Herne. . Tim Meyer ist Filmstudent in Dortmund. Seit zwei Jahren begleitet ihn das Thema Tod. Mit „Der Tod & Das Leben“ dreht er seinen ersten Kinofilm.
25 Jahre alt ist Tim Meyer und damit in einer Lebensphase, die normalerweise nicht zur Auseinandersetzung mit dem Tod zwingt. Das ist auch bei Tim Meyer nicht anders. Kein Todesfall im Umfeld, der die Idee ausgelöst hätte, die den Herner Filmstudenten jetzt seit mehr als zwei Jahren begleitet. Er arbeitet an einem Dokumentarfilm mit dem Titel „Der Tod & Das Leben“. Die Dreharbeiten sind im Gange. Entstehen soll ein 90-Minuten-Film für das Kino.
Neues Projekt knüpft an Seminararbeit an
Der Tod als „Geheimnis, das wir erst lüften, wenn wir es selbst erleben“: Diesem Mysterium wollte Tim Meyer näher kommen - ein Thema, „an das wir uns nicht so rantrauen, obwohl es so präsent ist.“ Und so begab sich der junge Herner, der an der FH Dortmund Film studiert, auf die Suche nach Menschen, die etwas zu sagen haben über den Tod. Für seine Seminararbeit sprach Tim Meyer mit der Leiterin des Lukas-Hospizes, Anneli Wallbaum, mit Feuerwehrleuten und einer Psycho-Onkologin. Die Interviews sind inzwischen auch im Internet auf der Seite www. dertodinmeinemleben.de zu sehen.
„Das Online-Projekt war für mich das Startsignal“, erzählt Tim Meyer. „Jetzt sind wir mit der Kinokamera unterwegs.“ Die Idee dieses Mal: Die Interviewpartner sollen sich selbst einen Ort aussuchen, an dem sie im Gespräch mit dem Filmproduzenten bei einem Spaziergang über den Tod sprechen wollen. Weil das Wandern das Denken beflügelt, wie Meyer überzeugt ist. Anneli Wallbaum ist wieder dabei. Mit ihr läuft Meyer in Nordwijk am Strand entlang. Dort erzählt sie ihm auch eine ganz persönliche Nahtod-Erfahrung. Die Hospizleiterin hat mit 48 Jahren aus heiterem Himmel einen Herzstilstand erlitten. „Seitdem hat sich für mich die Beschäftigung mit dem Thema völlig verändert“, sagt sie. Überraschend der nächste Satz: „Es ist eine leise Sehnsucht geblieben nach diesem Ort, wo es dunkel, warm und friedlich war.“
Interviewer lässt Gespräche auf sich zukommen
Tim Meyer hält sich in den Gesprächen zurück. Hört zu, folgt keinem Plan. „Man guckt einfach, was kommt.“ Er begleitet die Psycho-Onkologin Susanne Ernst-Behn nach München auf den Südfriedhof, mit Manuel Andrack, dem Side-Kick von Late-Night-Talker Harald Schmidt, geht er in Saarbrücken durch den Wald. Sogar in Frankreich wird gedreht: „Der Religionswissenschaftler Prof. Michael von Brück hat sich eine Kapelle in der Nähe von Colmar ausgesucht.“
Weiterer Dreh in Indien ist geplant
Dank Professor Brücks Beziehung zu Indien könnte ein weiterer Dreh dort stattfinden. Der Münchener Wissenschaftler habe einige Jahre in Sri Lanka gewohnt und gute Kontakte auch in spirituelle Kreise. Meyer hofft auf einen Zugang „zu Menschen, für die Leben und Sterben eine Einheit ist“.
So ergeht es Tim Meyer oft: Er trifft jemanden und der gibt ihm einen Hinweis auf einen anderen, der noch etwas zu sagen haben könnte. Fünf Interviews hat er jetzt geführt, fünf weitere Gesprächspartner kann er sich vorstellen. Jürgen Domian ist einer von ihnen, in seinen nächtlichen Radiosendungen oft mit dem Tod konfrontiert. Eine ganz andere Sicht könnte der TV-Moderator und Physiker Ranga Yogeshwar bieten.
Filmemacher hat Programmkinos im Visier
Ob es der Film tatsächlich ins Kino schafft? Tim Meyer ist gespannt. Zumindest bei den Programmkinos sieht er eine Chance. Wenn nicht, bleiben die Fernsehsender. „Es ist schwierig, von künstlerischen Filmen zu leben“, macht er sich keine Illusionen. Das neue Projekt ist für ihn deshalb auch eine Art Feldversuch: „Ich will sehen, ob ich mir mit dokumentarischen Inhalten etwas Solides aufbauen kann.“
>>> ZUR PERSON
Tim Meyer hat kürzlich seinen Bachelor bestanden (Note 1,3), eine Masterarbeit über das aktuelle Filmprojekt ist geplant.
Gleichzeitig arbeitet der 25-Jährige seit seinem Abitur am Haranni-Gymnasium (2011) als selbstständiger Filmproduzent. Seine Firma Meyer Medien produziert Werbefilme (z.B. für die Stiftung Wewole oder die Knappschaft), Radiospots und Internetauftritte und 360-Grad-Rundgänge (z.B. fürs Lago).
Der Förderverein des Lukas-Hospizes sponsert den aktuellen Film. Zusätzlich will Tim Meyer Filmförderung beantragen.