Herne. . Die Bäckerei Brinker hat nicht nur rund 60 Filialen im Ruhrgebiet, sie exportiert ihre Backwaren in alle Welt. Auch in den Wilden Westen.
Ein frisches Roggenbrot, Brötchen, dazu Plunderteilchen, Bienenstich oder Donauwellen: Das alles – und selbstverständlich noch viel mehr – gehört zum Sortiment einer Filiale der Bäckerei Brinker. So weit so richtig. Und genau dieses Sortiment gibt es auch im US-Bundesstaat Utah. Dahinter steckt die ungewöhnliche Export-Geschichte von Backwaren aus Herne, die den Weg in den Wilden Westen gefunden haben.
Schuld daran ist Chris Odekerken. Der Niederländer, der früher in Roermond selbst eine Bäckerei führte, ist 2004 in die USA ausgewandert, um in den Weiten Utahs Herr über eine Ranch mit rund 70 Rindern zu werden. Doch mittlerweile spürt der 67-Jährige sein Alter, deshalb beschloss er, eine Bäckerei zu eröffnen. Wer einmal in den USA war, weiß sofort, wie riesig diese Marktlücke ist. Brot backen können die Amerikaner nun wirklich nicht. Die Auswahl und die Qualität halten sich in eng gesteckten Grenzen. Odekerkens Problem: In den USA bekommt er nicht mal die nötigen Zutaten für ein gutes Brot. Deshalb machte er sich auf die Suche nach einer Bäckerei, die groß genug ist, um ihn mit genug Ware zu beliefern, aber gleichzeitig die handwerkliche Tradition bewahrt hat. Die Suche führte Odekerken nach Friedrich der Große, dem Firmensitz von Brinker. „2013 hat Chris zu uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Brinker-Vertriebsdirektor Frank Boente. Das sei alles sehr spontan von einem Tag auf den anderen gelaufen. Odekerken habe die Muster aus dem Brinker-Tiefkühlsortiment verkostet und sei begeistert gewesen.
Das ist kein Wunder. Bei der Herstellung der 35 Brot- und 30 Brötchensorten macht Inhaber Karl Brinker bei der Qualität keine Kompromisse, wie er auch im Gespräch mit der WAZ betont. Echtes und ehrliches Handwerk im großen Maßstab.
Brinker-Schriftzug in Mekka
Diese Qualität können seit 2014 auch die Reisenden im kleinen Ort Orderville in Utah genießen. Einmal pro Monat geht ein 40-Fuß-Container auf den Weg Richtung USA, darin befinden sich 24 Paletten mit tiefgekühlten Brot- und Backwaren made by Brinker. Drei Wochen sind sie unterwegs, ehe sie an der „Bäckerei Forscher“ angekommen sind. Odekerken hat nämlich zur besseren Vermarktung einen kleinen Trick angewandt: Der Name ist ebenso eine Erfindung wie die Bezeichnung „German Bakery and Restaurant“. Wenn man jedoch weiß, dass das Brot aus dem westfälischen Herne kommt, darf man die Bezeichnung „Deutsch“ wohl mit Berechtigung nutzen. Gerade in den Sommermonaten, wenn die Touristen zu den Nationalparks strömen, sei der Andrang bei seinem Kunden groß, weiß Frank Boente.
Allerdings: Odekerken ist nicht der einzige Brinker-Kunde in den USA, auch in Florida und New York gibt es Abnehmer. Überhaupt: Die meisten Herner verbinden mit Brinker die Filialen im ganzen Ruhrgebiet, doch Boente verantwortet auch ein umfangreiches und globales Export-Geschäft. Polen, Spanien und Skandinavien gehören ebenso dazu wie Hong-Kong, Österreich, Schweiz, Holland, Ägypten, Portugal und Australien. Auch in Saudi-Arabien wird die Herner Backkunst geschätzt, über zwei Bäckereien in Mekka und Jeddah prangt sogar der typische Brinker-Schriftzug.
Unternehmen feiert 2019 hundertjähriges Bestehen
Die Bäckerei Brinker wird 2019 hundert Jahre. Carl Brinker gründete sie am 1. Mai 1919 in Wanne-Eickel. Karl Brinker III. führt sie in dritter Generation.
Das Unternehmen hat rund 700 Mitarbeiter und im Geschäftsbereich Brinker-frisch rund 60 Filialen im gesamten Ruhrgebiet. Täglich werden etwa 35 Brot- und 30 Brötchensorten, etwa 1,5 Millionen Brötchenund über 45 Konditoreiartikelproduziert.