Herne. . Das freie Jugendtheater will mit der institutionellen Förderung von 80 000 Euro u.a. die Theaterpädagogik ausbauen und mehr Gagen zahlen.

Mit dieser Summe hatte das Theater Kohlenpott nicht gerechnet: 80 000 Euro soll das Herner Kinder- und Jugendtheater ab 2018 als Landesförderung bekommen - fast vier Mal so viel wie bisher mit 22 000 Euro. Für das von Frank Hörner und Gaby Kloke geleitete, mit vielen Preisen dekorierte freie Theater, das es gewohnt ist, am Rande des finanziellen Abgrunds zu balancieren, brechen damit paradiesische Zeiten an.

Bisher bei Landesförderung weit unter Durchschnitt

Hintergrund: Die neue Landesregierung in NRW will ab 2018 freie Produktionsstätten, Ensembles, und Festivals stärken, bis 2020 mit insgesamt 4,5 Millionen Euro. „Wir kämpfen seit Jahren um eine Erhöhung“, sagt Gaby Kloke. Gehofft habe man nun auf 50 000, maximal 60 000 Euro. Klar war: Die institutionelle Förderung des Theaters Kohlenpott lag bisher weit unter der anderer vergleichbarer Jugendtheater. Einige bekamen schon um die 100 000 Euro im Jahr, mussten dafür aber - wie das Consol-Theater in Gelsenkirchen - auch teilweise Miete zahlen. Das Theater Kohlenpott nutzt unterdessen sowohl den Spielort Flottmann-Hallen wie auch den neuen Probenort „O“ an der Overwegstraße mietfrei. Darüber hinaus fördert die Stadt Herne das Theater mit inzwischen 40 000 Euro, plus Zuschüssen für einzelne Produktionen. Dazu kommen Sponsorenmittel, etwa von der Kulturinitiative Herne.

Gaby Kloke, Dramaturgin am Theater Kohlenpott.
Gaby Kloke, Dramaturgin am Theater Kohlenpott. © Ralph Bodemer

„Jetzt können wir endlich umsetzen, was wir seit Jahren vorhaben“, freut sich Gaby Kloke. „Wir werden die Theaterpädagogik ausbauen und jemanden für Büro und Buchhaltung einstellen“, kündigt sie an. Büroarbeiten hat die Dramaturgin bisher „am Wochenende und nachts“ erledigt. Junge Künstler sollen noch mehr als bisher gestärkt werden. Mit dem „Regielabor“ ist bereits ein Anfang gemacht. Das Kindertheater soll ebenfalls weiter ausgebaut werden.

„Wir wollen auf jeden Fall Mindesthonorare zahlen“

Frank Hörner, Leiter und Regisseur Theater Kohlenpott
Frank Hörner, Leiter und Regisseur Theater Kohlenpott © Ralph Bodemer

„Auf jeden Fall wollen wir auch die Mindesthonorare für die Künstler zahlen“, versichert Gaby Kloke und gibt offen zu: „Wir liegen weit darunter.“ Die Empfehlungen des Ministeriums beträfen nicht nur Schauspieler sondern auch Musiker, Ausstatter und alle anderen an einer Produktion Beteiligten. Wurden aus Gründen der Sparsamkeit bisher bevorzugt Stücke mit möglichst wenigen Darstellern gespielt, könnte sich auch das ändern. Und nicht zuletzt hat Theaterleiter Frank Hörner mehr Luft, der bisher regelmäßig außerhalb des eigenen Theaters inszeniert hat.

„Nach Jahren der Kürzungen unter der rot-grünen Vorgängerregierung stocken wir deutlich auf. Durch die neue Förderstruktur wird die freie Szene elementar gestärkt“, freut sich der Herner Landtagsabgeordnete Thomas Nückel (FDP), der Sprecher im Kulturausschuss des Landtages ist. Auch Bettina Szelag (CDU), die Vorsitzende des Kulturausschusses, äußert sich mehr als zufrieden: „Ich freue mich sehr, dass auch Herne von den neuen Fördermitteln profitiert.“ Damit löse die NRW-Koalition ein weiteres Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein.

>>> FESTIVALFÖRDERUNG ERHÖHT

Auch bei der Festivalförderung legt das Land NRW nach.

Das Kinder- und Jugendtheaterfestival Spielarten, ein Kooperationsprojekt von zehn Kommunen in NRW, hat bisher 55 000 Euro bekommen, jetzt 73 333 Euro.

Auch das Westwind-Theatertreffen für junges Publikum, 2016 von Herne und Gelsenkirchen ausgerichtet, profitiert: 220 000 statt 165 000 Euro.