Herne. . Die Herne Fleischerei Schmidt besteht seit 1918. In dieser Zeit gelang es immer, sich auf den Wandel in der Branche und Trends einzustellen.
Unternehmen, die 100 Jahre oder länger bestehen? Gibt es nicht mehr allzu viele in Herne und Wanne-Eickel. Die Fleischerei Schmidt zählt nun zu diesem kleinen Kreis. Das Familienunternehmen besteht seit 1918 in vierter Generation.
Dabei ist Schmidt immer dem Stadtteil Holsterhausen treu geblieben. Der erste Standort war an der Horststraße, seit Jahrzehnten hat Schmidt an der Bielefelder Straße sein Geschäft.
Über die Anfänge wissen Hans und Silvia Schmidt, die gemeinsam mit Sohn Tobias Schmidt das Geschäft führen, kaum mehr als dass Johann Schmidt 1918 als Pferdemetzger begonnen hat. So viel dürfte als gesichert gelten: Im Jahr des Kriegsendes dürfte Fleisch Mangelware gewesen sein, ebenso wie nach Ende des 2. Weltkriegs.
Am Beispiel Schmidt lassen sich die Veränderungen in der Branche, aber auch Entwicklung im Kundenverhalten nachvollziehen. „Beim Kunden muss alles viel schneller gehen als früher, heute will niemand mehr zwei oder drei Stunden in der Küche stehen“, erzählt Silvia Schmidt. Das wirkt sich natürlich auf das Angebot aus. Traditioneller Rollbraten? Den gibt es eher auf Wunsch, heute müssen die Bratenstücke so vorbereitet sein, dass die Zubereitung nicht mehr viel Mühe macht.
Neuer Trend: Dry Aged Beef
Noch etwas hat sich bei den Kunden verändert: Sie kaufen seit Jahren verstärkt bei Supermärkten oder Discountern. In der Folge ist auch in Herne die Zahl der Fleischereien rückläufig. Schmidt bereitet die Konkurrenz keine großen Probleme, weil man früh Trends erkannt hat. So bietet die Fleischerei seit Jahrzehnten Fleisch der Marke Neuland und vertraut auf zwei Lieferanten, bei denen sichergestellt ist, dass die Tiere vernünftig gehalten werden - quasi ein Leben vor der Pfanne haben. Die konsequente Umstellung auf Bio-Fleisch hätten die Kunden mitgemacht, erzählen Schmidts. Mit einem anderen Angebot nimmt die Fleischerei einen recht jungen Trend auf. Sie bietet seit einigen Monaten „Dry Aged Beef“ an, also trocken gereiftes Fleisch. „Der Ladenumbau war schon komplett geplant, als wir uns entschlossen haben, die Trockenschränke einzubauen“, erzählt Tobias Schmidt. Die Nachfrage sei da - auch deshalb, weil das Angebot zumindest in Herne einmalig sei.
Einen anderen Trend hat das Unternehmen allerdings nicht weiter verfolgt. „Wir haben mal vegetarische Wurst angeboten, doch das passte einfach nicht“, erzählt Silvia Schmidt.
Jüngster Fleischermeister in NRW
Die Fleischerei Schmidt ist noch in einer anderen Hinsicht besonders: Der heute 24-jährige Tobias Schmidt hat mit 19 seine Gesellenprüfung bestanden und bereits mit 20 den Meisterbrief erhalten. Damit war er jüngster Fleischermeister in Nordrhein-Westfalen. An seinem Beruf liebt er die Kreativität.
Dennoch hat der Betrieb Nachwuchssorgen. In diesem Jahr konnte Schmidt keinen Auszubildenden einstellen. Eine Bewerbung habe vorgelegen, allerdings sei der Kandidat ohne Absage nicht zum Probearbeiten erschienen.