Herne. „Das Zeitrad“ hat am Sonntag Premiere im Alten Wartesaal im Herner Bahnhof gefeiert. Nach einem großen Erfolg sind weitere Aufführung in Planung.
Die Zeit ist eine Illusion, die uns ein Gestern und Morgen vorgaukelt. Trotzdem können wir einfach nicht genug von ihr bekommen. Soweit die Theorie. Auf dem Planeten Uila jedoch ticken die Uhren anders. Vorausgesetzt sie würden ticken. Denn Zeit ist hier ein Produkt, ein Werkstoff, der erarbeitet werden muss.
„Das Zeitrad oder: „die unglaublichen Abenteuer von Meijnen und Mtoktok Johannson in der Galaxie von Uila und drumherum“, hat am Sonntag im Alten Wartesaal des Herner Bahnhofs seine fulminante Premiere gefeiert. Eben jene Seltsamkeiten rund um das Thema Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis, sind bei den Wesen mit ihren überdimensionalen Köpfen allgegenwärtig.
Begeisterung für Idee und Umsetzung
Würde der in die Jahre gekommene Mtoktok Johannson (Patrick Praschma) nämlich nicht in die Pedale seines Zeitrades treten, so stünde der Alltag eines jeden Bewohners still, ja, der ganze Planet hörte dann auf, sich zu drehen. Doch mit dem Alter kommt die unfreiwillige Trägheit, die seine Tochter Meijnen (Nadia Ihjeij) erkennt und ihren Vater kurzum in den wohlverdienten Urlaub schickt.
Jetzt liegt es an dem durchgeknallten Teenager, den Lauf der Dinge, nun ja, am Laufen zu halten. Mangelnde Berufserfahrung und jugendliche Naivität sind dabei nicht unbedingt förderlich und das Chaos ist programmiert.
Im ausverkauften Wartesaal ist man begeistert von Idee und Umsetzung der kleinen aber feinen SciFi-Operette.
So schlicht sich das haptische Bühnenbild mit spärlich bemalten Kartons zeigt, umso liebevoller sind Kostüme und Masken ausgearbeitet; eine Leinwand ergänzt die Raumtiefe und gibt Einblicke in eine Welt, auf der die uns bekannten Gesetze der Physik Kopf stehen.
Erneute Aufführung geplant
Wie hinter den Kulissen an dem Stück gewerkelt wurde, erzählen die Akteure nachdem sie mit Standing Ovations geehrt wurden: „Im Juli entstand die Idee, eine Geschichte zu schreiben, über das Thema Zeit. Im Entstehungsprozess haben wir viel über Philosophie gelesen, bis dann das Konzept über jemandem Stand, der die Zeit antreibt, ausfällt und in den Urlaub muss“, erzählt Patrick Praschma, der den kernigen Zeitrad-Mechaniker mimt und der überforderten Meijnen mit zur Seite steht.
Auch abseits der Bühne half und förderte sich das Trio: „Jeder hat was von seiner Baustelle eingebracht. Nadia etwa kommt aus dem Puppenspiel, Till ist Schauspieler und ich beschäftige mich mit Film und Medien. So hat jeder versucht, dem anderen etwas beizubringen und es entstand eine spartenübergreifende Arbeit“, fährt Praschma fort. Nach dem unerwarteten Erfolg der Premiere, an dem noch Stühle nachgestellt werden mussten, komme es bestimmt zu einer baldigen, erneuten Aufführung. Wann und wo ist noch unklar.