Herne. . Das Horststadion in Herne wurde 1930 mit einem großen Fest eröffnet. Dabei wurde ein Baum gepflanzt, der heute riesig ist.
Was wird aus dem Horststadion? Bleibt es erhalten, oder weicht es für eine Wohnbebauung? Das wird sich wohl erst 2020 entscheiden. Zwei, die sich für einen Erhalt des Sportplatzes einsetzen, sind Horst Schröder, Mitglied der Herner Geschichtsgruppe „Die Vier“, und Rolf Bremer, Sprecher der Bürgerinitiative Horststadion. Sie haben die Geschichte des Platzes recherchiert. Bremers Fazit vorweg: „Das Horststadion ist nicht nur heute wichtig für die Holsterhauser Bevölkerung, sondern war schon von Beginn an ein wichtiger Mittelpunkt Holsterhausens.“
Warum heißt das Horststadion überhaupt Horststadion? Die Namensgebung ist auf die Lage in Nähe der Horststraße zurückzuführen, sagen Schröder und Bremer. Auch der Kleingartenverein, direkt neben dem Stadion gelegen, trage entsprechend den Namen „Op de Horst“. Die Horststraße, die ihren Namen seit 1903 trage, gehe wiederum auf die alte Gewannbezeichnung „auf der Horst“ in der Gemeinde Holsterhausen zurück. Mit dem Vornamen „Horst“ habe das nichts zu tun: Gemeint gewesen sei mit „Horst“ ein „Gebüsch“ oder „Gestrüpp“, das nach der Abholzung eines Waldes übrig geblieben sei. Das zeige auch, dass an dieser Stelle einmal ein abgeholztes Waldgebiet gelegen habe, sagen Schröder und Bremer.
Das Grundstück des heutigen Horststadions habe noch 1907 Friedrich Wilhelm Dingelbauer – genannt „Zurnieden“ – gehört. Er werde in den Unterlagen des Katasteramtes auch als „Landvogt zu Holsterhausen“ geführt. In einer weiteren Eintragung von 1933 werde die Stadt Wanne-Eickel als Grundstückseigentümer angeführt. „Wann ein Kauf oder Tausch oder sonstige Transaktion stattfand, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden“, so Bremer.
Zur Eröffnung gepflanzt: eine Roteiche am Stadion. Foto: OH Kampf um grünen Eichenkranz
Die Einweihung des Horststadions jedenfalls stehe fest: im Jahr 1930 zeitgleich mit dem Fest der Fahnenweihe des „TuS Holsterhausen 1928“. 1500 Turner und Turnerinnen hätten am Eröffnungstag um den grünen Eichenkranz gekämpft. Oberstudienrat Karl Wigge, damals Chef des Stadtverbandes für Leibesübungen, habe zur Stadioneröffnung eine Roteiche in der Nähe des heutigen Jugendvereinsheims gepflanzt. Nun, freut sich BI-Sprecher Bremer, „hat dieser wunderschöne Baum nicht nur eine riesige Krone, sondern ist mit 3,50 Meter Umfang und einem Durchmesser von 1,60 Metern auch der älteste und imposanteste Baum im Horststadion.“
Leichtathletik und Feldhandball
Genutzt worden sei das Horststadion in den ersten Jahren hauptsächlich für Leichtathletik und Feldhandball. Außer dem TuS Holsterhausen habe auch der Verein „DJK Arminia Holsterhausen“ neben dem Fußball eine Handball- und Leichtathletikabteilung am Standort gehabt. Dass Holsterhausen damals die Handballhochburg von Wanne-Eickel gewesen sei, belegten auch die Handballabteilungen der Vereine „TV Jahn Holsterhausen“ und „Unitas Holsterhausen“, so Schröder und Bremer.
