Herne. . Mal war es eine Kontrolle, mal ein Pool-Unfall: Im „Voodoo-Prozess“ um die Ausbeutung von zwei Prostituierten haben nun Polizisten ausgesagt.
Im „Voodoo-Prozess“ um Menschenhandel und Ausbeutung in zwei Herner Bordellen haben Polizisten vor dem Bochumer Landgericht geschildert, wie die Schicksale der nigerianischen Frauen ans Licht gekommen sind.
Bei der Kontrolle von Ausweisdokumenten am Rande einer Razzia in einem Etablissement unweit vom Hauptbahnhof Wanne-Eickel war ein Polizist 2016 auf eine Prostituierte gestoßen – und von ihr ausgetrickst worden. „Sie hat gesagt, sie holt ihren Ausweis aus ihrer Wohnung“, so der Beamte Montag. „Zu unserem Entsetzen“, so der Kommissar weiter, sei die Prostituierte dann einfach nicht zurückgekommen. „Da steht man als Polizist erstmal ganz schon dumm da.“
Sie musste in ihrer Heimat auf Juju schwören
Erst als die verschwundene Frau später von der Hausdame telefonisch als zurückgekehrt gemeldet worden sei, habe sich die Aufregung wieder gelegt. In den anschließenden Vernehmungen habe die „sehr ängstliche“ Nigerianerin sich letztlich dann doch noch geöffnet und zugegeben: „Ich musste in meiner Heimat auf Juju schwören, dass ich den Boss nicht verrate.“
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Das Schicksal einer weiteren Zwangsprostituierten aus Nigeria war dagegen nur durch einen Unfall ans Licht gekommen. Die Frau war offenbar in den Pool eines Saunaclubs im östlichen Ruhrgebiet gestürzt und in eine Klinik eingeliefert worden. Auch diese Prostituierte habe „sehr verschüchtert“ gewirkt. „Es wirkte, als wisse sie viel mehr, als sie uns sagen wollte“, sagte eine Kommissarin am Montag.
Wohnzentrale an der Kastanienallee
Im Voodoo-Prozess sind zwei Frauen und vier Männer angeklagt, die von 2015 bis 2017 reihenweise Frauen mit einem Voodoo-Fluch belegt, illegal eingeschleust und an Bordelle im Ruhrgebiet vermittelt haben sollen. Als Wohnzentrale diente eine Wohnung an der Kastanienallee.
Der Prozess wird fortgesetzt.