Herne. . Die Kuboshow in Herne hat am Wochenende Kunstinteressierte von Nah und Fern in die Flottmann-Hallen gelockt. Sie erlebten manche Überraschungen.

Wie in jedem Jahr erwartet die Kuboshow Kunstfreunde von Nah und Fern. Ein wenig provokant verkündet das Plakat das diesjährige Motto: „Ich brauch’ das“. Am Samstagmorgen scheinen das noch nicht viele Kunstfreunde zu brauchen. In den Ausstellungshallen drängelt sich niemand. Die vielen ausgestellten Werke haben die volle Aufmerksamkeit der Besucher; man kann ruhig durch die Gänge schlendern. An etlichen Arbeiten kleben schon kleine rote Punkte: ein Zeichen, dass die Bilder oder Objekte schon bei der Vorschau am Freitagabend verkauft wurden.

Bilder müssen immer beiden gefallen

Ein Ehepaar mittleren Alters nimmt sich viel Zeit für die einzelnen Bilder. Beide reden intensiv miteinander, zeigen auf die Bilder: „Wir kommen aus Essen und waren im letzten Jahr zum ersten Mal hier.“ Da waren viele Bilder, die beide interessierten, schon verkauft. „Darum sind wir heute so früh da.“ Gefunden haben beide noch nichts. „Da gab es schon einiges, was uns zusagte“, stellt sie fest. „Aber entweder waren die Bilder zu teuer oder sie passten einfach nicht.“ Ein bis zwei Kunstwerke kauften sie im Jahr, gefallen müssten sie immer beiden. „Wir haben ja noch zwei Hallen vor uns“, verabschieden sie sich.

Was kosten die Skulpturen? Besucher mussten sich öfter beugen und bücken.
Was kosten die Skulpturen? Besucher mussten sich öfter beugen und bücken. © Rainer Raffalski

Wie immer liegt der Schwerpunkt der zweitägigen Kuboshow auf gegenständlicher Kunst. Das hat der Veranstalter Holger Wennrich über die Jahre zum Markenzeichen erhoben. Abstraktes oder Experimentelles gibt es eher wenig. Und wenn, dann um so auffälliger. Wie die Werke von Lars Plessentin. Er hat Fotografien mit farbigem Acrylglas collagiert, was die Bilder um eine dritte Dimension und verschiedene Bildebenen ergänzt.

Auffällig sind in diesem Jahr die vielen porträtartigen Bilder. Das reicht von ganz naturalistisch gemalten Bildern von Jana Geilhof. Ihre Ausschnitte von Gesichtern schweben wie Abrisse von Fotografie vor dem Blatt. Über die Köpfe von Alvine Bautra. In ihren Bildern verschwimmen die Gesichter durch die gemalten Bewegungsspuren. Bis zu den Bildern von Tim Busse. In seinen Arbeiten verschwinden die Gesichter unter einer eher gestischen Malerei.

Lügenbaron vor US-Fahne

Brauch ich das? Auch mancher kritische Blick blieb am Wochenende in den Ausstellungshallen nicht aus.
Brauch ich das? Auch mancher kritische Blick blieb am Wochenende in den Ausstellungshallen nicht aus. © Reiner Raffalski

Besonders fallen in diesem Jahr die politischen oder gesellschaftlichen Themen auf. Am deutlichsten finden sie sich in den Arbeiten von Silke Krah. Ihre Collagen verändern durch kleine Eingriffe die Fotos ins Abstruse. Wer will sich was Schlimmes dabei denken, wenn Mehmet Karaca den Lügenbaron Münchhausen vor der amerikanischen Fahne auf seiner Kugel fliegen lässt?

Mit der Zeit füllen sich die Hallen. An der Kasse bildet sich schon eine kleine Schlange. Alles Menschen, die das brauchen. Und der Andrang, der wird traditionell sowieso für den Sonntag erwartet.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Kuboshow

Vor über 20 Jahren landete die „Kunstbombe“ in den Flottmann-Hallen. Es war eine der ersten Messen für junge Kunst im Ruhrgebiet. Sie etablierte sich als eine Plattform für Künstlerinnen und Künstler bis Mitte 30.

Von den eher kleinen, manchmal ein wenig improvisierten Anfängen hat sich die Kuboshow, wie sie längst genannt wird, zu einer weithin beachteten Verkaufsausstellung entwickelt. Mit der Messe sind auch die Künstler älter geworden, die Altersgrenze ist aufgehoben. Was bis heute die Messe ausmacht, ist der Schwerpunkt auf gegenständlicher Kunst, die bezahlbar ist.