Die Fußballer von Arminia hätten nach der Gründung 1911 im „Kuhkamp“, der heutigen Gartenstadt, gespielt. Nach dem Ersten Weltkrieg sei der Kuhkamp weiter bebaut worden, so dass in Eigenhilfe ein Platz in Höhe Holsterhauser Straße/Lansing angelegt worden sei. Später sei dann das Horststadion zur Arminen-Heimat geworden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei zunächst wieder die Eigeninitiative der Sportler gefragt gewesen: „Alles, was mit Spaten und Hacke umgehen konnte, machte sich daran, die zahlreichen Bombentrichter auf dem Horststadion einzuebnen“, sagt Bremer.
Bei einem der ersten Handballspiele, die wieder im Stadion stattgefunden hätten, habe die Polizei das Spiel sogar unterbrochen – weil auf dem Sportplatz eine 5-Zentner-Bombe gesprengt werden musste. In den folgenden Jahrzehnten, so Schröder und Bremer, konnten viele sportliche Erfolge im Feldhandball, Fußball und in der Leichtathletik gefeiert werden (siehe unten). Für sie steht außer Frage: Daran soll auch in den nächsten Jahren angeknüpft werden. Und das gehe nur mit dem Erhalt der Anlage.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Höhepunkte
Zuschaueransturm im Horststadion beim Bahnrenntag des Radsportclub Adler Holsterhausen im Mai 1952. Foto: OH
Und das sind die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des Horststadions:
1949: Die Jugend des TuS Holsterhausen qualifiziert sich für die Deutsche Handball-Jugendmeisterschaft. Den 11:7-Sieg gegen Rot-Weiß Oberhausen sehen sensationelle 3000 Zuschauer.
1950: Der Holsterhauser Werner Isaak rammt zwei Pfähle in den Boden, spannt dazwischen ein selbst gebasteltes Netz, packt einen Ball aus und erklärt ein Spiel, das bis dahin kaum einer kannte – Volleyball.
1953: Der TuS Holsterhausen gründet seine Volleyballabteilung.
1952: Vor 2000 Zuschauern findet der Bahnrenntag des „Radsportclub Adler Holsterhausen“ im Horststadion statt. Zehn Mannschaften gehen im Hauptrennen über 125 Runden, also 50 Kilometer, an den Start
1954: Die 1. Mannschaft von TuS Holsterhausen steigt in die Handballoberliga auf.
1971: Der Vorstand von Blau-Gelb Holsterhausen, Pitter Danzberg, verpflichtet Ex-Bundesligaprofi vom MSV Duisburg und Bayern München, als Trainer.
1971: Arminia GEA Wanne steigt in die Bezirksliga auf und kann die Klasse bis 1979 halten.
1984: Der Rat beschließt, den Rasen gegen rote Asche auszutauschen – sehr zum Verdruss vieler Spieler.
1999: Arminia GEA Wanne besiegt als Tabellenachter der Kreisliga A den Verbandsliga-Spitzenreiter Westfalia Herne nach Verlängerung und Elfmeterschießen im Kreispokal-Viertelfinale mit 7:5.
2001: Blau-Gelb Holsterhausen und Arminia GEA Wanne fusionieren zur Spvg. Arminia Holsterhausen.
2011: Die Spvg. Arminia Holsterhausen feiert ihren 100. Geburtstag. Im Rahmen einer Patenschaft erfolgte die vereinsinterne Erweiterung des Stadionnamen in „Graf Hotte Horststadion“ nach dem Wanne-Eickeler Sänger Horst „Graf Hotte“ Schröder. Im Viertelfinale in Kreispokal gewinnt der Westfalenligist DSC Wanne-Eickel gegen die Arminia in einem Pokalkampf glücklich im Elfmeterschießen mit 6:5.
2016/17: Es wird bekannt, dass die Stadt Herne plant, das Stadion aufzugeben, um Wohnbebauung zu ermöglichen. Deshalb gründet sich die „Bürgerinitiative Horststadion Holsterhausen“. Sie setzt sich für den Erhalt und eine Modernisierung des Stadions ein, um den Vereins- und Schulsport zu sichern und den Holsterhauser Grüngürtel zu erhalten.