Herne. In Sodingen gab es den ersten Spatenstich für die künftige Klimasiedlung. Solardächer sollen fast die gesamte Energie für die Wohnhäuser liefern.

Als zukunftsweisendes Bauprojekt hat Hartmut Murschall, Energieexperte aus dem Wirtschaftsministerium, das künftige Klimaviertel in Sodingen gelobt. Mittwoch erfolgte der offizielle Spatenstich auf dem Gelände, zu dem der Gast aus Düsseldorf angereist war. Er betonte: „Das Vorhaben ist ein Vorbild für die gesamte Region“.

Noch nicht alle Häuser verkauft

Zwei der sieben geplanten Häuser sind noch zu verkaufen. Der Preis beginnt ab 380 000 Euro. Die Grundstücke sind 300 Quadratmeter groß, die Gebäude (zweigeschossig, unterkellert) haben 130 Quadratmeter.

Die Siedlung soll autofrei sein, Elektrocaddys sollen auf dem Areal zur Verfügung stehen.

Im Gespräch mit der WAZ erläuterte Projektleiter Stephan Becker von den Stadtwerken Herne die Besonderheiten: Auf den Pultdächern sollen Photovoltaikanlagen Platz haben. Damit wird Strom produziert, der bis zu 70 oder 80 Prozent des Energiebedarfs für die Gebäude decken soll. Reichen die Strommengen nicht aus, wird Strom aus dem Netz eingespeist.

Deutschlandweit einmalig

Vorsorge ist laut Becker aber auch für die Zeiten getroffen, in denen Überkapazitäten entstehen. Für diese Fälle sei vorgesehen, den Strom zunächst in neuartigen Batterien zu speichern. Diese seien ungefähr so groß wie zwei Kühlschränke. Falls auch hier die Speichermöglichkeiten ausgeschöpft sind, werde die Energie für die Wärmepumpe beziehungsweise die Heizungsanlage genutzt. Und sollte dann immer noch Strom „übrig“ sein, wird er ins Netz eingespeist. Dafür bekomme der Hauseigentümer die entsprechende Vergütung von 12 Cent pro Kilowattstunde.

Offizieller erster Spatenstich mit Hartmut Murschall vom NRW-Wirtschaftsministerium, OB Frank Dudda, Architekt Jürgen Köhne sowie Stephan Becker und Jürgen Bock von den Stadtwerken (v.l.) .
Offizieller erster Spatenstich mit Hartmut Murschall vom NRW-Wirtschaftsministerium, OB Frank Dudda, Architekt Jürgen Köhne sowie Stephan Becker und Jürgen Bock von den Stadtwerken (v.l.) . © Rainer Raffalski

Becker hob vor allem den Vorteil der Photovoltaikanlagen hervor: Durch die erzeugte Energie könne der Eigentümer Strom und somit Kosten sparen. Umweltfreundlich sei das Projekt zudem, weil man komplett auf Styropor verzichte und die Häuser in Holzrahmenbauweise erstelle, die vor allem dem Wärmeschutz diene.

Örtlicher Energieversorger wie die Stadtwerke als Bauherr

Heinrich Dornbusch, Geschäftsführer der KlimaExpo NRW, eine Initiative der Landesregierung, wies darauf hin, dass das Vorhaben am Baueracker deutschlandweit einmalig sei. Es handele sich um das erste Wohnquartier, bei dem ein örtlicher Energieversorger wie die Stadtwerke als Bauherr aufträten. Dem Chef der städtischen Tochter, Ulrich Koch, überreichte Dornbusch die „Wir sind dabei“-Urkunde der Initiative. Damit werden Projekte ausgezeichnet, die einen „positiven Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz liefern“.

Ob und wie das gesamte Konzept greift, wird wissenschaftlich untersucht. Das Fraunhofer Institut Umsicht soll die Bewohner nach ihrem Einzug noch gut eineinhalb Jahre mit Umfrageaktionen begleiten.