herne. . Wie bekommt man in Herne mehr Menschen aufs Rad? Das will die Stadt durch eine Befragung herausfinden. Das Verfahren ist nicht unumstritten.
Vor dem Hintergrund drohender Dieselfahrverbote in Herne bekommt dieses Projekt noch einmal einen ganz anderen Stellenwert: Die Stadt plant 2019 eine „Psychologische Motivationsanalyse für den Radverkehr“, um anschließend ein Radverkehrskonzept und dann auch noch ein Fußverkehrskonzept zu erstellen. Diese Planung stößt nicht nur auf Zustimmung.
Radler sollen sich bei der „psychologischen Motivationsanalyse“ nicht auf die Couch legen, sondern über verschiedene Kanäle befragt werden. Eine „breit gestreute Befragung“ werde die Stadt vornehmen lassen, kündigt Jürgen Klein Altstedde vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr an. Ein konkretes Verfahren müsse aber noch erarbeitet werden.
SPD-Ratsherr fordert eine Verkehrswende
Angesprochen würden laut Stadt bei dieser Befragung nicht nur aktive, sondern auch potenzielle Radler. Diese sollten berichten, was sie daran hindere, in Herne aufs Fahrrad zu steigen. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, „die Infrastruktur gezielt an die Bedürfnisse und Wünsche“ der Bürger anzupassen.
Dass etwas passieren muss, ist weitgehend Konsens. Davon zeugt auch das Aufstellen des „Konzepts für eine klimafreundliche Mobilität“ bereits im Jahr 2016. Wie berichtet, sollen im nächsten Jahr zum Erreichen dieses Ziels mehr als 60 konkrete Maßnahmen beschlossen werden. Und: Das Votum für ein Radverkehrskonzept fiel in dieser Woche im Planungsausschuss einstimmig aus.
Neben den Grünen beklagt auch Planungsausschussvorsitzender Ulrich Syberg (SPD) eine zu starke Autolobby in Herne. „Es muss ein Umdenken stattfinden. Wir brauchen in Herne eine Verkehrswende“, sagt Syberg, der auch Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen-Fahrradclubs ist.
Ratsherr bemüht Goethe
Er nennt ein Beispiel: Der Anteil der Autofahrer, die kurze Strecken von bis zu vier Kilometern zurücklegten, sei in Herne höher als in anderen deutschen Kommunen.
Dass die Stadt nun zunächst eine „Psychologische Motivationsanalyse“ erstellen will, hält Syberg für richtig. In den vergangenen zehn Jahren sei einiges in den Radverkehr investiert worden, trotzdem seien zu wenig Menschen aufs Fahrrad umgestiegen. Die Analyse soll nun zunächst mal die konkreten Wünsche ermitteln, bevor neue Investitionen erfolgten.
Das sieht Ratsherr Ingo Heidinger (Alternative Liste) anders. Er bemüht für seinen Standpunkt Goethe: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich endlich auch Taten sehen!“ Es gebe schon genug Studien und Erkenntnisse zum Radverkehr. Das sieht Rolf Ahrens (Grüne) ähnlich. Wenn die Stadt eine Analyse erstelle, gehe erneut Zeit verloren. Seine Theorie: Der größte Teil der Bevölkerung würde aufs Rad umsteigen, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Leider gebe es auch in Stadt und Politik noch immer starke Kräfte, die auf den Vorrang des Autoverkehrs beharrten.