Wanne-Eickel/ Herne. . Eine Ausdünnung des Taktes der Straßenbahnlinie L 306 kommt für den Bezirk Eickel nicht in Frage. Das machten die Politiker sehr deutlich.

Krachend durchgefallen ist in der Bezirksvertretung Eickel die von der Verwaltung vorgelegte Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für Herne. Das lag vor allem an der geplanten Ausdünnung des Takts für die Straßenbahnlinie 306, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung, die Eickel, Wanne und darüber hinaus Bochum verbindet.

Nicht eine einzige Hand regte sich bei der Abstimmung für die schon seit Monaten heftig diskutierte Verlängerung der Taktzeiten von zehn auf 15 Minuten; nur in vier Spitzenfahrzeiten am Tag soll die Bahn in einem 7,5-Minuten-Takt verkehren. Aufgekommen war die Debatte, weil die Stadt Bochum auf ihrem Gebiet den Takt der L 306 auf 7,5 Minuten verkürzen will. Bei einem 15-Minuten-Takt in Wanne und einem 7,5-Minuten-Takt in Bochum müssten die Bahnen am Hannibal-Center an der Stadtgrenze wenden – wozu eine etwa 1,2 Millionen Euro teure Weiche eingebaut werden soll.

Stadt argumentiert mit geringer Auslastung

Die Verwaltung sieht ihren Vorstoß für eine Ausdünnung des Taktes in Wanne-Eickel durch Gutachten und eine Fahrgastzählung aus dem März 2018 gestärkt: Danach wiesen nur zwei Prozent aller Fahrten eine maximale Auslastung von über 66 Personen auf – was der Anzahl der verfügbaren Sitzplätze entspreche (siehe Grafik). Eine Reduzierung auf 15 Minuten sei daher bedarfsgerecht.

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Das sahen die Mitglieder der Bezirksvertretung ganz anders. Bereits bei anderen Tagesordnungspunkten war es um den Öffentlichen Nahverkehr, seine Bedeutung für Mobilität, Umwelt, Klima, Stadt- und Quartiersentwicklung gegangen. „Wie soll das zusammengehen? Auf der einen Seite den ÖPNV als klimafreundliches Verkehrsmittel stärken wollen und auf der anderen das Angebot zusammenkürzen?“ ärgerte sich nicht nur Andreas Barzik, Sprecher der CDU-Fraktion. Ratsfrau Corinna Schönwetter (Linke) erinnerte an die hohen Kosten, mit denen die L 306 vor einigen Jahren unter dem Titel „Beschleunigungsprogramm“ ausgebaut worden sei, Ulrich Steinharter (FDP) bezeichnete die ganze Diskussion als „pervers“.

Politiker sehen Verlust an Qualität

Dass die eingesparten Kosten bei einer Ausdünnung des Taktes Grund für den Vorstoß der Stadt waren, wies Jürgen Klein Altstedde vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr zurück. Sie seien zwar gehalten zu sparen, aber dies habe nicht im Vordergrund gestanden, betonte er. Unter dem Strich gehe es um rund 250.000 Euro, rechnete Andreas Barzik vor. Und rechne man dann noch die 1,2 Millionen Euro teure Weiche dagegen, die letztlich auch aus Steuergeldern bezahlt werden müsse, „können wir fünf Jahre die Taktverdichtung kostenneutral fahren.“ Für 250.000 Euro, so Willibald Wiesinger, Sprecher der SPD, „würde eine Menge Qualität geopfert.“

>> BEZIRKSBÜRGERMEISTER WILL IM RAT REDEN

Erst im Januar hatte sich der Herner Planungsausschuss mit den Stimmen von SPD und CDU für eine Taktausdünnung ausgesprochen.

Am 26. Februar beschließt der Rat. Eickels Bezirksbürgermeister Kortmann kündigte gegenüber der WAZ an, dort von seinem Rederecht Gebrauch zu machen.