Herne. . Der Künstler stellt begleitend zu seiner Verhüllung Fotoarbeiten in Schloß Strünkede aus. Videos dokumentieren die Entstehung von „Coal Market“.

Die spektakuläre Verhüllung von Schloß Strünkede ist fast vollendet. Besucher und Spaziergänger im Schlosspark zücken Fotoapparate, um die einmalige Aktion zu dokumentieren, andere ärgern sich über die „Verschandelung“.

Der Künstler Ibrahim Mahama vor dem teilweise verhüllten Schloss Anfang Mai.
Der Künstler Ibrahim Mahama vor dem teilweise verhüllten Schloss Anfang Mai. © Klaus Pollkläsener Klaus Pollkläsener

Aber auch ein Gang in Innere des Schlosses lohnt sich. Durch die Fenster hat man einen ganz besonderen Blick auf die Jutesäcke. Das Licht und die leichten Bewegungen im Wind verändern ihre Farbe immer wieder von Neuem.

Videos dokumentieren die Arbeit des Künstlers

Im Sonderausstellungsraum ist eine kleine Ausstellung mit weiteren Werken von Ibrahim Mahama zu sehen. Ein Video zeigt den langwierigen Prozess der Verhüllung in Herne. Angefangen mit den technischen Vorbereitungen und dem Zusammennähen der Jutesäcke im Schlosshof. Dann sieht man, wie das Herner Wasserschloss langsam von Jutesäcken überzogen wird.

Ein zweites Video stellt eines der ersten großen Projekte von Ibrahim Mahama in Kumasi vor - jener Stadt in Ghana, in der er studiert hat. 2015 hat er dort von Marktfrauen alte gebrauchte Jutesäcke gegen neue getauscht. Mit ihrer Hilfe wurde vor einem Gebäude auf einer großen Stellage eine Wand aus den Säcken aufgebaut. Der übliche, bekannte Blick auf das Gebäude wurde so verstellt und die Betrachter wurden irritiert. Fotos des Gebäudes mit und ohne Jutesäcke hängen in der Ausstellung.

Arme halten Handtaschen aus gebrauchten Hölzern

Schloß Strünkede zeigt Fotos von Ibrahim Mahama.
Schloß Strünkede zeigt Fotos von Ibrahim Mahama. © Klaus Pollkläsener

Weiter ist eine Reihe von Fotoarbeiten aus dem Jahr 2014 zu sehen. Den Hintergrund bilden Jutesäcke, wie sie auch für die Verhüllung von Schloss Strünkede genutzt werden. Auf ihnen sind sowohl die ursprünglichen Aufdrucke als auch die späteren Beschriftungen zu sehen. Von den Seiten reichen Arme ins Bild. Mal halten sie Handtaschen, die kunstvoll aus verschiedenen gebrauchten Hölzern gefertigt wurden. Auf den Armen sind Tätowierungen mit Namen oder Orten zu sehen.

Tätowierungen spielen eine besondere Rolle

Ibrahim Mahama hat erzählt, das Tattoos in Ghana eine besondere Rolle spielen. Sie sind teilweise von alten Stammeszeichen, wie sie im Norden des Landes üblich waren, abgeleitet. Schon in der Kolonialzeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es üblich, sich Namen und Herkunftsort auf die Arme tätowieren zu lassen. In einem Land mit fast 80 verschiedenen Sprachen und über 200 unterschiedlichen ethnischen Gruppen wollten die Menschen so im Falle eines Unfalls erkannt werden, um die Familien zu benachrichtigen. Solche aus der Tradition und eigenen Geschichte abgeleiteten Tattoos zieren übrigens auch die Körper der fußballspielenden Brüder Boateng, deren Vater aus Ghana stammt.

Auf den Fotos von Ibrahim Mahama verweisen die Tattoos und die Aufschriften auf den Jutesäcken auf die Geschichte der Menschen und den vorherigen Gebrauch der Jutesäcke. Diese Traditionen möchte er mit den Jutesäcken in die ganze Welt transportieren.

Mehr Infos zu „Kunst & Kohle“

Ibrahim Mahamas Verhüllung des Schlosses „Coal Market“ und die sie begleitende Ausstellung sind bis 16. September im Schlosspark Strünkede zu sehen (Karl-Brandt-Weg).

Die Aktion ist Teil der Ausstellungsreihe „Kunst & Kohle“ von 17 Kunstmuseen der Region, die sich dem Ende des Steinkohlenbergbaus in der Region widmet.

In den Flottmann-Hallen wird zeitgleich die Ausstellung „Holz und Kohle“ des englischen Bildhauers David Nash gezeigt (Straße des Bohrhammers).