Herne. . Wer etwa nach einer Vergewaltigung keine Anzeige erstatten möchte, kann anonym Tatspuren sichern lassen. In Herne kommt ein Info-Spot ins Kino.

Wenn eine Frau oder ihr Kind Opfer einer Sexualstraftat wird, ist sie nicht immer sofort sicher, ob sie Anzeige erstatten möchte. Dennoch ist es wichtig, sich untersuchen zu lassen und die Tatspuren wie Kleidung oder Spermaspuren zu sichern. Bei der anonymen Spurensicherung (ASS) in einem Krankenhaus muss die Polizei nicht zwangsläufig eingeschaltet werden. So kann sich die Frau später überlegen, ob sie Anzeige erstatten möchte – bis zu zehn Jahre lang.

Genau 137 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verzeichnete die Polizei für Herne im Jahr 2017. Die Dunkelziffer wird deutlich höher liegen. Von 121 Opfern waren 104 weiblich. „Der überwiegende Teil der Sexualdelikte ist im Nahbereich, in der Familie oder bei Freunden“, erklärt Sabine Schirmer-Klug von der Gleichstellungsstelle der Stadt. Auch deshalb falle es einigen schwer, direkt Anzeige zu erstatten.

Zu wenige Frauen nutzen das Angebot

Mit einem Kinospot soll nun auf das Angebot der anonymen Spurensicherung aufmerksam gemacht werden. Denn auch wenn es das bereits seit mehr als zehn Jahren in Herne gebe, sei die Zahl der Frauen, die es nutzten, viel zu gering, sagt Cordelia Neige, Mitarbeiterin der Gleichstellungsstelle.

In dem Spot sitzt eine Frau in einer Badewanne. Die Vermutung liegt nahe, dass sie Opfer einer Sexualstraftat geworden ist. Eine Stimme erzählt, dass sich Frauen nach einem solchen Übergriff nicht waschen, sondern zunächst die Tatspuren sichern lassen sollen. Die Handlungen der Frau laufen im Film rückwärts und nun steht sie vor einem Krankenhaus, wo ihr geholfen werden kann.

Der 38-sekündige Spot soll im November in der Filmwelt zu sehen sein. Am Ende des Films wird darauf hingewiesen, dass Betroffene in Herne ins Evangelische Krankenhaus, ins Marien Hospital oder ins St. Anna Hospital gehen können. Die dort gesicherten Spuren werden unter einer Chiffrenummer im Institut für Rechtsmedizin in Essen eingelagert und nach zehn Jahren vernichtet, falls bis dahin keine Anzeige erstattet wurde.

Lichterkette am Kugelbrunnen

Die Gleichstellungsstelle der Stadt nutzt den November traditionell, um für das Thema Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren. „Rund 33 Prozent der Frauen erleben in ihrem Leben einmal Gewalt“, sagt Sabine Schirmer-Klug. Neben der ASS-Kampagne finden im November auch Workshops etwa an Schulen statt, die der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt organisiert. Eine Lichterkette soll am 26. November um 17 Uhr am Kugelbrunnen auf der Bahnhofstraße das Schweigen brechen.