Herne. . „Voodoo-Prozess“ in Bochum wurde fortgesetzt: Nigerianerin soll einem Schleuserring angehört haben, der Mädchen in die Prostitution zwang.

Im Prozess um Voodoo-Rituale und Zwangsprostitution in Herne und Umgebung hat eine der angeklagten Frauen aus Nigeria vehement ihre Unschuld beteuert. Dabei wird sie schwer belastet.

„Haben uns nur gegenseitig die Haare gemacht“

Es war eine Mischung aus Selbstmitleid und Trotz, mit der die 34-Jährige vor dem Bochumer Landgericht in die Offensive gegangen ist. „Ich habe niemanden eingeschleust und auch kein Geld von den Mädchen kassiert“, sagte sie den Richtern. Und über die vielen Frauen, die bei der Razzia von Mai 2017 in ihrem Haus angetroffen waren, erklärte sie nur: „Wir haben uns getroffen, um uns gegenseitig die Haare zu machen.“

Genau das sieht die Staatsanwaltschaft jedoch anders. Sie ist überzeugt, dass die 34-Jährige zu einem Schleuserring gehört, der Prostituierte von Nigeria nach Deutschland gebracht und hier auf Bordelle verteilt hat.

Angeklagte soll die „Madame“ gewesen sein

Die Anklage stützt sich unter anderem auf die Vernehmung einer Frau, die diese Sätze über die 34-Jährige gesagt hat: „Sie war die Madame. Sie hat uns 100 Euro pro Monat für ein Zimmer und 50 Euro für Verpflegung abgenommen. Und sie hat auch das eingenommene Geld aus den Bordellen kassiert.“

Fakt ist auch, dass der Name der Angeklagten auf Protokollen von abgehörten Telefonaten auftaucht. Kurz vor ihrer Festnahme soll die 34-Jährige sogar ihre Aufenthaltsgenehmigung zur Verfügung gestellt haben, um eine weitere Frau aus Nigeria einzuschleusen. Doch auch das wird von ihr bestritten.

34-Jährige war selbst sofort im Bordell gelandet

Sie selbst war 2004 nach Europa gekommen. Ihr Weg führte sie über Paris nach Madrid, wo sie sofort in einem Bordell gelandet ist. 50 000 Euro sollte sie an die Schleuser zurückzahlen. „Ich habe es für meine Familie gemacht“, sagte sie den Richtern. Nach Krankheit und Tod ihrer Eltern sei es den acht Kindern in ihrer Heimat extrem schlecht gegangen.

Doch die 34-Jährige hatte Glück. Ein Verehrer hat sie angeblich freigekauft. 2011 war sie nach eigenen Angaben das erste Mal nach Deutschland gereist. Dabei lernte sie die fünf Mitangeklagten kennen.