern
Allerdings sei die Optik bedürftiger Menschen erst Mitgründerin Claudia aufgefallen. „Ich habe im Eiscafé gegenüber von der Suppenküche gesessen. Da sind mir die Menschen aufgefallen, die keinen ordentlichen Haarschnitt haben“, erinnert sich die 53-jährige. „Man muss den Leuten helfen und ihnen durch einen Besuch beim Friseur etwas Wellness gönnen“, sagt die gelernte Friseurin. Am Anfang habe sie Schwierigkeiten gehabt, bedürftige Menschen anzusprechen. „Es ist eine Kluft vorhanden, und was umsonst ist, sei schlecht, denken die meisten Menschen.“ Gemeinsames Kaffeetrinken und Kuchenessen habe geholfen, die Barrieren abzubauen. „Dann haben sich doch welche getraut“, freut sich Claudia.
Auch Manuela ist in die Buschkampstraße gekommen, um sich die Haare schneiden zu lassen. „Wenn ich mitbekomme, dass die Aktion wieder stattfindet, dann komme ich her“, sagt die 58-jährige. Sie kenne den Verein und habe sich von den Friseuren schon öfters die Haare schneiden lassen. „Die Haare werden perfekt geschnitten, so wie man es will“, sagt die Hernerin. Was ihr noch an der Aktion gefalle, sei die Menschlichkeit, mit der man sich hier begegnet. „Wer wenig hat, hilft auch anderen eher, als jemand, der satt ist“, gibt sie zu bedenken. Daher schaue sie gerne hier rein und gönne sich den Luxus, einmal verwöhnt zu werden.
Plaudern und essen
Die Stimmung in der Wohnung, die von der Suppenküche in der Buschkampstaße zur Verfügung gestellt wird, ist gut. Die Menschen kommen herein, lachen und tauschen sich aus. Dabei gibt es Kaffee, Crêpes, Kuchen und Graupensuppe.
„Aber nicht jeder hat die Möglichkeit hierher zu kommen“, sagt die ehemalige Krankenschwester, die nach einer schweren Erkrankung den sozialen Abstieg erlebt hat. „Die Busverbindung ist wegen der Baustelle nicht erreichbar und eine andere Haltestelle ist zu weit weg“, bemängelt sie. Doch davon lässt sie sich ihre gute Laune nicht verderben. „Dann muss mein Mann eben im Auto warten“, schmunzelt Manuela.
Haarschnitt war nötig
Die 22-jährige Nadine ist ebenfalls hergekommen. „Ich hatte zu lange Haare“, sagt Nadine. Die junge Frau, die von einer Ausbildung hinter der Metzgereitheke träumt, hat die Haare gestylt bekommen. „Ich war seit Monaten nicht mehr beim Friseur, es war echt nötig“, sagt Nadine, die ihre Wohnung verloren hat. „Hier ist das Team super nett. Bei einem normalen Friseur muss alles schnell-schnell gehen. Hier wird es in Ruhe gemacht.“
„Wir tanken hier ein Lächeln und geben es weiter. Das reicht uns“, freut sich Kai.