herne. . Die Stellungnahme der Stadt Herne zur Fortschreibung des Bochumer Nahverkehrsplans stößt auf Kritik. Im Blickpunkt: die Straßenbahnlinie 306.

  • Politik kritisiert erste Stellungnahme der Stadt Herne zum Bochumer Nahverkehrsplan
  • Parteien stoßen sich vor allem an Taktausdünnung der Straßenbahnlinie 306 in Eickel
  • Verwaltung betont, dass Stellungnahme unter Vorbehalt erfolgt sei und kündigt Gutachten an

Das Thema „Nahverkehrsplan“ (NVP) birgt in Herne Konfliktstoff. Im Jahr 2014 musste die Stadt nach heftigen Protesten von Bürgern das Konzept für Herne-Süd überarbeiten. Aktuell steht die Fortschreibung des Bochumer NVP in der Kritik. Konkret: die Stellungnahme der Herner Verwaltung zum Bochumer Entwurf.

In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses zeigte sich: Sowohl das Vorgehen der Stadt Herne als auch Teile der Stellungnahme missfällt Ratsparteien. Im Blickpunkt steht insbesondere die Zustimmung der Stadt zur Taktausdünnung der durch Eickel führenden Straßenbahnlinie 306.

SPD: Bevölkerung in Eickel ist erbost über Pläne

Wie berichtet, will Bochum den 306-Takt voraussichtlich ab 2020 von bisher zehn auf 15 Minuten erhöhen. Die Stadt Herne hat diesen Plänen grundsätzlich zugestimmt. In Stoßzeiten solle der Takt aber täglich für insgesamt zwei Stunden von 15 auf siebeneinhalb Minuten verändert werden, so die Anregung der Herner Verkehrsplaner.

Die Politik stellt dies nicht zufrieden. „Das ist kein gutes Signal für die klimafreundliche Mobilität in Herne“, sagte die SPD-Stadtverordnete Elisabeth Majchrzak-Frensel im Ausschuss. Die Bochumer Pläne für die 306 würden Menschen nicht dazu bringen, auf den ÖPNV umzusteigen. „Die Bevölkerung in Eickel ist erbost über diese Pläne“, sagte die Eickelerin.

Die Stellungnahme der Stadt Herne zum Bochumer Entwurf eines neuen Nahverkehrsplans sei „ein Schnellschuss“, so CDU-Ratsfrau Barbara Merten.
Die Stellungnahme der Stadt Herne zum Bochumer Entwurf eines neuen Nahverkehrsplans sei „ein Schnellschuss“, so CDU-Ratsfrau Barbara Merten. © CDU, Archiv

CDU-Ratsfrau Barbara Merten warf der Stadt Herne eine „schlechte Vorgehensweise“ vor. „Das sieht alles nach einem Schnellschuss aus.“ Auch Oliver Dick (Linke) stieß sich an diesem Aspekt. Hintergrund: Die Stadt Herne hatte ihre Stellungnahme zum Bochumer NVP-Entwurf ohne vorherige Befassung der Herner Gremien geschrieben.

Verkehrsplaner Jürgen Klein Altstedde verwies darauf, dass dies aufgrund des „hohen Termindrucks“ in Bochum und nur „unter Vorbehalt“ der Zustimmung des Herner Rates geschehen sei.

Stadt will Gutachten erstellen lassen

Verkehrsdezernent Karlheinz Friedrichs betonte, dass die Stadt die Auswirkungen des Bochumer NVP-Entwurfs auf den Herner ÖPNV eigens von einem Gutachter untersuchen lassen wird. Auch darauf wies die Stadt hin: Die bisher von Bochum für die Linie 306 vorgelegten Zahlen rechtfertigten eine Taktausdünnung. Selbst zu den stärksten Zeiten seien die 120 Plätze der 306 „nur zu 80 Prozent ausgelastet“, so Klein Altstedde.

Eine finale Ablehnung der Bochumer Pläne - sie betreffen unteranderem auch die Buslinien 321, 354, 368 und 390 - durch den Rat ist aber wohl nicht zu erwarten. Der Planungsausschuss stellte sich mit breiter (rot-schwarzer) Mehrheit hinter die Stellungnahme der Stadt. Bei einer von der Linkspartei beantragten Einzelabstimmung für die Linie 306 votierten neben der Linken die Grünen, die FDP und die Unabhängigen Bürger gegen eine Taktausdünnung.