Herne. . Der Caritasverband Herne wurde 1919 in einer Zeit von Hunger und Krankheit gegründet. Die Organisation feiert ihren Geburtstag übers ganze Jahr.

Existenzielle Notlagen von Menschen, wie sie als Steckrübenwinter 1916/17 in historischer Erinnerung geblieben sind, schafften die Grundlage für die Arbeit der Caritas. Bis dahin lediglich ehrenamtlich organisiert, wurde der Verband 1919 in Herne auf professionelle Beine gestellt. Aus einer Hand voll Hauptamtlicher sind heute 330 geworden. Hunger und Kälte sind zwar nicht mehr so bitter wie vor 100 Jahren, aber die Armut ist weiterhin vorhanden. Sie zeigt nur ein anderes Gesicht.

Gesellschaftspolitisch wichtig

Und so sieht sich die Caritas im Jahr 2019 auch als gesellschaftspolitisch wichtige Instanz, die kontinuierlich auf soziale Missstände aufmerksam macht. Und die mit den Versorgungsinstanzen von Sozialamt bis Pflegekasse für ihre Hilfsbedürftigen ringen muss: „Unsere Themen heutzutage sind solche wie Entsolidarisierung und Vereinsamung“, erklärte Vorstand Ansgar Montag bei einem Pressegespräch am Mittwoch.

Suppenküchen und Kleidersammlungen waren es in den Gründungsjahren der Caritas in Herne und ab 1926 auch in Wanne, wo sich Ehren- und Hauptamtliche um Menschen in Not kümmerten. „Es waren Pfarrer, Ordensschwestern und Frauen meistens aus der bürgerlichem Schicht“, erläuterte Montag. Heute ist die Caritas eine große Arbeitgeberin, gleichzeitig aber auch ein Verband, in dem sich Ehrenamtliche stark engagieren. Alledings anders als früher: „Die Freiwilligen wollen ganz konkret helfen, mit anpacken, und zwar relativ selbstständig“, machte Ehrenamtskoordinatorin Mechthild Greifenberg deutlich. Die Ehrenamtlichen wollten aktiv arbeiten und nicht unbedingt in die Vereinsarbeit eingebunden werden, wo sie als Vorsitzender oder Kassierer amtieren müssten, ergänzte Montag. Und so engagieren sich die Helfer als Seniorenbegleiter oder im Kleiderladen für ihre Mitmenschen.

120 Mitarbeiter beim Pflegedienst

Ein Hauptfaktor der heutigen Caritas ist auch auf Hernes Straßen unübersehbar: Das sind die 60 Fahrzeuge des Pflegedienstes für seine rund 120 Mitarbeiter, die Alten und Kranken zu Hause helfen.

Unter Betreuung versteht die Caritas ein breites Spektrum von Unterstützung: Hier gehe es auch darum, mit Behörden und Pflegversicherungen um eine bestmögliche finanzielle Unterstützung ihrer Kunden zu kämpfen.

Da kann die Caritas auch selbst Unterstützung gebrauchen. Es werden dringend weitere Pflegekräfte gesucht. Besonders gefragt seien Menschen, die eine Zusatzausbildung zur Palliativpflege haben oder noch machen wollen. Eine Aufgabe, für die nicht jeder geschaffen ist, wie die Caritas weiß.