herne. . Die Stadt tut zu wenig im Kampf gegen Ratten. Das war der Tenor auf einer CDU-Veranstaltung. Der Stadtvertreter hatte einen schweren Stand.

„Ich fühle mich mit dem Problem alleine gelassen!“ Das sagte ein Bürger am Donnerstagabend in der CDU-Veranstaltung zum Thema „Ratten“ in Richtung Stadtverwaltung. Auch andere der rund 50 Gäste in der Lokalität „Zille“ waren unzufrieden mit den Ausführungen der Stadt-Vertreter. In der Veranstaltung wurden aber auch Lösungsvorschläge gemacht.

Wie berichtet, hatte die CDU hatte eine „Rattenhotline“ geschaltet. Besonders viele Meldungen habe es in der Herner Innenstadt auf der Bahnhofstraße und in den Seitenstraßen sowie rund um die Akademie Mont-Cenis gegeben, sagte CDU-Chef Timon Radicke.

„In der Innenstadt gibt es viele Restaurants und daher viel Müll – und deshalb auch viele Ratten“, erklärte Eduard Belker vom Fachbereich Öffentliche Ordnung. 591 Ratten-Meldungen habe es 2016 gegeben, 2017 mehr als 1000. „Wir können aber nicht sagen, ob es tatsächlich mehr Ratten in der Stadt gibt oder ob einfach die Meldefreudigkeit zugenommen hat.“

Stadtmitarbeiter verweist auf begrenzte Mittel

Auf Fragen von Bürgern, warum die Stadt nicht mehr gegen Ratten unternehme, entgegnete Belker: „Unser Problem ist nicht, dass wir nicht wollen, sondern dass wir sehr begrenzte Mittel haben.“ Er habe nur einen Mitarbeiter für diese Problematik – bei etwa 100 Meldungen im Monat. „Es gibt außerdem keine Vorschrift, nach der die Kommune den Kampf gegen die Ratten auf Privatgrundstücken organisieren und finanzieren muss.“ Es sei also ein freiwilliger Service.

„Ich habe gehört, es würden Bußgelder verhängt, wenn ich Rattengift kaufe und es eigenständig auf meinem Grundstück auslege. Stimmt das?“, fragte eine Betroffene. Davon sei ihm nichts bekannt, so Belker. Eigentümer dürften die Ratten zwar selbst bekämpfen, bloß sei das frei verkäufliche Rattengift nicht besonders wirksam, sagte Barbara Merten (CDU), Vorsitzende des Umweltausschusses.

„Der Kostenvoranschlag einer Schädlingsbekämpfungsfirma für mein Grundstück lag bei 1800 Euro“, empörte sich eine Frau. Den Bürgern bleibe also nur, abzuwarten, ob und wann der Mitarbeiter der Stadt mal zu ihnen kommt, oder aber kaum wirksame Gifte selbst zu kaufen oder professionelle, aber teure Firmen selbst zu beauftragen.

Auch die Stadtentwässerung Herne (SEH) sei mit der Rattenproblematik befasst und habe eine Schädlingsbekämpfungsfirma beauftragt, berichtete Eduard Belker. Auf wiederholte Nachfrage nach detaillierten Informationen - zum Beispiel wie viele, wo und welche Köder von der Firma ausgelegt werden - sagte er: „Diese Informationen werden nicht mit der Stadt geteilt, dafür gibt es keine rechtliche Grundlage.“ Die Reaktion: Empörung im Publikum.

Auf den Vorschlag, größere und geschlossene Müllbehälter für den öffentlichen Raum anzuschaffen, reagierte Eduard Belker (Stadt) ebenfalls mit dem Verweis auf fehlende finanzielle Mittel.

Den Vorwurf, dass die Stadt mit veralteten Giftstoffen arbeite, wies Belker zurück. Das ließ CDU-Ratsfrau Barbara Merten nicht gelten: „Ich habe das sorgfältig recherchiert.“

CDU macht Lösungsvorschläge

Nach der mehr als zweistündigen, zeitweise sehr emotionalen Diskussion wurden in der „Zille“ auch Lösungsvorschläge formuliert. Die CDU regte unter anderem an, über Kooperationen mit anderen Kommunen nachzudenken hinsichtlich der Beschaffung größerer Müllbehälter. Außerdem sollte die personelle Ausstattung der Behörden überprüft werden. „Die Stadt benötigt dringend weitere Mitarbeiter zur Rattenbekämpfung“, erklärte Timon Radicke.

Und: Um den Nagern Futterquellen zu entziehen, müsse die gelbe Tonne flächendeckend die gelben Säcke ersetzen. Entsprechende Beschlüsse seien schon gefasst worden, berichtete Barbara Merten. Außerdem seien Kampagnen zur Müllvermeidung u.a. auch in Schulen und Kitas geplant.