Herne. . Wie kommen Bäume mit dem Klimawandel klar? Das testet der RVR Ruhr Grün an 3600 Bäumen, darunter auch nicht-heimische, in Herne.

Was passiert eigentlich mit ehemaligen Bergbauflächen? Im Constantiner Wald wuchsen auf der Bergehalde der ehemaligen Zeche Constantin Schachtanlage 4/5 Birken und Weiden. Sturm „Ela“ hinterließ 2014 eine Schneise der Verwüstung und kippte die 40-jährigen Bäume um. Drei der insgesamt 26 Hektar großen Fläche fielen dem Sturm zum Opfer. Für die Wiederaufforstung hat man sich Gedanken gemacht, welche Bäume für den Standort am geeignetsten sind. So entstand das Konzept für den Klimawald.

„Im Rahmen einer Masterarbeit an der Ruhr-Universität Bochum wurde unter anderem ein Bodengutachten erstellt“, erklärt Matthias Klar, Förster des RVR Ruhr Grün. Einbezogen wurde dabei, dass der Boden nicht mit dem der umliegenden Wälder vergleichbar ist. „Die Wasser- und Nährstoffversorgung und ebenso die Durchwurzelbarkeit sind im Vergleich sehr viel schlechter, was Auswirkungen auf die Auswahl der Baumarten hat.“

3600 Bäume wurden im Februar und März eingepflanzt

Zwei Flächen wurden angelegt, insgesamt 0,7 Hektar. Der Boden wurde zur Vorbereitung gemulcht, das heißt, die dort wachsenden Brombeeren wurden zerkleinert und untergehoben. Außerdem wurde er aufgegröbert: „Der Standort ist extrem und der Boden war durch die vielen Steine sehr fest und hart.“

Die insgesamt 3600 Bäume wurden im Februar und März eingepflanzt. Von außen eingegriffen und gewässert werde aber nicht. „Wir wollen sehen, wie sich die zum Teil fremden Arten hier unter natürlichen Bedingungen entwickeln“, betont Matthias Klar. Der Klimawald biete eine gute Gelegenheit zu sehen, wie Pflanzen mit dem Klimawandel umgehen und ob es eine Lösung sei, nicht heimische Bäume zu pflanzen, die mit den extremen Bedingungen besser zurecht kommen.

Herne ist waldärmste Stadt in Deutschland

Die Eichensetzlinge treiben erste Knospen.
Die Eichensetzlinge treiben erste Knospen. © Michael Korte

„Herne ist deutschlandweit die baumärmste Stadt, umso wichtiger ist die Aufforstung“, sagt Klar. „Und wenn wir dabei auch auf nicht-heimische Arten zurückgreifen, weil sie vielleicht besser wachsen, ist das in Ordnung.“ Auf den Feldern wachsen nun Rot- und Traubeneichen, Vogelkirschen, Große Küstentannen, Douglasien und Waldkiefern. In unseren Wäldern wachsen normalerweise hauptsächlich Laubbäume. Deshalb sei der Vergleich zwischen Laub- und Nadelbaum spannend. „Es ist Aufgabe derer, die für die Bewirtschaftung des Walds zuständig sind, herauszufinden, welche Arten für den Klimaschutz geeignet sind.“ Nadelbäume sollen unproblematischer bei Trockenheit sein.

Beim Einpflanzen waren die Stämmchen 30 bis 80 Zentimeter bei den Nadel- und 120 bis 150 Zentimeter bei den Laubsorten hoch. Aufgrund der ungünstigen Bedingungen wachsen die Bäumchen nicht so schnell wie auf natürlichem Boden. In vier bis fünf Jahren sollten sie 1,5 bis 2 Meter erreichen: „Dann sind sie aus dem Gröbsten raus und sicher.“ Einen Vorteil hat der Standort aber doch: Es gibt hier kein Wild, dass die Stämmchen anknabbert, so dass der Wald keinen Zaun braucht.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Bürgerspenden

In Kooperation mit der Stiftung Unternehmen Wald aus Hamburg wurde im Vorfeld der Pflanzung ein Aufruf gestartet. Auf dem Baumspendeportal www.wald-kaufhaus.de kann jeder Bürger so viel spenden, wie er mag.

Die Bürger spendeten rund 850 Bäume. Ein weiterer Sponsor ist das Unternehmen „Der Treppenlift GmbH“ aus Köln. Es steuerte 1000 Bäume bei. Pro Baum fallen rund 2,40 Euro an Kosten an, inklusive Pflanzung.