Herne. . Auf der Feuerwache 1 geht es um jede Sekunde. Ob Brand oder Rettungseinsatz, hier wird alles koordiniert. Mitarbeiter sind 24 Stunden im Einsatz.
90 Sekunden dürfen zwischen dem Eingang des Notrufes vergehen, bis das Fahrzeug der Feuerwehr vom Hof fährt. 90 Sekunden, in denen die Leitstelle mit dem Anrufer klärt, was überhaupt passiert ist und wo, in der ein Feuerwehrmann vielleicht gerade noch unter der Dusche steht und sich schnell abtrocknet oder gerade isst oder sich ausruht. 90 Sekunden, in denen alle zum Wagen laufen, einsteigen und mit Blaulicht losdüsen. Das ist der Alltag der Feuerwehr, den sich einige WAZ-Leser bei der Feuerwache 1 an der Sodinger Straße einmal ansehen durften.
Feuerwachen in Herne und Wanne
Zunächst zeigen die Wachleiter Matthias Brockmann von der Feuerwache 1 und Ulrich Schirm von der Feuerwache 2 in Wanne den Besuchern den Stabsraum. Hier kann sich der Führungsstab zusammensetzen, es gibt Lagekarten, Karten mit Institutionen, die im Notfall informiert werden müssen. 205 Beamte sind bei der Berufsfeuerwehr im Einsatz plus 46 Beschäftigte. Vor allem sind das Männer, die nur von einer guten Hand voll Frauen unterstützt werden. Die Freiwillige Feuerwehr mit ihren rund 200 Mitgliedern wird zwischen 19 Uhr und 6 Uhr und wenn die Lage größer wird, dazu gerufen. „Wir alarmieren sukzessive nach, damit wir immer genug Personal da haben“, sagt Schirm.
In der Leitstelle müssen die WAZ-Leser leise sein. Hier sitzen vier Disponenten vor jeweils fünf Monitoren und erwarten die Notrufe. Auf einem Monitor wird angezeigt, welche Fahrzeuge unterwegs sind und welche zur Verfügung stehen. Die Krankenhäuser melden, in welchen Bereichen sie keine freien Betten mehr haben, damit der Rettungsdienst direkt ein anderes anfahren kann. Und in der Annahmemaske werden alle wichtigen Daten angegeben. Automatisch öffnen sich Straßenkarten oder Informationen über Baustellen auf dem Weg. Alles binnen Sekunden.
Erst bleiben alle Telefone still. „Im Moment ist es ruhig“, sagt Matthias Brockmann, „aber das kann sich in zehn Sekunden ändern. Das ist das Spannende an dem Beruf.“ Und tatsächlich: Ein Notruf geht ein, während die Besucher in der Leitstelle sind und nun können sie live mit ansehen, wie binnen weniger Sekunden ein Rettungswagen vom Gelände fährt. „Innerhalb von zehn Jahren haben wir einen Anstieg von fast 10 000 Einsätzen im Rettungsdienst von 21 000 im Jahr 2007 auf 30 000 im Jahr 2017“, sagt Schirm. Grund seien zum einen mehr ältere Leute, die öfter krank und hilfsbedürftig seien. Aber auch das Anspruchsdenken sei sehr viel größer geworden, sagt Ulrich Schirm. Die Herner riefen immer leichter den Rettungsdienst bei der Feuerwehr an. „Letztens ist ein Rettungsdienst rausgefahren, weil einer einen Schluckauf hatte.“ Für die Feuerwehrleute in der Leitstelle ist es nicht immer leicht, zu entscheiden, wann es nicht nötig ist, ein Fahrzeug rauszuschicken.
Neubau in fünf Jahren
Als Nächstes geht es zum Fuhrpark. Der absolute Höhepunkt für die vier kleinen Gäste an diesem Tag. Ein Teil der Fahrzeuge steht auf dem Hof, denn die Halle ist viel zu klein. „In fünf Jahren wird es hier einen Neubau geben“, sagt Ulrich Schirm. Anschließend soll auch die Planung für eine neue Feuerwache 2 beginnen. „Wir haben tatsächlich ein Problem, hier alle Leute unterzukriegen“, sagt der Wachleiter. Und auch bei den Fahrzeugen wird es bei dem Gebäude aus den 60er-Jahren eng.
In der Atemschutzwerkstatt werden nach einem Einsatz die Geräte geprüft und aufbereitet. Die Besucher sind verwundert, wie schwer die Ausrüstung ist. Da die Feuerwehrleute immer 24 Stunden im Dienst sind, bevor sie zwei Tage frei haben, gibt es auch Ruheräume, eine Küche und einen Fernsehraum. Und dann geht sie zur Probe an, die Sirene, und Matthias Brockhoff verabschiedet sich von den Lesern, indem er die obligatorische Stange runterrutscht.