Herne. . In St. Barbara in Herne werden die Sternsinger keinen Segen mehr verteilen. Nachwuchssorgen und der Datenschutz machen’s den Gemeinden schwer.
Die Gemeindemitglieder von St. Barbara in Herne müssen im Januar auf den Segen der Sternsinger verzichten. Als erste Gemeinde in Herne und Wanne-Eickel werden Caspar, Melchior und Balthasar dort nicht mehr von Haus zu Haus ziehen. Ein Trend, der sich bald auf weitere Gebiete ausweiten könnte, denn einige Gemeinden kämpfen derzeit mit Nachwuchsmangel und Datenschutzbestimmungen. Schon jetzt kommen die Sternsinger vielerorts nur noch auf Bestellung.
Die Heiligen Drei Könige gehören untrennbar zu Weihnachten. Entsprechend groß ist die Enttäuschung, dass die Tradition der Sternsinger nun in einem Teil der Stadt ein Ende hat. „Das ist sehr traurig“, sagt Karin Michalak, Pfarrsekretärin im Gemeindebüro St. Barbara. „Aber wir haben vor Ort einfach keine Kinder für die Sternsinger-Gruppen.“ Schon im vergangenen Jahr kämpfte die Gemeinde für ihre Aktion, Erwachsene halfen aus. Doch nun die Gewissheit: „Die Aktion findet dieses Jahr nicht statt.“
Wanne-Eickel sucht aktiv nach Kindern
Auch die St. Joseph-Gemeinde in Herne habe das Nachwuchs-Problem, so Karin Michalak, aber dort könne die Sternsinger-Aktion stattfinden – zumindest vorerst. In Wanne-Eickel wurde aktiv nach neuen Sternsingern gesucht, Kommunionkinder wurden angesprochen, in Messen aufgerufen, berichtet Ute Biermann, Pfarrsekretärin im Pastoralen Raum Wanne-Eickel. Aber auch hier werde es eng. „Das Interesse ist einfach anders“, sagt Ute Biermann. „Die Kinder wollen nicht oder sind im Urlaub.“
Dabei ist und bleibt die Sternsinger-Aktion sehr erfolgreich. Im Januar 2018 sammelten insgesamt 390 Kinder in Herne und Wanne-Eickel 69.114 Euro. Ein Spitzenergebnis, das nur im Jahr 2013 noch getoppt wurde (damals erzielten sie 69.298 Euro). Allein St. Barbara steuerte knapp 2600 Euro bei, die von 20 Kindern gesammelt wurden.
Sternsinger nur noch auf Bestellung
Einige Gemeinden reagierten bereits auf das Nachwuchsproblem: „Der Trend geht dahin, dass die Sternsinger auf Bestellung kommen“, sagt Rebecca Goeke, beim Dekanat Emschertal zuständig für den Bereich Jugend und Familie. Interessierte könnten sich im Vorfeld in den Gemeinden in Listen eintragen. Dieses Angebot richte sich ausdrücklich nicht nur an Katholiken, sondern an jeden, der spenden wolle, so Rebecca Goeke.
Bereits 2018 arbeiteten 13 von 18 Gemeinden mit Listen oder Anmeldungen. Denn beim Gehen von Tür zu Tür gab es nicht nur positive Reaktionen: „In der Vergangenheit wurden Kinder beleidigt oder ihnen wurde die Tür vor der Nase zugeschlagen“, sagt Rebecca Goeke. Eine Anmeldeliste sei also auch zum Schutz der Kinder da.
Datenschutz bereitet Probleme
Die Arbeit der Sternsinger werde immer schwieriger. Auch der Datenschutz mache ihnen zunehmend Probleme, räumt Rebecca Goeke ein. „Die Durchführenden machen sich aufgrund der diffusen Lage zum Datenschutz Gedanken.“ So wüssten manche nicht, ob sie auf Adresslisten aus dem Melderegister zurückgreifen dürften, wodurch sie gezielt Haushalte mit Katholiken aufsuchen können.
Auch Listen, die in der Kirche ausliegen, könnten zu Problemen führen, wenn diese offen auslägen, sagt sie. Die Arbeit für die Ehrenamtlichen werde durch die neue Datenschutzverordnung jedenfalls nicht leichter. Wie genau die Gemeinden vorgehen, können diese selbst entscheiden. Rebecca Goeke verspricht aber: „Wir gehen sehr sensibel mit den Listen um.“