Herne. Warum es bei Protesten im Hambacher Wald zu einem Herner Familientreffen kommen könnte. Und: Warum Paul Ziemiak (CDU) ein Ranking anführt.
Klaudia Scholz ist nicht nur (parteilose) Ratsfrau für die Linke, sondern in Herne zusätzlich in gefühlt 23 Initiativen und Organisationen engagiert. Dass sich die umweltbewegte 63-Jährige an den Protesten gegen die Zerstörung des Hambacher Waldes beteiligt, ist deshalb in etwa so überraschend wie ein Meistertitel für Bayern München, ein hirnrissiger Tweet von Donald Trump oder eine kandierte Kirsche auf dem Frankfurter Kranz. So war die streitbare Politikerin beispielsweise am letzten September-Sonntag vor Ort.
Die Abholzung spielt in der Familie Scholz nicht nur für Klaudia eine Rolle. Ihr 40-jähriger Sohn ist Polizist in Bochum und in dieser Funktion bereits im Hambacher Forst im Einsatz gewesen. Ihr jüngerer Sohn (39) tickt dagegen ähnlich wie die Mutter und hat schon gegen den RWE-Braunkohleabbau demonstriert. „Wir haben heiße Diskussionen in der Familie“, sagt Klaudia Scholz. Dass sie im Hambacher Wald ihrem Polizistensohn mal Auge in Auge gegenüberstehen oder gar von ihm in Gewahrsam genommen werden könnte, hält sie angesichts der Dimension des Protestes aber für unwahrscheinlich.
Ein neues Ranking
Mit bundesweiten Rankings hat Herne leidvolle Erfahrungen gemacht - belegt unsere Stadt doch schon allein aufgrund der Sozialstruktur hintere Plätze. Auch in Herne scheint’s Hitlisten zu geben. Zum Beispiel: ein Ranking der vier Bezirksvertretungen. Wer bei Bürgern beliebt ist, lässt sich in den Sitzungen an der Besucherzahl ablesen. Sodingen steht klar an der Spitze vor Eickel, Wanne und Herne-Mitte. Offenbar gibt es aber auch in der Verwaltung Ranglisten. Das wurde am Donnerstag in den zeitgleich tagenden Bezirksvertretungen Eickel und Herne-Mitte deutlich. Zwei Stadtmitarbeiterinnen sollten in beiden Gremien als Schriftführerinnen eingeführt werden, nahmen aber nur an der Eickeler Sitzung teil. Ein Stadtmitarbeiter begründete das in Herne-Mitte so: „Sie wären heute gerne hier gewesen, haben sich aber für Eickel entschieden.“
In der Deckung
In einem Ranking der am häufigsten in überregionalen Medien präsenten Jung-Politikern unter 35 dürfte Paul Ziemiak unter den Top 3 liegen. Das gilt erst recht nach diesem Wochenende: Der Chef der Jungen Union ist am Freitagabend beim traditionellen Deutschlandtag der CDU/CSU-Nachwuchsorganisation in Kiel im Amt bestätigt worden. Und am Samstag empfingen er und der Nachwuchs der Union Bundeskanzlerin Angela Merkel. In der Süddeutschen Zeitung gab es vorab ein Porträt über den „konservativen Merkel-Kritiker“, der „aber noch in der Deckung bleibt“. Als „rhetorisch gewandt“ lobt SZ-Politikchefin Ferdos Forudastan den für Herne zuständigen CDU-Bundestagsabgeordneten. „Überraschend“ findet sie dagegen Ziemiaks Kritik am Flüchtlingskurs der Kanzlerin – insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieser als Sohn von Aussiedlern in Polen geboren sei.