Herne. . Ralf Tillmann startet Anfang Juni von Berlin aus Richtung Herne. Mit der Wanderung will er auf die Krankheit Diabetes aufmerksam machen.
Routenplaner sind eine hilfreiche Sache, um längere Touren zu planen. Gibt man zum Beispiel die Strecke von Berlin nach Herne ein und wählt das Fußgängersymbol, erscheinen drei mögliche Routen, die alle rund 483 Kilometer lang sind. Die Dauer wird mit 99 Stunden angegeben, der Wanderer erhält zusätzlich die Informationen, dass es auf einer Route gesperrte oder private Straßen gibt. Auch die Höhenmeter sind aufgeführt. Ralf Tillmann dürfte über die Strecke deutlich detaillierte Informationen besitzen. Anfang Juni wird sich der Herner von Berlin aus auf den Weg machen - und das mit einer Mission: „Diabetes sucks“. Tillmann will auf die Krankheit aufmerksam und Betroffenen Mut machen.
Footballspieler und Stuntman
Ihn selbst hat die Diagnose vor drei Jahren völlig unvorbereitet getroffen. Mit dem Thema Krankheit hatte sich der 54-Jährige bislang nie besonders beschäftigt. Kein Wunder, Tillmann war immer sportlich, körperlich voll auf der Höhe, hat Football bei den Herne Ravens gespielt und Kampfsport betrieben.
In jungen Jahren arbeitete er auf der Zeche General Blumenthal als Elektriker in der Wetterabteilung, doch während seines Studiums entwickelte sich das Drehbuch in eine andere Richtung - wobei der Begriff Drehbuch schon die Richtung weist: Tillmann arbeitete zunächst im Bavaria Filmpark in Bottrop, doch das war nur der Einstieg ins internationale Filmgeschäft. Über einen Freund heuerte er in den Filmstudios Babelsberg in Potsdam an. Zunächst baute der Herner Technikmodelle für Special Effects, später wurde er Stuntman und Stunt-Koordinator. Die Liste der Produktionen, an denen Tillmann beteiligt war, enthält einige prominente Titel: „Duell - Enemy at the Gates“, „Equilibrium“, „Der Pianist“ oder „Inglorious Basterds“. Mit diesem umfangreichen Wissen, was er bei den Dreharbeiten gesammelt hat, machte er sich als Regisseur selbstständig.
Vier Tage laufen - ein Tag Pause
Diese Entwicklung hilft zu verstehen, warum die Diabetes-Diagnose für Tillmann ein Schock war. War er in seinen besten sportlichen Zeiten ein Muskelmann mit rund 90 Kilo Gewicht, so sei er später bei 100 Kilo „gut gepolstert“ gewesen. Doch ab einem bestimmten Zeitpunkt sei sein Gewicht stetig gesunken. Als es bei 75 Kilogramm angelangt war, machte sich Tillmann auf die Suche nach der Ursache. Das Ergebnis: Die Zuckerwerte waren extrem hoch.
Im ersten Jahr nach dem Befund sei es ihm „total sch...“ gegangen, er habe zum Beispiel große Angst um seine Füße und vor Verletzungen generell gehabt - die ja bei seiner Tätigkeit als Stuntman quasi dazu gehörten. „Ich war total vorsichtig.“ Im Laufe der Zeit sei die Idee gereift, etwas zu tun. Ergebnis: Per Pedes in den Pott. Tillmanns Mission, die keinerlei kommerziellen Hintergrund habe, sei es, Betroffenen Mut zu machen und den Beweis zu erbringen, dass man mit Diabetes am Leben teilhaben kann. Die potenzielle Zielgruppe ist groß: Nach Angaben der deutschen Diabeteshilfe leben in Deutschland fast sieben Millionen Diabetiker.
Anfang Juni macht sich Tillmann von Zehlendorf aus auf den Weg. Die ersten 100 Kilometer habe er grob geplant, seine Route führt nördlich am Harz mit seinen vielen Höhenmetern vorbei. Bei der Tour möchte er Land und Leute kennenlernen, finde er keinen Gasthof zur Übernachtung, habe er als Reserve ein Zelt dabei. Selbstverständlich wird er die gesamte Tour dokumentieren und zum Beispiel auf Facebook posten. „Ich werde jeweils vier Tage laufen und dann einen Tag pausieren“, beschreibt er seinen Rhythmus. Zurzeit absolviere er eine Reihe von Trainingsstrecken. Im Juli will er sein Ziel erreichen: die Wohnung seiner Mutter an der Feuerwache an der Sodinger Straße.
>> YOUTUBE-KANAL
Ralf Tillmann wird seine Tour dokumentieren: Dafür hat er einen Kanal auf Youtube,
Titel: Diabetes Sucks.
Wer Details über seine
Wanderroute erfahren möchte, findet unter
www.komoot.de/tour/31064612 mehr Details.