herne. . Viele Herner Schüler sind unglücklich. Das war 2017 ein Ergebnis der Befragung von 2000 Schülern. Stadt und Uni Bochum setzen das Projekt fort.

Viele Herner Schülerinnen und Schüler sind unglücklich. So lautete 2017 ein erschreckende Ergebnis einer umfassenden Befragung in allen siebten und neunten Klassen der 14 weiterführenden Herner Schulen. Nun geht dieses NRW-weit einmalige und aus Kanada importierte Projekt UWE - „Umwelt – Wohlbefinden – Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ in Herne in die zweite Runde: mit neuen Fragen, einem neuen Geldgeber sowie dem Ziel, das Instrument zur Verbesserung der Lebenssituation von Jugendlichen in Zukunft fest zu verankern, sprich: die Schüler künftig alle zwei Jahre zu befragen.

© Maarten Oversteegen

Am Dienstag waren alle Siebt- und Neuntklässler der Hans-Tilkowski-Schule aufgerufen, die ihnen vom federführenden Bochumer Ruhr-Uni-Institut ZEFIR vorgelegten rund 50 Fragen zu beantworten. Fragen wie „An wie vielen Tagen hast du ein Frühstück?“ oder „Wann gehst Du ins Bett?“ finden sich ebenso in der Liste wie Fragen zum Wohlbefinden, der Gesundheit, Schulerfahrungen, Bezugspersonen und besten Freunden. Bis Ostern wird der Bogen auch an den anderen weiterführenden Schule vorgelegt; im Herbst soll die Auswertung vorliegen.

Zwei Drittel der Schüler nahmen 2017 teil

„Wir wissen wenig über diese Jugendlichen und ihren Alltag“, sagt Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff. Das hat sich seit 2017 geändert. Die Resonanz war damals groß: Gut zwei Drittel der Eltern gaben das Einverständnis für die Teilnahme ihrer Kinder an der anonymen Befragung. Das ist auch diesmal das Ziel.

Die Ergebnisse der ersten Befragung seien auf vielfältige Weise aufgenommen und diskutiert worden, – nicht nur in und von den Schulen, sondern auch im sozialen Umfeld und von Institutionen, berichtet Jan Schröder vom städtischen Bildungsbüro. Jede Schule sei über das konkrete Ergebnis der einzelnen Klassen informiert worden. Der Umgang mit diesen Informationen sei unterschiedlich gewesen, berichtet die Stadt. Fünf Schulen hätten ein Workshop-Angebot mit externer Beratung angenommen, anderen hätten die Ergebnisse in einer Vollversammlung, einer Schulkonferenz oder auch nur auf Lehrerebene unter der Fragestellung diskutiert: Welche Themen sind wichtig für unsere Schule?

Bertelsmann-Stiftung übernimmt die Finanzierung

Das Land hat sich inzwischen aus der Finanzierung des - noch unter Rot-Grün angestoßenen - Projekts zurückgezogen. Der Etat von knapp 200.000 Euro wird diesmal von der Bertelsmann-Stiftung übernommen. In dieser zweiten Runde soll ein Online-Instrument entwickelt werden, das es künftig Herne und allen anderen Städten ermöglicht, die Befragung alle zwei Jahre eigenständig und ohne großen Etat durchzuführen.

„Das Interesse ist in den Städten und Gemeinden sehr groß“, sagt Professor Sören Petermann, der von Professor Klaus Peter Strohmeier die Leitung von UWE übernommen hat.

>> INFO: 41 Prozent der Schüler fühlte sich 2017 unwohl

Herne ist 2017 als eine der ärmsten Kommunen in Nordrhein-Westfalen ganz gezielt vom Institut ZEFIR (Ruhr-Universität Bochum) für das Projekt UWE ausgewählt worden.

Die Ergebnisse der ersten Befragung schockierten auch den früheren ZEFIR-Leiter Klaus Peter Strohmeier: 41 Prozent aller Jungen und Mädchen aus Stufe 7 fühlten sich nicht wohl, missachtet, von Lehrern, Eltern und Mitschülern nicht anerkannt, hieß es. Bei den Neuner-Schülern waren es sogar 44 Prozent.

Nur 21 Prozent der Befragten stuften sich selbst als rundum zufrieden ein. Große Unterschieden zwischen Schulen und Stadtteilen wurden festgestellt; auf eine Veröffentlichung der Namen verzichteten und verzichten die Verantwortlichen aber ganz bewusst.. In Kanada, wo eine derartige Studie seit Jahren Standard sei, komme man vergleichsweise auf 50 Prozent Zufriedenheit, so Strohmeier damals.

Auch bei den Kitas verfügt Herne über eine breite Datenbasis: In dem Verfahren „Kompik“ wird die Entwicklung von Kindern in einem wissenschaftlichen Verfahren erfasst und dokumentiert.