Herne. . Im Herner Baumarkt Hornbach werden regelmäßig Workshops für Frauen angeboten. WAZ-Reporterin Winnie Kleversaat hat das Angebot getestet.

  • Baumarkt bietet Workshops extra für Frauen an
  • Dort können sie mit verschiedenen Materialien experimentieren
  • WAZ-Reporterin Winnie Kleversaat hat das Angebot getestet

Mitten zwischen Terassenholz und Dachlatten treffen sich die Teilnehmerinnen des Workshops „Women @ work“, der nun schon im dritten Jahr vom Baumarkt Hornbach angeboten wird. Einige Frauen steigen schon in ihre weißen Einwegoveralls. Auch ich schließe mich an, schließlich sind wir alle heute Abend angehende Handwerker.

Roger von Brück, der Filialleiter von Hornbach, begrüßt uns. „Es geht uns besonders darum, mit dem Klischee aufzuräumen, dass nur Männer handwerken können“, erklärt er. „Der Baumarkt soll keine Männerdomäne sein.“

Fünf Workshops zur Auswahl

Nach einem Begrüßungsgetränk geht es los. Angeboten werden fünf Workshops: Wandbefestigungen und Dübel, Holzverarbeitung, Wandbemalung, Silikonfugen und Laminat verlegen. Jede Teilnehmerin kann an zwei Kursen teilnehmen. Ich entscheide mich zuerst für die Holzverarbeitung, um einen eigenen Ritterstuhl zu bauen.

Im weißen Handwerkeranzug wenden sich viele Frauen dem Thema Wandbemalung zu.
Im weißen Handwerkeranzug wenden sich viele Frauen dem Thema Wandbemalung zu. © Ralph Bodemer

Zuerst brauchen wir die Stichsäge, genauer gesagt die Pendelhubstichsäge. Unser Instrukteur Dirk Engelbracht erklärt: „Man muss die Säge nur führen, vorwärts geht es von alleine.“ Wichtig sei es, die Säge gerade anzusetzen. Kerstin Wodkowski ist die erste in unserer Gruppe und wird direkt gelobt. „Wie ein Profi“, sagt Dirk Engelbracht. Dann bin ich an der Reihe und es fällt mir leichter als gedacht, bis die Kanten abgerundet werden sollen. „Wenn man von unten sägt, kann man präziser arbeiten“, erklärt Dirk Engelbracht. Kein Problem für uns, denken wir. Und siehe da, der erste Versuch sitzt. Mittlerweile ist die Stimmung aufgelockert. Dagmar Berger scherzt: „Andere gehen abends in die Cocktailbar und wir gehen in den Baumarkt.“

Um uns herum dröhnen die Geräte und die Sägespäne fliegen. Wir müssen allerdings jetzt die größte Herausforderung meistern. Denn jetzt wird mit einem Exzenterschleifer geschliffen. Bei Dirk Engelbracht gleitet die Schleifmaschine geschmeidig über das Holz. In einem Anflug von Selbstgefälligkeit denke ich, das wird ein Klacks. Allerdings muss ich schnell feststellen, dass ich mich zu früh gefreut habe. Die Maschine holpert über das Holz und ich bin der Verzweiflung nahe. Dirk Engelbracht erklärt: „Schleifen ist wie Tango tanzen. Du musst dich von der Maschine führen lassen und nur das Gleichgewicht halten.“ Diesen Tipp hätte ich nicht erwartet. Doch siehe da, es klappt und ich tanze mit dem Schleifgerät über das Holz.

Die kleine Dübelkunde

Schließlich sind alle Arbeitsschritte erledigt. Die beiden Teile, aus denen der Stuhl zusammengesteckt wird, bergen nun keine Splittergefahr mehr. Allerdings ist ein kleines Ei an der Außenkante zu sehen. „Das macht nichts“, sagt Dirk Engelbracht. „Aus Fehlern lernt man, man muss es nur immer weiter probieren.“ Den Sitz-Test besteht der Ritterstuhl mit Bravour und wir sind stolz wie Oskar.

Nach einer kurzen Stärkungspause am kalten Buffet geht es weiter. Mit einem Hintergedanken an die widerspenstige Regipswand im Wohnzimmer ist mein nächster Workshop Wandbefestigungen und Dübel. „Oft will man ein achter Bohrloch bohren und hinterher passt nur ein zwölfer Dübel rein“, begrüßt uns Jörg Kenkmann. Viele nicken zustimmend. Er fährt fort: „Das liegt an der Bohrmaschine. Wenn sie sich wie eine Nähmaschine anhört, ist sie kaputt.“ Dann dürfen wir selber ran. Mit einem Steinbohrer bohren wir in Sand-, Kalkstein, Üton und Beton. Dann geht es an die Wahl der Dübel und Schrauben. Jörg Kenkmann stellt uns die Dübelformel vor: Schrank plus Dübel plus einen Zentimeter gleich die Länge der Schraube. „Wichtig ist die Wahl des richtigen Dübels“, sagt er. Die Lösung für mein Problem heißt: Hohlraumdübel.

Nach dem Workshop gehe ich mit neuem handwerklichen Selbstbewusstsein und meinem Ritterstuhl unter dem Arm nach Hause.