Herne. . Mit Rockmusik und Trillerpfeifen setzten Herner einen lautstarken Akzent. Die Demonstration richtete sich gegen eine Versammlung der AfD.
„Nazis raus“, riefen die Demonstranten bei jedem, der zum Bürgersaal gelangen wollte: Mit lauter Rockmusik und Trillerpfeifen protestierten Herner Bürger am Mittwochabend auf Initiative der SPD Eickel, des Rockbüros und des Fördervereins Kulturbrauerei Eickel gegen eine Versammlung der Landesgruppe NRW der Bundestagsfraktion der AfD. Drei Bundestagsabgeordnete der Rechtspopulisten wollten am Abend im Sud- und Treberhaus auftreten. Die Themen sollten sich um die Einwanderungspolitik und die Mietpreisexplosion drehen.
„Gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit – für ein gemeinsames Europa“ lautete das Motto der Eickeler Sozialdemokraten, die bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vor dem Sud- und Treberhaus mit anderen Bürgern demonstrierten. Etwa 200 Menschen sind zu der Gegen-Demo auf den Eickeler Markt gekommen, schätzt die Polizei. Sie war in übersichtlicher Anzahl ebenfalls an den Eickeler Markt angerückt.
Weit über 100 weitere Bürger drängten sich in der proppevollen Hülsmann-Kneipe. Dort legte als erstes die Band „Formosa“ los, mit Hardrock gegen Rechts. „Das wird das lauteste Konzert, das Eickel jemals gehört hat“, kündigte Hotte Schröder an, der ebenfalls bei der Gegenveranstaltung gewohnt rockig aufspielte.
Ansprache von Bezirksbürgermeister Kortmann
Bezirksbürgermeister Martin Kortmann erinnerte in einer kleinen Ansprache daran, dass der Eickeler Markt im Zusammenhang mit dem AfD-Auftritt ein denkwürdiger Ort sei, da er doch in der Zeit des Nationalsozialismus Adolf-Hitler-Platz hieß.
Hülsmann-Wirt „Sabby“ (Sabedin Houssein Oglou) sah das Ansehen der Kulturbrauerei Hülsmann durch den AfD-Auftritt „schwer beschädigt“, wie er zur WAZ sagte. Er rechnete mit Anzeigen wegen der zu erwartenden hohen Lautstärke der auftretenden Musikgruppen.
Neben Formosa und Hotte Schröder drehten auch Michael Völkel, Guntram Leuchtkäfer und Edy Edwards die Lautsprecher auf. Unverständnis gegenüber der Verfahrensweise der Stadttochter GMH, den Saal zu vermieten, herrschte bei allen Befragten: „Die Stadt muss mehr gegen so etwas tun, sich ruhig einmal auf ein Klageverfahren einlassen“, sagte die Eickeler SPD-Bezirksverordnete Manuela Lukas. Die Grüne Ratsfrau Sabine von der Beck erklärte: „Wir überlegen, ob wir eine Veranstaltungssatzung anregen. Man wird damit rechtsextremistische Veranstaltungen nicht verhindern können, hat aber eine Handhabe gegen sie.“
Rund 60 Teilnehmer bei AfD-Veranstaltung
Volker Eichener, Vorsitzender der Fördervereins Kulturbrauerei, meinte: „Sonst legen die Behörden Bürgern bei einfachsten Anliegen Steine in den Weg, und hier praktizieren sie vorauseilenden Gehorsam.“
Die AfD-Veranstaltung im Bürgersaal Begann mit zehnminütiger Verspätung: Die Polizei hatte zunächst eine Lärmmessung im Saal durchgeführt und anschließend grünes Licht für die Veranstaltung gegeben. Die Musik von „Rock gegen Rechts“ war dort aber deutlich zu hören. Rund 60 Teilnehmer fanden sich ein. Die AfD glaubt, dass einige Bürger eingeschüchtert worden und durch den massiven Protest nicht ins Sud- Treberhaus gegangen seien.