Herne. . Seit fünf Jahren verkündet der schwedische Möbelriese, dass Herne gute Chancen auf eine Neuansiedlung hat. Bislang ohne greifbares Ergebnis.

Inzwischen ähnelt diese Ansiedlungsgeschichte einem klassischen Abzählreim: Ikea kommt nach Herne, Ikea kommt nicht nach Herne, Ikea kommt nach Herne. Seit der schwedische Möbelriese am Mittwoch verkündete, dass Herne - neben Bochum - nach wie vor in der engeren Auswahl für einen weiteren Standort ist, ist letztere Variante denkbar. Dennoch hat Ikea mit seiner neuen Strategie, in Innenstädte zu gehen, auch Fragezeichen gesetzt.

Wie zäh das Ringen um einen Standort ist, offenbart ein Blick in die Vergangenheit: Anfang 2013 bekräftigte das Unternehmen, dass es im Ruhrgebiet neue Standorte suche. Bedingungen: ausreichende Distanz zu den Häusern in Essen, Duisburg und Dortmund sowie eine gute Sichtbarkeit. Man führe auch Gespräche mit Herne, teilte eine Sprecherin mit, die Entscheidung falle noch in diesem Jahr - das war vor fünf Jahren! Beim ehemaligen Wirtschaftsförderer Joachim Grollmann stieß diese Aussage damals auf Erstaunen. Der Grund: Ikea hatte wohl ein Auge auf das Knipping-Dorn-Areal geworfen, doch die Verkehrsanbindung erwies sich als kompliziert. Horst Schiereck, zu der Zeit Oberbürgermeister, sagte Anfang 2014: „Ikea in Herne. Das macht keinen Sinn.“

Auch auf das Gelände Knipping-Dorn hatte Ikea mal ein Auge geworfen.
Auch auf das Gelände Knipping-Dorn hatte Ikea mal ein Auge geworfen. © Hans Blossey

Verschiedene Standorte im Fokus

Das sieht man in der heutigen Stadtspitze offenbar anders (OB Dudda war für eine Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung nicht zu erreichen), auch Ikea behielt Herne im Hinterkopf. Denn ein Jahr später brachte Ikea selbst die Stadt wieder ins Spiel. Man wolle mittelfristig in der Region Bochum/Herne ein Möbelhaus errichten. „Da sollten wir unseren Hut in den Ring werfen“, sagte Grollmann damals, allerdings fehlten geeignete Flächen, so die Einschätzung.

Allerdings: Damals verhandelte ein Wanne-Eickeler Immobilienentwickler mit Ikea über ein Gelände, das in puncto Größe und Verkehrsanbindung alle Voraussetzungen erfüllte. Ein Ergebnis gab es nicht.

Auch Grundstücksentwickler Uwe Kappel sprach mit Ikea. Der Möbelriese habe Interesse an den Grundstücken Kost und Siemens. Die Gespräche endeten offenbar auch ergebnislos. Das war zu Beginn des Jahres 2016.

Spekulationen durch neue Strategie

Dass der Gesprächsfaden zwischen Ikea und der Stadt offenbar nie vollständig abgerissen war, offenbart die Mitteilung von Mittwoch, dass Herne nach wie vor Chancen habe. Fragt sich: Welche genau? Denn Ikea-Expansions-Chef Johannes Ferber sagte im Gespräch mit der WAZ-Wirtschaftsredaktion, dass neue Märkte künftig vor allem in den Innenstädten und Metropolregionen entstehen. „Format und Größe werden unterschiedlich sein. Wichtig ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Auch Kunden ohne Auto müssen uns gut erreichen können.“

Könnte in die neue Innenstadt-Strategie von Ikea passen: das ehemaligen Hertiehaus.
Könnte in die neue Innenstadt-Strategie von Ikea passen: das ehemaligen Hertiehaus. © Ralph Bodemer

Das regt sofort die Fantasie an - und richtet den Blick schnell auf das ehemalige Hertie-Haus. 2014 hat Ikea in Hamburg-Altona einen City-Store eröffnet, ohne raumfressendes Warenlager. Dieses Profil könnte auf die leer stehende Immobilie in der Herner Innenstadt passen. Bei Landmarken, dem Besitzer des Hauses, gibt man sich zugeknöpft. Man spreche nicht über Gespräche mit möglichen Mietern.

Innenstadtnah ist auch der Shamrockpark. Die Essener Fakt AG entwickelt das ehemalige RAG-Gelände und hat eine Reihe von Ideen. Doch beim Thema Ikea sieht man eher den Oberbürgermeister am Zug.

Eine baldige Entscheidung scheint jedenfalls auch nach so langer Zeit nicht in Sicht - und der Abzählreim könnte sich noch ein wenig fortsetzen.

>> BOCHUM SIEHT PROBLEME

In Bochum sieht man mit Blick auf eine mögliche Ikea-Ansiedlung eine Voraussetzung nicht erfüllt: Planungsrecht. Zwar gebe es Grundstücke, die groß genug für Ikea seien, sagte Bochums Baudezernent Markus Bradtke im vergangenen Jahr. Doch planungsrechtlich gebe es keinen geeigneten Standort.

Für eine Ansiedlung in der Bochumer Innenstadt kommt - wenn überhaupt - nur das Areal des ehemaligen Justizzentrums in Frage.