Herne. . Diesmal keine Sexualtat. 37-Jähriger sprach vor Grundschule Kind an und gab sich als Polizist aus. Das Mädchen rief laut, Passant hilft.

Ein Pädophiler aus Hattingen, der in seiner Heimatstadt und in Herne Kinder angesprochen hatte, muss ins Gefängnis. Zwar kürzte das Landgericht Essen am Montag in der Berufung die vom Amtsgericht Hattingen verhängte Strafe gegen den 37-Jährigen auf sechs Monate Haft, gewährte ihm aber ebenfalls keine Bewährung.

Ein rechtlich schwieriger Fall, der die Öffentlichkeit in Hattingen in Aufruhr versetzt hatte. Der Busfahrer war im Juli 2016 wegen versuchten sexuellen Missbrauchs einer Elfjährigen zu eineinhalb Jahren Haft mit Bewährung verurteilt worden. Er hatte das Kind in seine Wohnung gelockt, es war ihm aber entkommen, bevor es zu schwerwiegenden Handlungen kam.

Rund ein Jahr später kam es zu den neuen Fällen. Am 28. September 2017 taucht der massige Mann in seinem Audi vor einer Grundschule in Herne auf. Dort spricht er um 7.30 Uhr eine Sechsjährige auf ihrem Weg zur Schule an. Perfide: „Ich bin Polizist. Komm mit.“ Doch das Mädchen weigert sich. Es ruft laut, dass es nicht will. Das hört ein Schornsteinfeger auf der anderen Straßenseite. Er kommt herüber, der Angeklagte fährt weg. Dank des Nummernschildes spürt die Herner Polizei ihn auf.

Rechtlich ist das nicht mehr als eine Amtsanmaßung. Doch leicht lässt sich der Hintergrund eines vorbestraften Pädophilen bei dieser Tat erahnen. Vorsorglich belehren ihn die Polizisten, er solle sich künftig von Kindern fernhalten.

Angeklagter hatte seine Neigung verleugnet

Doch schon am Nachmittag taucht er in einer Hattinger Grundschule wieder auf. Er geht in die Umkleidekabine der Mädchen, wo sich Acht- und Neunjährige aufhalten. „Kommt mal zu mir“, sagt er, „ich will euch was zeigen“.

Doch auch hier, wie in Herne, machen die Kinder alles richtig. Eine schlängelt sich an ihm vorbei, ruft Trainer, Hausmeister, auch ein Vater kommt. Wieder ist es nicht zu einer schlimmeren Tat gekommen. Ein Hausfriedensbruch ist es.

Was tun mit einem Mann, der sein pädophiles Problem lange gar nicht eingesehen hat? Anders als am Hattinger Amtsgericht, das ihn zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt hatte, gibt er die Taten jetzt zu. Nur beim Motiv mauert er weiter: „Ich weiß nicht, was mich da getrieben hat.“ Und: „Ich weiß, dass ich Fehler habe.“

Strafmildernd berücksichtigte das Gericht das Geständnis, das die Vernehmung der Kinder erspart hat. Zu einer Bewährung, die mit dem Zwang zur Therapie hätte verbunden werden können, rang das Gericht sich nicht durch. Falls das Urteil rechtskräftig wird, müsste er mit dem Widerruf seiner alten Bewährungsstrafe rechnen und weitere eineinhalb Jahre verbüßen.

Eine Therapie gegen seine sexuelle Neigung ist in der Vergangenheit bereits abgebrochen worden, weil der Angeklagte diese Neigung leugnete. Jetzt hat er eine neue angetreten.

Was seine Kontaktversuche bei den kleinen Kindern bewirkt haben, er musste es hören, als Richter Andreas Labentz deren Eltern vernahm. Von Albträumen der Kinder erzählten sie, von Schlafstörungen und Angst.