Herne. . Die gebürtige Hernerin Liv Migdal ist international erfolgreich. Was die Geige ihr bedeutet, erzählt sie vor ihrem Auftritt im Literaturhaus.

Konzertsäle in aller Welt sind inzwischen ihr Zuhause. Sie hat in der Hamburger Elbphilharmonie und mit den Berliner Philharmonikern gespielt, in China, Israel und in Istanbul gastiert, doch ihre Wurzeln liegen im Ruhrgebiet: Geigerin Liv Migdal ist in Herne geboren und kehrt immer wieder in die alte Heimat zurück.

„Mein Elternhaus ist in Bochum-Hiltrop, ich bin also im Grenzgebiet zwischen Bochum und Herne aufgewachsen, aber Herne ist meine zweite Heimat“, sagt die Tochter des Pianisten Marian Migdal, die zurzeit in Berlin lebt. „Ich bin oft mit den Herner Sinfonikern aufgetreten.“

Onkel von Liv Migdal war auch Geiger

Musik hat von klein auf zu ihrem Leben dazugehört. „Mein Onkel war Geiger und meine ältere Schwester hat im Alter von sieben Jahren mit der Geige angefangen. Das musste ich dann natürlich auch machen. Wir fanden den Klang der Geige unglaublich toll.“

Drei Jahre alt war sie da und hatte bereits die Liebe ihres Lebens gefunden. „Ich konnte von morgens bis abends Geige spielen und war total zufrieden. Ich war eher ein ruhiges Kind, hab’ nicht viel geplappert. Die Geige, das war meine Sprache.“

Sie versuchte sich auch schon früh in der Kammermusik. „Mein Vater hat uns oft auf dem Klavier begleitet und so konnte man eine ganz andere Dimension von Musik erleben, andere Klangbilder erfahren.“

Ihr liegt „Entartete Musik“ am Herzen

Wenn sie spielt, taucht sie in das Werk hinein. „Nur so wird es authentisch.“ Liv Migdal erkundet bei der Erarbeitung ihrer Interpretation aber nicht nur aufmerksam Rhythmus, Dynamik und Tempo des Notentextes, sie setzt sich auch mit den Aufnahmen anderer Künstler und den Umständen der Komposition auseinander. „Das macht die Arbeit spannend. Musik ohne Emotion, ohne Nähe wird verfälscht.“

Am meisten mag sie die Musik, die sie gerade spielt. Besonders aber liegt ihr die im Dritten Reich verbotene „Entartete Musik“ am Herzen. „Mein Vater war polnisch-jüdischer Abstammung und ich habe selbst oft in Israel gastiert,“ erzählt sie. „Im Augenblick lerne ich Hebräisch.“ Wichtig ist für Liv Migdal, offen und neugierig zu bleiben. „Ich bin dankbar dafür, dass ich mit dem, was mein Atem ist, zum Beispiel durch meine Tourneen, meinen Horizont immer wieder erweitern kann.“

Jazz und R&B begeistern sie privat

Ihr Herz schlägt zwar für die Klassik, doch in ihrer Freizeit beschäftigt Liv Migdal sich auch gern mit Jazz. „Ich improvisiere dann für mich privat. Ich kann mich aber auch für R&B begeistern“, erzählt sie. „Und ich mache gerne Sport. Ich jogge, früher habe ich auch Eishockey und Fußball gespielt,“ sagt der bekennende FC-Barcelona-Fan.

Auftritt im Literaturhaus Herne Ruhr

Am 13. November 2018 spielt Liv Migdal im Literaturhaus Herne Ruhr, Bebelstraße 18, ihre Interpretation von Bach, Rachmaninoff und Dvorak. Begleitet wird sie von der norwegischen Pianistin Jie Zhang. Beginn: 19 Uhr, Tickets: 25 Euro.

>>> Internationale Preise und CD-Aufnahmen

Die 30-jährige Geigerin Liv Migdal ist in Herne geboren und hat in Rostock und Salzburg studiert. Seit ihren ersten Konzerten erhielt sie internationale Preise und Stipendien.

Sie tritt in führenden deutschen und internationalen Metropolen auf, hat bereits mehrere mit Preisen ausgezeichnete CD-Aufnahmen eingespielt und trat auch auf Einladung des damaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert bei dem vom TV live übertragenen Festkonzert „25 Jahre Deutsche Einheit“ in Berlin vor Angela Merkel auf.