Herne. . 70 Sternsinger machten sich Samstagmorgen in Herne-Mitte und -Süd auf den Weg. Auch die Müllwerker freuen sich über ihre guten Wünsche.

Für den Neujahrssegen, aber vor allem für eine gute Tat, liefen in den vergangenen Tagen wieder Tausende kleine „Heilige Drei Könige“ durch kalte deutsche Straßen. Die Sternsinger der katholischen Gemeinden in Herne-Mitte und -Süd sammelten Spendengelder für Kinder mit Behinderung in Peru. Auch wenn es nicht mehr von „Haus zu Haus“ geht: Dieses Jahr nahmen wieder auffallend viele Kinder an der Neujahrsaktion teil.

Gruppenbild mit Sternsingern in der Herz-Jesu-Kirche: Nach einer kurzen Andacht ging es von dort aus los.
Gruppenbild mit Sternsingern in der Herz-Jesu-Kirche: Nach einer kurzen Andacht ging es von dort aus los. © Klaus Pollkläsener

Bis zu 70 Mädchen und Jungen der Gemeinden Herz Jesu, St. Elisabeth und St. Bonifatius kamen am Sonntagvormittag zum Sternsingen zusammen, schätzt Herz Jesu Vikar Christian Schmidtke. So viele seien es seit 20 Jahren nicht mehr gewesen. Aufgeregt tuschelnd, eingekleidet mit Goldkronen, bunten Mänteln und Pappsternen betreten sie um Punkt 9 Uhr die imposante Herz Jesu Kirche. Neben ihnen erwachsene Begleitpersonen, oft Eltern der Kinder. Nach der Segnung der Kreide und einer kurzen Andacht geht es gleich los.

Alles steht unter dem karitativen Motto „Wir gehören zusammen“: Die katholische Kirche sei und bleibe zwar Träger der international organisierten Aktion, der soziale Gedanke sei aber am wichtigsten, betont Schmidtke. So seien Kinder aller Religionen willkommen teilzunehmen. Nächstes Jahr wolle man eventuell mit der evangelischen Kreuzkirche für das Sternsingen kooperieren.

Vorbereitung seit November

Die Kinder sind zügig unterwegs. Seit November bereiten sie sich auf die Aktion vor, haben Kronen gebastelt, einen Film über Peru gesehen und die Lieder gelernt. Was gesungen werde, sei lokale Tradition, so Schmidtke, so sängen die Herz-Jesu Kinder „Gloria“, die Bonifatius Kinder „Stern über Bethlehem“.

Bloß den Text nicht vergessen: Was die Kinder singen, hängt auch von der Tradition in der Gemeinde ab.
Bloß den Text nicht vergessen: Was die Kinder singen, hängt auch von der Tradition in der Gemeinde ab. © Klaus Pollkläsener

Einige der Mädchen und Jungen sind schon seit Jahren dabei. Sie werden durch Geschwister, Freunde, Gemeinde und Religionsunterricht auf die Aktion aufmerksam. Es sei schön, wie die jungen und älteren Kinder durch die weihnachtlichen Aktionen zusammenkämen, findet Simone Förster, Gemeindemitglied und Mutter von Rufus (11). Anderen Kindern zu helfen und die Menschen zum Lächeln zu bringen; das ist die Hauptmotivation der meisten von ihnen. Wilma Berger (11) und Charlotte Erdmann (10), die zusammen das Pestalozzi Gymnasium besuchen, erzählen begeistert von Besuchen im Altersheim. Die 12-jährige Anna-Lena, Messdienerin und schon ein alter „Sternsinger-Hase“, findet, man könne auch mal im Krankenhaus vorbeischauen, bei Menschen, die zu Hause gerade keinen Besuch bekommen können. Sie und Rufus, der jedes Jahr denselben Umhang und dieselbe Krone aus der Kostümsammlung leiht, denken besonders gerne an die Schneeballschlacht der Sternsinger im letzten Jahr zurück.

Während es durch die Straßen geht, hakt Simone Förster die bereits besuchten Haushalte auf einer Liste ab. Wenn man in Herne Besuch von den Sternsingern bekommen möchte, muss man sich in vielen der Gemeinden in diese Liste eintragen. Grund sind schlechte Erfahrungen mit Anfeindungen an der Haustür und die schwindende Anzahl der Sternsinger in vergangenen Jahren.

Segen auch für die Müllabfuhr

Freuten sich über einen Segen für ihren Arbeitswagen: Mitarbeiter von Entsorgung Herne, die auf eine Sternsingergruppe aus Herne-Mitte und -Süd trafen.
Freuten sich über einen Segen für ihren Arbeitswagen: Mitarbeiter von Entsorgung Herne, die auf eine Sternsingergruppe aus Herne-Mitte und -Süd trafen. © Klaus Pollkläsener

Am Sonntag aber schauen die kleinen Könige der Stadt nur in fröhliche Gesichter: Eine Mutter mit Neugeborenem, ein verschlafener Teenie und erwartungsvolle Senioren stehen im Türrahmen. Am ersten Haus arbeiten gerade die Männer der Müllentsorgung und bitten, wie im letzten Jahr, auch um einen Segen für ihren Arbeitswagen. Oft gibt es abseits der Spenden auch etwas zu Naschen für die Kinder. So zum Beispiel bei Angelika Greling (57), der der Sternsinger-Brauch wichtig ist: „Ich finde, man sollte unterstützen, wenn Kinder und Jugendliche etwas für andere tun“.

Zwei Gemeinden fehlen noch

Die meisten Sternsinger in St. Dionysius (Herne) und St. Christophorus waren Freitag, Samstag und Sonntag unterwegs. Es fehlen noch die Sternsinger in St. Peter und Paul und in Dreifaltigkeit. Sie machen sich am Samstag, 12. Januar (Dreifaltigkeit), und am Sonntag (St. Peter und Paul) auf den Weg. Deshalb gibt es auch nächste Woche noch kein endgültiges Sammlungsergebnis.