Herne. . Premiere am Herner Theater Kohlenpott: Die Geschichte um das Krokodil Dave und seinen Deutschland-Trip macht nicht nur Kindern viel Spaß.
Wie geht man mit jemandem um, der ganz anders aussieht als man selbst, der andere Gewohnheiten pflegt und der unsere Regeln und Werte nicht kennt? Und wie fühlt es sich an, fremd zu sein? Mit diesen Fragen hat sich das Theater Kohlenpott im Stück „Besuch aus Tralien“ in den Flottmann-Hallen auf wunderbar humorvolle Weise auseinander gesetzt, ohne dem Thema dabei seine Relevanz und seinen Ernst zu nehmen. Im Zentrum der Geschichte: Dave, ein australisches Krokodil, das als Austauschschüler nach Deutschland kommt. Am Sonntag war Premiere.
Gasteltern gehen charmant mit der Situation um
„Ich glaube, er mag mich“, vermutet Daves Gastmutter beim ersten Aufeinandertreffen am Flughafen, das nicht ohne gewisse Schwierigkeiten abläuft. Ihr Mann, der sich in sicherer Distanz versteckt, ist sich da jedoch nicht so sicher: „Ich glaube, er hat Hunger“, befürchtet er.
Den Gasteltern, gespielt von Johanna Wieking und Neven Nöthig, dabei zuzuhören und zuzusehen, wie sie versuchen, auf charmante und tolerante Art und Weise mit der ungewöhnlichen Situation zurechtzukommen, macht viel Spaß und sorgte für nicht wenige Lacher im Publikum. Dave wird von Jerome Vazhayil gespielt, der ohne den großen, eindrucksvollen Krokodilkopf auch noch die Rolle von Pete, dem richtigen Sohn übernimmt, der im Austausch mit Dave nach Australien gegangen ist.
Musik und Tanz sprechen auch ältere Zuschauer an
Musik- und Tanzeinlagen, zu denen auch ein Rap über das Leben in Australien gehört, lassen das Stück ganz modern wirken und sprechen vermutlich auch ältere Kinder und Jugendliche an. Auch das an einigen Stellen verwendete „Denglish“ war gut verständlich und brachte das Publikum immer wieder zum Lachen.
Den räumlichen Rahmen des Stückes bildet ein von Bühnenbildnerin Stefanie Stuhldreier entworfenes Museum. Das Spannende: Die Exponate entwickeln sich mit der Geschichte und werden in deren Verlauf ausgestellt und verändert. Besonders kindgerecht und humorvoll sind dabei die vielen bunten Bilder, unter anderem von Currywurst und Gartenzwerg, die das Haus der Gasteltern „typisch deutsch“ machen. Auch der große beleuchtete Koi, der Daves Lieblingsort, den Gartenteich, repräsentiert, ist ein echter Hingucker. In dieser Umgebung macht sich die Familie dann auf die Suche nach der deutschen Kultur, denn die Schulleiterin von Daves Austauschschule findet, Dave solle sich anpassen und ein „deutsches Kind“ werden. Doch, was ist schon deutsche Kultur?
Erkenntnis am Schluss: „Wir sind alle Planetarier“
Zum Schluss meistern Dave und seine Gasteltern die vielen Herausforderungen dann doch noch. Aber sie erkennen: Integration kommt nicht nur aus einer Richtung, sondern funktioniert nur, wenn beide Seiten aufeinander zugehen. Und auch Pete, der richtige Sohn, kommt nach vier Wochen in Australien, die er dort bei den Krokodilen verbracht hat, mit einer wichtigen Erkenntnis wieder zurück: „Wir sind nicht Menschen, Blumen und Krokodile. Wir sind alle Planetarier und sollten zusammenhalten!“