Herne. . Leben in Pottropolis: Das städteübergreifende Theaterprojekt pottfiction schlägt ab Samstag hinter den Flottmann-Hallen seine Zelte auf.

Sieben Tage, fünf Theater, sieben Workshops: Das sind die Eckdaten des pottfiction-Camps, das in seinem neunten Jahr seine Zelte mal wieder in Herne aufschlagen wird. Im Schatten der Flottmann-Hallen bauen über 100 Jugendliche an einer Stadt der Zukunft - Pottropolis. Mit künstlerischen Mitteln entwerfen sie vom 18. bis 25. August „Visionen für eine bessere Welt“.

2009 war die Premiere in Herne. Seitdem findet das Camp jeden Sommer in einer der beteiligten Städte statt. Neben Herne sind das Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Hamm mit ihren jeweiligen Jugendtheatern. Mit vier Treffen im Jahr halten die Jugendlichen den Kontakt und bereiten die Sommercamps vor.

Gesellschaftspolitische Fragen künstlerisch bearbeiten

„To die with dignity“: die Pottfiction-Theatergruppe spielt Anfang 2017  ihr Stück noch einmal aktualisiert
„To die with dignity“: die Pottfiction-Theatergruppe spielt Anfang 2017 ihr Stück noch einmal aktualisiert © Rainer Raffalski

„Pottfiction bearbeitet immer gesellschaftspolitische Themen und aktuelle Entwicklungen in künstlerischem Zusammenhang“, erklärt Manuel Moser, einer der Herner Verantwortlichen des Camps. In der kleinen Zelle der Zeltstadt lasse sich das Zusammenleben ganz unterschiedlicher Menschen erproben. Diese haben im Übrigen auch eine „Regierung“, die bereits im Vorfeld gewählt worden ist und die Entscheidungen treffen kann, und eine „Stadtverwaltung“.

Wie belastbar dieses System ist, sollen die Jugendlichen zwischen 16 und 23 Jahren im Verlauf des Camps herausfinden. In „Koalitionsvereinbarungen“ mussten sie schon im Vorfeld um Kompromisse ringen. Mitglieder der Regierung werden natürlich auch bei der offiziellen Eröffnung am Samstag zugegen sein.

Workshops unter der Woche

Die Workshops schließen sich von Montag bis Freitag an das Festivalprogramm des ersten Wochenendes an. „Dystopie / Utopie“ sei das Jahresmotto von pottfiction, erklärt Theater-Kohlenpott-Leiter Frank Hörner. Diesem folgten die Workshops. Einer widmet sich dem Thema Glauben. „Pastor Leumund“ aus Berlin, eigentlich Musiker, wird ihn begleiten. Im Alten Wartesaal werden zwei holländische Künstler eine Welt aus Papier entstehen lassen und dazu einen Film drehen.

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Der Herner Musiker Sebastian Maier nimmt die Sounds der Stadt auf, zusammen mit Joker Nies führt er an Circuit Bending heran: Klangerzeugung mit Hilfe alter elektronischer Spielzeuge. Ein belgischer Choreograf leitet den Tanz-Workshop, es gibt Objekttheater und eine Universität auf dem Wanner Bahnhofsplatz.

Das neunte Camp wird europäisch

„Jetzt gibt es das Camp schon zum neunten Mal und dieses Jahr wird es europäisch“, betont Frank Hörner. Deswegen läuft das Eröffnungs-Festival am Samstag, 18. August, in den Flottmann-Hallen auch unter dem Motto „pottfiction goes europe“. Dies sei der erste Versuch, international in Kontakt zu kommen, denn dieses Jahr ist zum ersten Mal eine Gruppe aus einem anderen Land, nämlich aus dem französischen Marseille, mit im Camp und nimmt an den Workshops teil.

Ziel sei es, sich „weiter zu entwickeln und die Krakenarme aus dem Ruhrgebiet auszustrecken“, so Gaby Kloke vom Theater Kohlenpott. Denn Probleme seien auch in der Zukunft nur global zu lösen. Im Ruhrgebiet seien schließlich auch mehr als 150 Nationalitäten vertreten.

>>> INFOS ZUM ERÖFFNUNGSWOCHENENDE

„Pottfiction goes europe - das Festival“ wird am Samstag 18. August um 15 Uhr eröffnet.

  • Auf dem Programm für diesen Tag steht ab 16 Uhr das Stück „OPUS“ von Friche la Belle de Mai, danach um 16.30 Uhr „Eine dystopische Utopie in zehn Bildern“. Um 20 Uhr wird „I kiwi di Neapoli“ des Nuovo Teatro Sanità gezeigt. Danach folgt ab 21.30 Uhr eine Party mit der Indie-Pop Band DOTE.

  • Der Sonntag, 19. August, beginnt ab 16 Uhr mit dem Stück „Marmeladenglasmomente - Eine utopische Reise ins Innere“. Um 17 Uhr folgt das Stück „Dem Apfel ist die Freiheit auch egal“ und um 20 Uhr „Democracy dies in Darkness?“