Herne. . Eine Ausstellung erinnert an den in Vergessenheit geratenen Künstler des Ruhrgebiets. Ein neuer Katalog nimmt die Dramaturgie seiner Bilder auf.
Anfang des Jahres ist ein Teil der Bilder von Albert Kelterbaum von Herne nach Wanne umgezogen. Das Heimatmuseum zeigt nun die komplette Ausstellung, die an den ein wenig in Vergessenheit geratenen Künstler erinnert. Das Heimatmuseum hat die Inszenierung vom Ausstellungsraum von Schloss Strünkede übernommen. Alltägliche Objekte der 1950er- und 1960er-Jahre vermitteln ein wenig das damalige Lebensgefühl. Die Ausstellung selbst ist in thematische Blöcke gegliedert.
Katalog mit einem Vorwort von Helmut Bettenhausen
Mit dem Umzug liegt jetzt auch der von Ralf Piorr, dem Mit-Kurator der Ausstellung, herausgegebene Katalog vor. „Wie kann ich Kelterbaum für heute spannend machen?“, hat er sich gefragt. Der Katalog geht einen anderen Weg als ein übliches Werkverzeichnis, das Bilder mit deren kleinen Beschreibungen aufreiht. „Wir hatten die Idee, das Leben von Albert Kelterbaum als eine Art grafic novel zu erzählen“, erläutert Ralf Piorr, bei der Stadt angestellter Historiker.
Der erste Teil ist eine Collage aus Bildern von Albert Kelterbaum, Zeitungsberichten, autobiografischen Texten des Künstlers und Fotos aus der Zeit. „Die Grafikerin Sabine Zimmermann ist tief in das Werk von Kelterbaum eingetaucht“, erklärt Piorr. Sie hat Teile von Bildern ausgeschnitten und neu zusammengesetzt. Angefangen von der Kindheit, der Arbeit der Bergleute über die Kriegserlebnisse bis zu den genauen Beobachtungen seiner Stadt Wanne-Eickel. Mit großen Überschriften wird die Bilderzählung strukturiert, die oft auf verschiedenen Ebenen spielt. Mit dabei auch die wenigen Fotos, die es von Albert Kelterbaum gibt. Ergänzt wird die Bilderzählung durch Texte. Der Wanne-Eickler Künstler Helmut Bettenhausen hat ein Vorwort beigesteuert, in dem er seine Begegnung mit ihm beschreibt.
Die Kunsthistorikerin Birgit Poppe versucht sich an einer Beschreibung von Heimatbildern. Der Historiker Axel Heimsoth erzählt mit Bildern Kelterbaums eine Geschichte der Krise der Kohle. H.D. Gölzenleuchter, selber Künstler, macht sich Gedanken über Arbeiterkunst. Und Ralf Piorr selbst beschreibt die Lebens- und Wirkungsgeschichte des Künstlers. Auch der 1972 erschienene Nachruf des Schriftstellers Josef Reding ist neu abgedruckt.
Werkverzeichnis der ausgestellten und gedruckten Zeichnungen
Der zweite Teil des Katalogs ist ein Werkverzeichnis der ausgestellten und abgedruckten Zeichnungen, Linolschnitte und Fotografien. Der Katalog nimmt geschickt die Dramaturgie der Bilder von Albert Kelterbaum auf.
Leider bleibt die kunsthistorische Einordnung Albert Kelterbaums in die Geschichte der Laienkunst des Ruhrgebiets eher lückenhaft. Trotz dieser textlichen Abstriche ist es ein gelungenes Buch geworden, das Kunstinteressierte zum Blättern und Schauen anregt.