Herne. . Das Upcycling-Projekt „Einzigware“ soll Langzeitarbeitslosen eine Perspektive bieten. Aus gebrauchter Kleidung und alten Paletten werden Unikate.

Aus einer alten Jeans wird eine schicke Jeans-Handtasche, aus ausgedienten Paletten entsteht ein stylisches Regal: Der Kreativität der 25 Teilnehmer des Caritas-Arbeitsprojektes „Einzigware“ sind beim Upcycling keine Grenzen gesetzt. Aus gebrauchten Anziehsachen, Stoff- und Holzresten stellen die Langzeitarbeitslosen in den Räumen an der Castroper Straße Unikate her. Ein Teilnehmer arbeitet an einem 1,60 Meter langen Schiff nach dem Vorbild aus „Fluch der Karibik“, eine Teilnehmerin stellt eine Wanddekoration mit bunten Surfbrettern her.

Teilnehmer Andreas Stemmer arbeitet an seinem Truckmodell.
Teilnehmer Andreas Stemmer arbeitet an seinem Truckmodell. © Dietmar Wäsche

„Alle Teilnehmer, die uns vom Jobcenter zugewiesen werden, haben psychische Defizite. Wir versuchen sie hier wieder zu stabilisieren und ihren Alltag zu strukturieren“, erklärt Werkstattanleiterin Heike Jessen, die gelernte Schneiderin ist. Dies reiche vom Burnout über Depressionen bis zu Schicksalsschlägen.

Maßnahme dauert maximal ein Jahr

Die Teilnehmer, die mindestens 15 Stunden in der Woche und bis zu sechs Stunden am Tag arbeiten, können entweder im Textil- oder im Holzbereich tätig sein. „Dafür bekommen sie auch einen kleinen Obolus“, sagt Heike Jessen. Die selbst gemachten Produkte sind für den Eigenbedarf oder werden in dem eigenen Online-Shop zum Verkauf angeboten. „Der Verkauf steht aber bei uns nicht im Fokus, sondern die Teilnehmer“, so Jesse. Nach und nach öffnen sich die Teilnehmer, erzählen von ihren Problemen. Maximal ein Jahr dürfen sie an der Maßnahme teilnehmen. „Mithilfe unserer Kontakte versuchen wir im Anschluss, Jobs oder weitere Maßnahmen zu vermitteln, wenn der Teilnehmer dazu bereit ist“, erklärt Stephan Bolle, gelernter Maler, Lackierer sowie Raumausstatter und für den Holzbereich zuständig.

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„Wir päppeln uns hier gegenseitig wieder auf“, sagt die ehemalige Teilnehmerin Anja Kantrowicz, die sich immer noch mit dem Projekt verbunden fühlt. Verena Zajdowicz fügt hinzu: „Jeder hilft hier dem anderen, ein tolles Klima.“ Eine sinnvolle Maßnahme, findet auch Teilnehmerin Anke Guczka: „Beim x-ten Bewerbungstraining und Brötchenschmieren - Maßnahmen des Jobcenters - kommt man sich irgendwann blöd vor. Das ist hier ganz anders. Hier wird man verstanden und wertgeschätzt.“ Gehen möchte hier niemand, wenn ein Jahr rum ist. Was danach kommt, ist bei vielen noch ungewiss. Sie hoffen auf eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt.