herne. . Die Weihnachtskirmes stieß bei einer Informationsveranstaltung von SPD und CDU auf viel Zustimmung. Anwohner protestierten gegen die Pläne.

„Jetzt kommen Bürger zu Wort“ – unter diesem Motto hatten SPD und CDU in den Gemeindesaal der Lutherkirche an der Unser-Fritz-Straße eingeladen. Rot-Schwarz hielt Wort: Nach der Vorstellung des Projekts „Cranger Weihnachtskirmes“ (alternativ: „Winter Wonderland“) durch Schausteller Sebastian Küchenmeister und seinen Sprecher Dominik Hertrich ging es 90 Minuten lang zur Sache.

Der Investor

„Einmalig“, „zauberhaft“, „niveauvoll“ – so pries PR-Mann Hertrich das Projekt an. Die zentrale Botschaft: „Das ist keine zweite Cranger Kirmes.“ Ein Mini-Themenpark planten sie, ausschließlich für Familien. Und eine große Eisbahn. Und einen fliegenden Weihnachtsmann. Und und und. Große Parkplatz- und Verkehrsprobleme seien wegen der deutlich niedrigeren Besucherzahlen als bei der Cranger Kirmes nicht zu erwarten, so Hertrich. Und: Während der Veranstaltung wären sie bei Problemen rund um die Uhr ansprechbar.

Die Stimmung

Für oder gegen die Weihnachtskirmes? Beiträge von Befürwortern und Gegnern hielten sich die Waage - bezogen auf die Zahl. Gemessen am Beifall für Wortbeiträge war die „Pro Weihnachtskirmes“-Fraktion allerdings erheblich größer.

Die Gegner

Vor allem Anwohner des Kirmesplatzes äußerten sich kritisch bis ablehnend. Sie befürchten u.a. ein Verkehrs-Chaos, Belästigungen eine Vermüllung des Umfelds - so wie bei der Cranger Kirmes. Eine Weihnachtskirmes über mehrere Wochen könne ihnen nicht auch noch zugemutet werden, hieß es. Der Initiator einer Aktion gegen die Weihnachtskirmes, der 81 Unterschriften gesammelt hatte, nahm aus terminlichen Gründen nicht an der Veranstaltung teil.

Die Befürworter

Eine Weihnachtskirmes sei eine riesige Chance für Herne und Wanne-Eickel, so mehrere Redner unisono. „Der Platz wird viel zu wenig genutzt“, sagte ein junger Wanner.

Die Ratsfraktionen

Sie standen Rede und Antwort: (v.li.) Dominik Hertrich, Sebastian Küchenmeister, Bettina Szelag und Udo Sobieski.
Sie standen Rede und Antwort: (v.li.) Dominik Hertrich, Sebastian Küchenmeister, Bettina Szelag und Udo Sobieski.

SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski stellte sich hinter das Projekt. Die Weihnachtskirmes würde die Attraktivität Hernes steigern, sagte er. Vertraglich fixierte Auflagen würden den größtmöglichen Schutz von Anwohnerinteressen gewährleisten. CDU-Fraktions-Chefin Bettina Szelag ließ ihre Sympathie für die Weihnachtskirmes mehrfach durchblitzen. Aufgrund der zahlreichen Anwohnerbedenken regte Sobieski die Gründung eines „Runden Tisches“ an.

Die Entscheidung

Der Immobilienausschuss diskutiert am Dienstag ab 16 Uhr im Rathaus Herne in öffentlicher Sitzung und entscheidet aus formalen Gründen anschließend nicht öffentlich. Stattfinden soll dies im (sehr) kleinen Sitzungssaal 214, was angesichts des zu erwartenden großen Interesses sicherlich nicht das letzte Wort ist. Oooder?

Zitate: Verzweiflung, Schüsse ins Knie und klare Kante

„Es wird nur gemeckert. Wenn nichts passiert, wird gemeckert. Wenn etwas passiert, wird auch gemeckert. Ich verstehe das nicht.“
Eine Wannerin verzweifelt an ihren Mitmenschen.

„So etwas hasse ich. Ich bin aus Süddeutschland nach Wanne gezogen. Ich wohne hier. Was Sie sagen, ist eine Frechheit.“
Eine Gegnerin der Weihnachtskirmes reagiert auf den Zuruf „Dann ziehen Sie doch weg“.

„Mir kommt es so vor, dass in dem Konzept vieles übers Knie gebrochen wurde und noch nicht ausgereift ist. Die Anwohner sollen wohl erst einmal beruhigt werden.“
Einer Anwohnerin geht alles etwas zu schnell.

„Sie haben sich selbst ins Knie geschossen, als Sie das Projekt ,Cranger Weihnachtskirmes’ genannt haben.“
Eine Befürworterin des Projekts wundert sich nicht darüber, dass Kritiker ständig Vergleiche zur Cranger Kirmes ziehen.

„Ich will eine Million Euro investieren. Einen Vertrag über ein Jahr kann ich nicht akzeptieren. Was ist denn, wenn es super läuft und die Stadt nimmt plötzlich einen anderen Investor oder macht es gar selbst.“
Sebstian Küchenmeister zeigt klare Kante zum Vorschlag der Stadt.

>> INFO

Im November 2018 und noch vor Totensonntag würde Sebastian Küchenmeister seine Weihnachtskirmes starten wollten, Silvester wäre der letzte Tag des Wintermarktes.

Auf Nachfrage einer Bürgerin bestätigte er, dass er zum Abschluss zusätzlich eine Silvesterparty auf dem Kirmesplatz plane.