Herne. . Ein Gutachter hat festgestellt, dass die Linie 306 auf Herner Gebiet wenig genutzt wird. Warum es trotzdem die Forderung nach mehr Fahrten gibt.

Pläne für eine Verschlechterung des Takts der Straßenbahnlinie 306 von 10 auf 15 Minuten auf Herner Stadtgebiet sind im vergangenen Jahr auf Protest bei Bürgern und Bezirkspolitikern gestoßen. Die Stadt Herne legt nun ein Gutachten vor, das der Bogestra-Linie in Wanne und Eickel eine sehr geringe Auslastung bescheinigt. Trotzdem wird der Wunsch nach einer Verbesserung des Takts von 10 auf 7,5 Minuten laut - und zwar von Bochumer Seite.

Umbaukosten von 1,2 Millionen Euro

Die Diskussion über die 306 ist 2017 im Zuge der (noch nicht abgeschlossenen) Fortschreibung des Bochumer Nahverkehrsplans entflammt. Die ersten Vorschläge sahen einen 15-Minuten-Takt für die von Bochum über Eickel bis Wanne Hauptbahnhof verlaufende Linie vor. Aktueller Planungsstand: Die 306 soll auf Bochumer Stadtgebiet aufgrund der größeren Nachfrage durchgängig im 7,5-Minuten-Takt fahren. In Eickel und Wanne ist dieser Takt nur in Stoßzeiten geplant, ansonsten soll die Bahn auf Herner Gebiet nur alle 15 Minuten fahren.

Die Stadt Herne und der Rat hatten 2017 gegen den Widerstand der Bezirke Wanne und Eickel für diese Verschlechterung des Angebots gestimmt. Durch ein von der Stadt beauftragtes Gutachten dürften sich Verwaltung und Rat nun bestätigt sehen: In 99 Prozent aller Fahrten wurden weniger als 40 Fahrgäste in der 121 Menschen fassenden Bahn (66 Sitz-, 55 Stehplätze) gezählt. Das decke sich mit Prognosen und früheren Erhebungen der Bogestra, so die Stadt.

Umbau in Bochum soll 1,2 Millionen Euro kosten

Im Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) hat die Bogestra einen Förderantrag über den Ausbau der Gleisanlagen am Hannibal-Center in Bochum gestellt. Dies soll die Voraussetzung dafür schaffen, dass dort künftig jede zweite 306-Bahn wenden und zurück Richtung Bochum fahren kann.

Dirk Schmidt ist verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion in Bochum. Außerdem gehört er dem Bogestra-Aufsichtsrat und dem VRR-Verwaltungsrat an.
Dirk Schmidt ist verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion in Bochum. Außerdem gehört er dem Bogestra-Aufsichtsrat und dem VRR-Verwaltungsrat an. © CDU

Weil die CDU und insbesondere der Bochumer CDU-Ratsherr Dirk Schmidt Klärungsbedarf haben, wurde diese Entscheidung als einzige von 73 Maßnahmen eines VRR-Förderkatalogs zunächst zurückgestellt. Im Dezember kommt das Projekt beim VRR erneut auf die Tagesordnung Er bevorzuge im ÖPNV grundsätzlich einen einheitlichen Takt und sei dagegen, für Bürger „neue Barrieren und Grenzen“ im Ruhrgebiet zu schaffen, sagt Schmidt zur WAZ.

Offene Fragen hat der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion nicht zuletzt hinsichtlich der Kosten. Die Baumaßnahme am Hannibal-Center sei mit rund 1,2 Millionen Euro veranschlagt worden. Er vermisse aber eine detaillierte Aufschlüsselung über die Mehrkosten im Falle der Einführung eines 7,5-Minuten-Taktes auch in Herne, so Schmidt.

Außerdem stelle er sich die Frage, ob die 306 nicht auch am Eickeler Halt „Auf der Wenge“ wenden könnte, was den teuren (und von Bund und Land mit 90 Prozent geförderten) Umbau am Bochumer Hannibal-Center überflüssig machen würde.

>> INFO: SPD hält sich noch bedeckt

Eine 306-Taktausdünnung ist in der Politik umstritten. In der SPD verlief die Grenze zwischen Gegnern und Befürworten sogar quer durch die Partei.

Auf WAZ-Anfrage wollte noch kein Sozialdemokrat Stellung beziehen zur aktuellen Entwicklung. Am Mittwoch will sich die Partei zunächst intern mit der Angelegenheit befassen.