Herne. Am Freitag trafen sich die Stammgäste noch einmal zur Abschiedsparty mit den „Gerlachos“. Wirt Jens Willemsen gibt nach 17 Jahren mit Wehmut auf.

Die letzte Runde wurde am vergangenen Freitag in der Szenekneipe Nils ausgerufen, wo Betreiber Jens Willemsen seiner Bar nach nun 17 Jahren einen würdigen Zapfenstreich bereitete. Und an diesem letzten Abend platzte die Bude aus allen Nähten, so dass einige Gäste unter freiem Himmel bei angenehmen Temperaturen Platz nehmen oder am Straßenrand zusammenstehen, rauchen, anstoßen und sich zu Gruppenfotos sammeln konnten.

Los Gerlachos (Dirk und Jörg Gerlach, v.l.) bei der Abrockparty am Freitag.
Los Gerlachos (Dirk und Jörg Gerlach, v.l.) bei der Abrockparty am Freitag. © Kerstin Buchwieser

Kein Durchkommen im Inneren. Menschentrauben zwingen die Kellner zu waghalsigen Manövern und fordern ihnen noch mal alles an Balancierkünsten ab, während an der Theke ein Bier nach dem nächsten ausgeschenkt wird. Von Frust-Trinken kann aber keine Rede sein, im Gegenteil: Die Stimmung ist heiter bis ekstatisch und die Kneipe ist in bunte Lichter getaucht, unter denen die Gäste dicht an dicht ausgelassen feiern. Für den Groove sorgen Los Gerlachos und sie heizen mit ihren Cover-Songs ordentlich ein.

Tiefe Enttäuschung beim Betreiber des Nils

Jens Willemsen hingegen merkt man die Schwermut an. Noch im letzten Jahr schien es trotz Insolvenz Hoffnung für seine Kneipe an der Freiligrathstraße zu geben, aber: „Ich musste eine Entscheidung treffen, denn finanziell ging es einfach nicht mehr“, sagt Willemsen. „Dabei bin ich sehr stolz auf mein Team, das trotz der Insolvenz dabei geblieben ist. Wenn ich ein Gefühl beschreiben müsste, dann ist es tiefe Enttäuschung darüber, dass ich es nicht geschafft habe. Ich probiere jetzt so gut wie möglich, das Ganze abzuwickeln, und werde danach erst mal Urlaub machen“, erzählt Willemsen in einer kurzen Pause vom Zapfen.

Auch draußen saßen die Gäste.
Auch draußen saßen die Gäste. © Kerstin Buchwieser

Ein bis zwei Leute würden in die Flottmann-Kneipe übernommen werden, für alle fehle schlicht das Geld, so Willemsen. Auch in der Vergangenheit lief nicht alles glatt, aber da ist der betrunkene Schotte, der sich weigerte nach Ladenschluss zu gehen und sich in Willemsen Rücken krallte, mittlerweile eine Anekdote, über die er gerne lacht. Das Nils wird der Stadt fehlen, auch wegen der Kronleuchter aus Glasflaschen, die der gehobenen Atmosphäre ein bisschen Punk verliehen.