Herne. . Eine 72-Jährige aus Herne bekommt keine Wohnung, weil sie einen negativen Eintrag hat. Die Verbraucherzentrale gibt Ratschläge zu Referenzen.
Wie sich Probleme mit der Schufa-Auskunft besonders krass auf die Lebensumstände auswirken können, dafür ist Anneliese Kloß ein lebendes Beispiel. Sie sei seit sechs Jahren obdachlos, sagt sie. Sie habe immer bei Bekannten gewohnt, weil sie aufgrund negativer Referenzen keine Wohnung bekäme. Inzwischen ist die 72-Jährige behelfsweise bei der Hernerin Annette Seuster untergekommen. „Ich möchte, dass Anneliese ins normale Leben zurückfindet“, erklärt die 60-Jährige ihr soziales Engagement.
2000 Euro Schulden sind bei der Schufa vermerkt. Anneliese Kloß weiß nicht einmal warum. Das könne nur durch ihren Ehemann entstanden sein, von dem sie sich längst getrennt habe. Jetzt hat sie zwar – theoretisch – eine Wohnung, doch die Vermieterin, eine Wohnungsgesellschaft, will sie wegen der negativen Schufa-Auskunft nicht freigeben.
Kritik an der Schufa
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„Das ist durchaus der Regelfall. Der Vermieter erkundigt sich üblicherweise bei der Schufa, und wenn Sie keinen ordentlichen Bonitätsscore besitzen, dann haben Sie schlechte Karten, eine anständige Wohnung zu bekommen“, erklärt Veronika Hensing, Leiterin der Herner Verbraucherzentrale, und erinnert sich an einen anderen Fall: Eine junge Frau bekam Probleme mit der Schufa wegen einer offenen Mobilfunkrechnung. „Sie hatte schon die Zusage vom Vermieter und war völlig überrascht von der negativen Auskunft. Sie wusste gar nichts von den 700 Euro, sie hätte die Rechnung sofort bezahlen können, die Summe bleibt aber drei Jahre in den Akten vermerkt.“
Veronika Hensing kritisiert die Datensammelwut der Schufa: „Hier werden die Daten zu lange gespeichert.“ Und darüber hinaus: „Die Schufa speichert auch, wenn jemand in kurzer Zeit häufig die Wohnung wechselt. Auch dann sinkt der Scorewert, weil die Schufa davon ausgeht, dass es sich um Mietnomaden handelt.“ Darüber hinaus würden Informationen über die Art der Kreditkarte, den Telefonanbieter, die Bankkarte und Aktivitäten im Versandhandel gespeichert.
Mit dem Vermieter sprechen
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Für Wohnungssuchende mit schlechten Referenzen bei der Schufa bliebe am Ende nur übrig, sich eine schlechte oder schimmelige Wohnung zu nehmen, weil deren Vermieter keine Schufa-Auskunft verlange. Für Anneliese Kloß hat die Verbraucherberaterin folgenden Rat: „Auch wenn ich verheiratet bin, hafte ich nur für meine eigenen Schulden, außer, ich habe selbst mit unterschrieben.“
Frau Kloß solle mit dem potenziellen Vermieter ein Gespräch führen, warum ihre Schufa-Referenz so schlecht sei. „Man muss ja keine schlechte Zahlungsmoral haben, nur weil man einmal ein Problem hatte.“