Herne. . Krankenhäuser befürworten die Initiative des Gesundheitsministers. Mangelnde Aufklärung und Ängste als Gründe für geringe Spendenbereitschaft.
Die Kliniken in Herne befürworten den Vorstoß von Gesundheitsminister Jens Spahn, eine Widerspruchslösung bei der Organspende einzuführen. Denn die Bereitschaft zur Organspende sei gleichbleibend gering. So hat es im vergangenen Jahr in den Kliniken der St. Elisabeth Gruppe in Herne keine einzige Organspende gegeben, wie Dr. Felix Seibert, Transplantationsbeauftragter des Marien Hospitals, mitteilt.
„15 Patienten sind zunächst für eine Spende in Frage gekommen“, sagt er. „Keiner der möglichen Spender war im Besitz eines Organspendeausweises.“ Bei zehn Patienten hätten am Ende medizinische Gründe gegen die Spende gesprochen. Bei den anderen fünf Patienten sei die Familie nicht mit der Spende einverstanden gewesen.
EvK: 2018 noch kein einziges Organ entnommen
Das gleiche Bild zeigt sich auch beim Evangelischen Krankenhaus Herne (EvK). „2018 wurde noch kein einziges Organ entnommen“, teilt Dr. Jens Verbeek, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, mit. Die Spendenbereitschaft sei „unzureichend“. Dr. Matthias Kemen, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Kliniken für Allgemeine und Viszeralchirurgie, begrüßt deshalb die Initiative des Gesundheitsministers: „Ich bin für die Widerspruchslösung, da ich sonst keine Chance sehe, wie man der kontinuierlich abnehmenden Zahl der Organspenden entgegenwirken kann.“
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Deutschlandweit hoffen nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation derzeit mehr als 10 000 schwer kranke Menschen auf die Transplantation eines Organs. Martin Schade aus Herne war einer von ihnen. Der 51-jährige Herner wartete dreieinhalb Jahre auf eine neue Niere, musste dreimal in der Woche für fünf Stunden an die Dialyse. „Ich hatte das Glück, dass ich eine seltene Blutgruppe habe“, sagt er heute, 14 Jahre nach der Nierentransplantation. Die durchschnittliche Wartezeit für eine Nierentransplantation liege bei sieben bis acht Jahren.
Ängste und mangelnde Aufklärung
Mittlerweile ist Martin Schade Vorsitzender der Selbsthilfegruppe der Dialysepatienten und Nierentransplantierten Bochum, in der sich auch Herner Betroffene miteinander austauschen und Mut zusprechen. Den Vorschlag von Gesundheitsminister Spahn, der jeden zum Organspender macht, findet er gut. „Der Vorstoß ist mutig. Bisher war die Widerspruchslösung ja ein Tabuthema.“
Es sei ein Schritt in die richtige Richtung. Denn: „Man zwingt die Menschen so, sich mit dem Thema zu befassen.“ Jens Verbeek vom EvK sieht Ängste der Patienten als Hauptgrund für die mangelnde Spendenbereitschaft. Für Felix Seibert vom Marien Hospital liegt das Problem „in der mangelnden Aufklärung“. Er sieht dringenden Handlungsbedarf.