Herne. . Der neue Gleichstellungsplan zeigt: In den Herner Rathäusern gibt es noch immer deutlich mehr Männer als Frauen in Führungspositionen.
Noch immer gibt es im Rathaus deutlich mehr Männer als Frauen in Führungspositionen. Das zeigt der neue Gleichstellungsplan, den die Stadt vorgelegt hat. Konkret: Insgesamt sind rund 3000 Menschen in der Herner Verwaltung beschäftigt, 52 Prozent davon sind Frauen. Der Anteil der Chefinnen, also der Leiterinnen von Fachbereichen und ihrer Stellvertreterinnen, beträgt demnach aber nur 34 Prozent. In Sachen Frauenförderung, kommentiert die städtische Gleichstellungsbeauftragte Sabine Schirmer-Klug den Bericht, habe sich in den vergangenen Jahren „schon viel getan“. Allein: „Ohne Zweifel wären schnellere Fortschritte wünschenswert.“
Insgesamt, lobt Schirmer-Klug, sei das Thema „Frauenförderung“ beziehungsweise „Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit“ im Rathaus heute „von hoher Akzeptanz gekennzeichnet“.
So habe im Jahr 2000 beispielsweise nur eine Frau einen Fachbereich geleitet, Ende 2016 seien es vier gewesen, aktuell sechs, berichtete sie am Dienstag im Rat. Heiße auch: 29 Prozent der Chefposten seien nun mit Frauen besetzt, und das, obwohl Fachbereiche zusammengelegt und die Zahl der Führungspositionen gesunken sei.
Gleichstellungspolitik ist „Ritt auf der Schnecke“
Grund für den Anstieg seien unter anderem die so genannten Mentoringprogramme für Frauen, heißt es im Bericht an die Politik. Frauen würden dabei auf Führungsaufgaben vorbereitet. Diese Maßnahmen zur Frauenförderung, bilanzierte Schirmer-Klug, fänden großen Zuspruch und seien ein wichtiger Baustein zur Stärkung von Frauen für den beruflichen Aufstieg.
Trotz aller Erfolge: Es gebe noch viel zu tun, vom Ziel eines 50-prozentigen Frauenanteils an Führungspositionen sei Herne „weit entfernt“. In der Gleichstellungspolitik gleiche der Fortschritt einem „Ritt auf der Schnecke“.
Kaum Frauen bei der Feuerwehr
Wo es hake: Es gebe etwa noch immer viel zu wenige Frauen im technischen und gewerblichen Bereich, bei der Feuerwehr sei der Frauenanteil „verschwindend gering“, und es gebe eine „eklatante Unterrepräsentanz“ von Frauen im Beamtenbereich des ehemaligen höheren Dienstes.
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Wünschenswert wäre es auch, wenn entsprechende Förderstrukturen für Frauen auch bei den städtischen Tochter-Unternehmen – darunter HCR, Sparkasse und Stadtwerke – aufgebaut würden. Dann, so Schirmer-Klug, wäre in einigen Jahren vielleicht mehr als nur eine einzige Geschäftsführung bei einer städtischen Gesellschaft mit einer Frau besetzt.
SPD und CDU fordern Nachbesserungen
Unterstützung findet die Gleichstellungsbeauftragte in der Politik. „Frauen verdienen weniger, haben eine kleinere Rente und sind weniger Chef“, kritisiert auch Manuela Lukas, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. Frauen, auch in Bund und Land, müssten sich besser vernetzen und sich vehementer für mehr Chefinnen einsetzen. Sie verweist auf den interfraktionellen Ratsarbeitskreis Frauen, der sich auf diesem Gebiet engagiere. Wichtig sei es etwa, die technischen Berufe den Frauen näher zu bringen. „Frauen kochen, backen, schnibbeln – aber arbeiten nicht bei der Feuerwehr.“ Dieses Klischee sei längst nicht mehr zeitgemäß, sagt sie zur WAZ.
Ähnlich äußert sich CDU-Ratsfrau und Bürgermeisterin Andrea Oehler. Um Mädchen etwa an MINT-, sprich technische Berufe heranzuführen, wären etwa Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen hilfreich. Die Verwaltung, schlägt sie vor, sollte längere Praktika in diesen Berufsbildern anbieten. So könne man dem Fachkräftemangel entgegenwirken und den Frauenanteil erhöhen – etwa bei der Feuerwehr.