Herne. . Die Polizei muss an der Gesamtschule Wanne stärker gegen Drogendealer vorgehen. Das fordert die Politik nach erschütternden Berichten der Schule.
Seit Jahren klagen Anwohner und Lehrer über Drogenhandel und Drogenkonsum im Umfeld der Gesamtschule Wanne-Eickel. Die Situation an der Stöckstraße hat sich offenbar eher noch verschärft als verbessert, wie am Donnerstag in der Sitzung des Schulausschusses deutlich wurde. Die Politik reagierte schockiert auf einen Bericht der Schule. Die SPD, die das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatte, warf der Polizei Versäumnisse vor.
Mehreren Gruppen sind aktiv
Christine Wippermann, stellvertretende Leiterin der Gesamtschule, berichtete im Ausschuss über das Ausmaß des Problems, das zuletzt erst im November 2018 Thema in der Bezirksvertretung Wanne war. Drogendealer böten ihre Waren nicht nur hinter der Turnhalle oder auf dem Schulhof an, sondern seien sogar schon bis ins Schulgebäude vorgedrungen. Mittlerweile seien mehrere Gruppen jünger Männer - „es handelt sich nicht um Schüler“ - hier kiffend und dealend präsent, so die Lehrerin. Auf Ansprache verschwänden sie, kämen dann aber kurz darauf zurück um erneut „ihren Markt zu eröffnen“.
Das Thema ist für Polizei und Stadt nicht neu: Aufgrund der Klagen berieten sie im März 2018 und zuletzt im Januar mit Vertretern der Gesamtschule über die Situation. Ein Polizeisprecher berichtete der WAZ im November, dass es seit Januar im Schulumfeld insgesamt 24 registrierte „Vorfälle“ mit Cannabis und Amphetaminen gegeben habe. Zu Festnahmen sei es nicht gekommen, weil es sich stets um „geringe Mengen“ wohl für den Eigenkonsum gehandelt habe.
Zuletzt habe es am Donnerstag einen Vorfall gegeben, erklärt ein Polizeisprecher auf Anfrage der WAZ. Schüler hätten einen Lehrer darüber informiert, dass ihnen Cannabis angeboten worden sei. Der Lehrer habe daraufhin die Polizei alarmiert.
Nachdenken über einen Zaun
Die Gesamtschule räumte im Schulausschuss ein, dass ein Eingreifen der Polizei durch das zaunlose Schulgeländes erschwert werde. Frank Heu, CDU-Ausschussmitglied und selbst Polizist („ich bin erschüttert“), erklärte, dass es trotzdem eine Reihe polizeiliche Einsatzmöglichkeiten gebe.
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„Das kann nicht so weitergehen“, sagte Thomas Spengler (SPD). Er will im Polizeibeirat „enormen Druck“ aufbauen. Außerdem sollte Landesinnenminister Reul angeschrieben werden. Nicht nur die Clankriminalität müsse stärker in den Blick genommen werden. Konsens herrschte darüber, dass ein hartes Vorgehen zu einem Verdrängungsprozess führen würde. Aber, so der Tenor: „Wir müssen unsere Jugendlichen und Kinder schützen.“ Auch der Vorschlag, Schüler der Gesamtschule und des benachbarten Gymnasiums stärker zu sensibilisieren und ins Boot zu holen, stieß auf Zustimmung.
Außerdem will sich die Politik ernsthaft Gedanken über die Errichtung eines Zauns fürs Schulgelände und die Sperrung eines Fußwegs hinter der Turnhalle machen.