Herne. . Die Gesellschaftskomödie „Heldin des Tages“ befasst sich mich dem Leben der Mitglieder eines Fahrradvereins. Launiges Spiel der Laiendarsteller.

Wer auch schon immer der Meinung war, dass dem Drahtesel ein Leben in Würde zusteht, der konnte sich am vergangenen Samstag unter Gleichgesinnten wiederfinden. Vorausgesetzt war ein Besuch im Kleinen Theater in der Neustraße, wo die Komödie „Heldin des Tages“ Premiere feierte und tiefe Einblicke in den fiktiven Allgemeinen deutschen Fahrradverein gewährte.

Beim AdFV, in dessen Vereinsraum eine Ratte über den Boden huscht und in einer leeren Pizzaschachtel verschwindet, läuft es nämlich nicht besonders gut. Ausgetrunkene Bierpullen und schiefe Regale, in denen Aktenordner umherfliegen, geben ein wunderbar chaotisches Bühnenbild ab, das sich so von der leider häufigen Konvention, sich auf Reduktion zu verlassen, abgrenzt.

Besuch von der Bürgermeisterin

Der Grund für den ganzen Siff findet sich schnell in den eigenen Vereinsmitgliedern. Die aufbrausende Rebekka (Katherina Giannoulaki) pfeffert gleich mal zu Beginn ihren Rucksack in die Ecke, der schüchterne Dominik (David Becker) hat zwar ein großes Herz, bekommt jedoch die Zähne nicht auseinander. Da muss sich schon hoher Besuch in Form von Bürgermeisterin Jutta Ockermark (Jessica Majchrzak) ankündigen, um mal ordentlich den Besen zu schwingen.

Zeigt diese sich anfangs wenig begeistert von den Müßiggängern, genügt ein ehrliches Brötchen mit Käse und Essiggurken, um die dezent hochnäsige Verwaltungschefin vom eigenen Anliegen zu überzeugen, ohne wirklich überzeugend zu sein. Schwung in die Bude kommt schließlich, als das unscheinbare Entlein Jule (Laura Gottschlich) einen Unfall mit Fahrerflucht zur Anzeige bringt, bei dem eine Radfahrerin zu Schaden kommt und dem Verein unerwarteten Ruhm beschert.

Einspieler gliedern die Szenen

Bei der unfreiwilligen Galionsfigur geht es plötzlich drunter und drüber. Selbst Torsten (Markus Stehmann), Rädelsführer der Truppe, zeigt sich beeindruckt und zieht so die Missgunst alter Liebschaften auf sich. Mit Winnetous Haarpracht und Hose in Tarnfarben ein Hippie der alten Schule, jedoch verschroben bis in die Haarspitzen, völlig aus der Zeit gefallen.

Der Fahrradsattel am Eingang, dem ein Lenker wie die Hörner eines Bullenschädels aufgesetzt ist, ist ein nettes Detail, das die Kampfeslust des bekloppten Vereins zeigt. Auch die wirklich immer knatschende Tür ist mehr Herausforderung als Problem und zieht Parolen der eigenen Standhaftigkeit auf sich. Kleine Einspieler gliedern die Szenen und zeigen in charmanten Schwarz-Weiß-Filmen auf Leinwand, wie sich der ordentliche Radfahrer im Verkehr zu verhalten hat.

Vierte Inszenierung von Christian Weymayr

Das alles mit einem Augenzwinkern und nie mit erhobenem Zeigefinger, aber sehr zur Bespaßung des Publikums. Auch in der kleinen Garderobe herrscht gute Stimmung, bevor es auf die Bühne geht. Hand auf Hand feuert sich das Ensemble an: „Wir geben Kette“, so der Leitspruch.

Christian Weymayrs vierte Inszenierung macht von Beginn an Spaß und lässt keine Leerläufe in den organischen Dialogen zu, die vom launigen Spiel der Akteure getragen werden. Zwar stehen hier weitestgehend Laiendarsteller auf der Bühne, deren anfängliche Nervosität jedoch schnell vom Tisch ist, so dass man den Schauspielern die Spielfreude bis in die letzte Reihe der ausverkauften Veranstaltung anmerkt.

Weitere Vorführungen von „Heldin des Tages“

Wer die Komödie von Christian Weymayr sehen möchte, hat dazu in den nächsten Monaten Gelegenheit.

Die nächsten Vorstellungen sind Mittwoch, 13., und 20. Februar jeweils um 20 Uhr, sowie Freitag, 22. Februar (20 Uhr), Samstag, 23. Februar (20 Uhr) und Sonntag, 24. Februar (18 Uhr). Auch für März, April und Mai sind Vorstellungen angesetzt.

Karten kosten 14 Euro und sind unter www.theaterherne.de oder unter HER 911191 (mi bis fr. 17.30 bis 19 Uhr) erhältlich.