herne. . Bürger lehnen die konkreten Awo-Baupläne für Börnig ab - daran konnte eine Diskussion im Bezirk Sodingen nichts ändern. So verlief die Debatte.

Mehr als eine Stunde haben Anwohner, Politik, Stadt, Arbeiterwohlfahrt und Architekt am Mittwochabend in der Bezirksvertretung Sodingen über die Neubaupläne fürs Else-Drenseck-Seniorenzentrum und eine Kita in Börnig diskutiert, doch eine Annäherung hat es nicht gegeben. Zwischen den Zeilen wurde deutlich, dass Stadt und Awo keine Alternative zu den umstrittenen Bauplänen an der Straße Am Katzenbuckel sehen.

Wie berichtet, soll die neue Kita auf dem bisherigen Parkplatz des Börniger Areals entstehen. Das in den 60er-Jahren errichtete Pflegezentrum und die angeschlossenen Seniorenwohnungen sollen Schritt für Schritt abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.

Stadt und SPD: Schneller Kita-Neubau ist alternativlos

Jugenddezernentin Gudrun Thierhoff und Ulrich Klonki (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie, wiesen mit Nachdruck und vielen Zahlen auf die dramatische Betreuungssituation hin. Ein schneller Kita-Neubau an diesem Standort sei für Herne und insbesondere den Bezirk sehr wichtig. Die in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossenen Anwohner hatten aber weder vor noch in der Sitzung die Kita und auch den Neubau des Seniorenzentrums grundsätzlich in Frage gestellt - es gehe ausschließlich um den konkreten Standort, hieß es.

Stefan Horstmann (li.) und Malte Lütjens von der Bürgerinitiative. Lütjens ist auch (parteiloses) Mitglied der Bezirksvertretung Sodingen, erklärte sich aber bei diesem Tagesordnungspunkt in der Sitzung für befangen und nahm nicht an der Diskussion teil.
Stefan Horstmann (li.) und Malte Lütjens von der Bürgerinitiative. Lütjens ist auch (parteiloses) Mitglied der Bezirksvertretung Sodingen, erklärte sich aber bei diesem Tagesordnungspunkt in der Sitzung für befangen und nahm nicht an der Diskussion teil. © Joachim Hänisch

Mehrere Kritikpunkte, Bedenken und Anregungen brachte BI-Sprecher Stefan Horstmann vor – von den Stellplätzen über den Hol-, Bring- und Anlieferverkehr bis hin zur recht kleinen Außenfläche der Kita. „Man kann doch nicht aus Zeitdruck etwas schnell bauen, mit dem man dann 50 Jahre lang unglücklich ist“, so der Anwohner.

Die Anwohner erklärten, dass ein Bebauungsplanverfahren ausdrücklich auch das Erarbeiten von alternativen Lösungen beinhalte. Sie hätten mit einem ersten Alternativmodell bewiesen, dass es besser geht, so Horstmann. Das sah Awo-Architekt Ansgar Huster naturgemäß etwas anders. Er verwies auf die besondere Herausforderung, ein Seniorenzentrum im laufenden Betrieb abzureißen und neu zu errichten und parallel dazu eine Kita zu bauen.

An diesem Punkt setzte auch der Sohn einer 91-jährigen Bewohnerin des Seniorenzentrums an - wenn auch mit einer anderen Stoßrichtung: Er befürchte, dass die Belange der Senioren zu wenig berücksichtigt würden und eine Seniorenwohnung nach dem Neubau nicht mehr bezahlbar sei: „Sie sind mit der gesamten Situation überfordert.“ Der Architekt und die Seniorenzentrum-Leiterin Heike Strauss versicherten, dass die Belange der Senioren eine große Rolle in diesem Projekt spielten. Angesichts des frühen Stadiums des Verfahrens könnten aber nicht schon jetzt „alle Punkte behandelt werden“.

Verkehrskonzept wird erarbeitet

Ähnlich argumentierte Planungsamts-Chef Wixforth. Es werde unter anderem noch ein Mobilitäts- und Verkehrskonzept erstellt. Wixforth betonte auch, dass es sich nicht um ein offenes Wettbewerbsverfahren handele, sondern um einen konkreten Entwurf. Hier müssten nun private und öffentliche Interessen abgeglichen werden. Aus Sicht der Stadt sei dieses Projekt aber grundsätzlich „zukunftsweisend“.

Und was sagte die Politik? „Auch für uns ist noch einiges unklar“, so Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. Das gelte insbesondere für die Stellplätze und die Erschließung. Grunert kündigte an, dass die Politik gerade beim Verkehrskonzept ganz genau hinschauen werde - so wie es für den Bezirk Sodingen üblich sei. Grunert lobte zudem, dass die Anwohner sich so frühzeitig ins Verfahren einbrächten. Das sei bei anderen Verfahren leider nicht immer der Fall.