Herne. . Sie mag das Ruhrgebiet: Doreen Mölders (42) ist ab dem 1. Januar Chefin des LWL-Archäologiemuseums
Doreen Mölders ist schon umgesiedelt, aus dem äußersten Osten der Republik in den Westen: Zwischen ihrer alten Arbeitsstätte in Chemnitz und der neuen in Herne liegen fünf Autostunden, aber doch nicht Welten, wie man meinen möchte. „Es gibt gewisse Parallelen“, lächelt die promovierte Archäologin, „Chemnitz wird auch immer unterschätzt, es hat auch so eine versteckte Schönheit, ist im Zweiten Weltkrieg heftig bombardiert worden — und hat eine zugängliche Bevölkerung. Menschen, die nicht so schroff sind wie in Berlin.“
Buddeln bei Vercingetorix
Vor allem aber hat Chemnitz, genau wie Herne, ein archäologisches Museum. Es ist sogar eine Art „Schwestermuseum“ des Hauses am Europaplatz, sagt dessen neue Chefin Doreen Mölders, die seit 2013 in Chemnitz als Kuratorin gearbeitet hat und am 1. Januar die Leitung in Herne übernimmt. Die Innenarchitektur ist in beiden Häusern vom Stuttgarter Atelier Brückner entworfen, „und die Kollegen in Chemnitz haben sich in Herne Anregungen geholt, es sind beides sehr modern inszenierte Ausstellungen mit hohem Vermittlungsanspruch.“
Doreen Mölders wuchs auf in Nachterstedt zwischen Aschersleben und Quedlinburg. Sie war 13, als die Mauer fiel, und Archäologie hat sie gereizt, weil schon der DDR-Geschichtsunterricht Ur- und Frühgeschichte sehr genau unter die Lupe nahm. Hinzu kam die Portion Abenteuer- und Reiselust, die nicht erst seit Indiana Jones Archäologen antreibt. Doreen Mölders studierte ihr Herzensfach in Leipzig, und spätestens nach dem Magisterabschluss wurde es dann auch was mit dem Abenteuer: Sie war Grabungsleiterin im französischen Bibracte, wo einst Vercingetorix zum Anführer des erfolglosen gallischen Aufstands gegen Caesar gewählt wurden. 80 Archäologen aus ganz Europa graben im Sommer in dem 30-Einwohner-Dorf im Burgund, das hat auch etwas von Ferienlager. Aber im Museum, findet Doreen Mölders, ist die Arbeit vielseitiger, da man nicht nur mit akademischen Kollegen, sondern auch mit Technikern und anderen zu tun habe.
Clubnächte und DJ-Sets
Auf den Chefposten im Herner Museum hat sie sich beworben, „um zum ersten Mal zu sehen, wie das ist, wenn man sich um eine Leitungsstelle bewirbt“, sagt sie. Und als es dann geklappt hat? „War ich überwältigt von den Emotionen.“ Das Ruhrgebiet kannte sie da längst, sie hat 2014 drei Wochen Urlaub hier gemacht und das Revier von Essen aus gründlich erkundet. Als leidenschaftliche Theatergängerin wohnt sie nun in Bochum und fährt täglich 20 Minuten mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Doreen Mölders hat Ideen fürs Museum mit nach Herne gebracht, aber sie will in Ruhe ein Gefühl dafür entwickeln, wie Stadt und Region ticken. In Chemnitz war das Museum regelmäßig bis 22 Uhr geöffnet und es gab dort Clubnächte mit DJ-Sets. Doreen Mölders mag „elektronische Musik in jeder Form“. Und Gegenwartskunst, die könnte auch in ein Archäologiemuseum passen, findet die 42-Jährige, ein solches Haus „sollte immer einen Bezug zur Gegenwart und zum Alltag der Menschen haben.“
Von der vergleichsweise zarten Erscheinung dieser entschlussfreudigen Frau sollte sich niemand täuschen lassen, sie hat eine ganze Weile ambitioniert Fußball gespielt, bis zur Landesliga hoch. Und — Schalke oder BvB? „Seit frühester Jugend“, lächelt sie gewinnend, „Borussia Mönchengladbach“. Wird ja auch guter Fußball gespielt.