Herne. . Herne will sich gegen extreme Starkregenfälle wappnen. Auf einer Karte werden zunächst die gefährdeten Straßenzüge aufgelistet.
Land unter herrschte vor vier Jahren in Münster, als innerhalb weniger Stunden so viel Regen auf die Stadt niederprasselte wie sonst während eines gesamten Sommers. Zwei Menschen starben, es entstand ein Sachschaden in dreistelliger Millionenhöhe. Auch in Herne würden bei solchen Wassermassen eine ganze Reihe von Stadtgebieten buchstäblich im Wasser versinken.
Zu diesem Ergebnis kommt Sebastian Arns vom Wuppertaler Ingenieurbüro Reinhard Beck. Der Diplom-Ingenieur stellte am Mittwoch im Umweltausschuss seine Untersuchungen vor. Er hat nach umfangreichen Berechnungen ermittelt, wie stark die Stadt von einem extremen Starkregen betroffen wäre; außerdem benannte er die besonders gefährdeten Stellen (siehe Grafik).
Boden sehr schnell mit Wasser vollgesogen
Im Herner Rathaus zeigte Arns anhand einer Computeranimation, wie schnell sich das Wasser im Stadtgebiet bei extremen Starkregen ausbreiten kann. Er wies darauf hin, dass er für die Analyse eine Fülle an geographischen Daten zu Herne ausgewertet und einbezogen habe. Bei seinen Untersuchungen ging Klimaexperte Arns nach eigenen Worten davon aus, dass weder das Kanalnetz noch das Erdreich in der Lage sein dürften, größere Mengen an Regen aufzunehmen. Der Boden sei sehr schnell mit Wasser vollgesogen und die Kanalisation gerate schnell an die Grenzen ihrer Kapazität, erläuterte der Experte.
Im Gespräch mit der WAZ erklärte Kerstin Agatz vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung, dass die Ergebnisse für das Klimaanpassungskonzept der Stadt eine große Bedeutung hätten. Es solle nun geprüft werden, mit welchen Schritten sich die Stadt für die Fälle von Starkregen wappnen will. Erst am Dienstagabend hatte bei der Auftaktveranstaltung für das neue Klimakonzept Monika Steinrücke von der Bochumer Forschungsgruppe K.Plan GmbH erläutert, dass angesichts der klimatischen Veränderungen in Zukunft häufiger mit extremen Regenfällen zu rechnen sei.
Politik fordert nun den nächsten Schritt
Ratsfrau Barbara Merten (CDU), die Vorsitzende des Umweltausschusses, nennt die neue Übersicht wichtig und richtig: „In der jüngsten Vergangenheit war in Herne oft Land unter“, sagt sie zur WAZ. Die Verwaltung müsse nun aber am Ball bleiben und Maßnahmen entwickeln, um die Wassermassen in den Griff zu bekommen. Unter anderem müsse geprüft werden, ob die Kanalisation in ihrer aktuellen Ausgestaltung ausreiche.
Ähnlich äußert sich der SPD-Umweltexperte Roberto Gentilini. Auch er lobt die vom Wuppertaler Institut präsentierte Übersicht. Und stellt fest: „Diagnostisch sind wir jetzt gut aufgestellt, die Therapie wird schwieriger.“ Angesichts des fortschreitenden Klimawandels müssten jetzt „adäquate Gegenmaßnahmen eingestielt werden“. Denn: „So genannte Jahrhundertregen gibt es mittlerweile jedes zweite Jahr“, so der Ratsherr.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Das Geoportal
Die Starkregengefahrenkarte, so der verwaltungstechnische Name des Projekts, soll nun in das Geoportal der Stadt Herne eingestellt werden. Damit können dann auch die Bürger über das Internet auf die Daten zugreifen.
Starkregen entsteht laut dem Wuppertaler Ingenieurbüro vor allem in warmen Sommermonaten. „Je wärmer die Luftmasse ist, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Treffen warme und kalte Luftmassen aufeinander, kondensiert die Feuchtigkeit und entlädt sich in starken, plötzlichen Regenfällen“.
Um sich die Ausmaße von Münster im Juli 2014 anzuschauen, findet man auf Youtube mit den Stichworten „Münster“ und Überschwemmung“ zahlreiche Videos. Seinerzeit fielen bis zu 100 Liter Wasser pro Minute und pro Quadratmeter Regen.